1024 - Zeitmüll
aufeinander ein oder versuchten, sich gegenseitig damit zu durchbohren. Die Luft dröhnte unter den Titanenschlägen, und die Funken sprühten.
„Sehe ich richtig?" fragte Anny verstört. „Haben die beiden eine Aureole?"
„Ja, das stimmt", sagte Tom Barrett überrascht. „Das ist es, was mir aufgefallen ist. Die beiden sind von schimmernder Energie umgeben."
Jetzt, da sie sich bewußt geworden waren, was ungewöhnlich an dem Kampf war, sahen sie, daß von dem kugelförmigen Rumpf Kyrrs etwas Leuchtendes ausging, was beide Kämpfer umloderte. Mittlerweile war die Kugel kleiner geworden, ein deutliches Zeichen dafür, daß Kyrr viel von der Energie hatte abgeben müssen, die er bei seinem Duell mit dem Riesenroboter in sich hineingepumpt hatte.
Aber auch Icho Tolot zeigte, daß ihn der Kampf Kraft gekostet hatte. Seine Schläge kamen langsamer als vorher, und sie waren nicht mehr ganz so wuchtig.
Plötzlich ließ Kyrr den Stahlträger fallen, den er als Waffe benutzt hatte. Es gelang ihm, hinter den Haluter zu kommen. Er packte dessen obere Arme und bog sie zurück.
Die Beobachter auf dem Felsen hörten es in den Gelenken des Haluters krachen.
Klirrend polterte dessen Stahlträger auf die Felsen.
„Nein", flüsterte Anny entsetzt. „Das darf nicht sein. Icho, wehre dich."
Der Haluter brüllte gepeinigt auf. Er ließ sich rückwärts fallen. Abermals krachte es in seinen Gelenken. Dann umklammerte er die Beine Kyrrs mit seinen Laufarmen und riß ihn um. Das ruhmsüchtige Wesen stürzte auf ihn, und jetzt packte der Haluter ihn am Kopf.
Kyrr beging einen verhängnisvollen Fehler.
Er wollte aus dem Griff des Haluters fliehen. Sein Kopf löste sich von seinem Rumpf, und der darin verborgene Hals kam zum Vorschein. Icho Tolot erkannte seine Chance augenblicklich. Er packte Kyrr mit vier Händen am Hals und drückte mit ganzer Kraft zu.
Verzweifelt wehrte sich sein Gegner.
Immer wieder gelang es ihm für einige Sekunden, den würgenden Griff zu lockern und nach Luft zu schnappen.
„Kique", röchelte er dabei. „Schreibe es nicht auf. Streiche alles, was du geschrieben hast. Diese Schande!"
Er bemerkte nicht, daß sein Schreiber schon längst nicht mehr in der Nähe war.
Marlett Berga sprang auf. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Nein, Icho", rief sie. „Du darfst ihn nicht töten."
Jetzt konnte Kyrr sich nicht mehr aus dem Griff lösen. Sein Kopf schwoll an, doch als es schon so aussah, als müsse er sterben, geschah mit ihm das gleiche wie mit aller Materie, die von Seth-Apophis aus der Zukunft auf die Oberfläche von Arxisto geschleudert worden war. Er begann, sich aufzulösen.
Icho Tolot merkte sofort, was geschah.
Er zog sich von Kyrr zurück.
Dieser richtete sich langsam auf. Er schwankte stark, und sein Atem ging laut und röchelnd.
„Ich habe verloren", wimmerte er. „Dies war mein größter Kampf, und ich habe ihn verloren."
Dann verflüchtigte er sich vollends.
Icho Tolot sank auf den Boden und streckte Arme und Beine von sich. Die beiden Frauen und der Jäger sahen ihm an, daß er völlig erschöpft war.
Der Haluter fühlte sich so ausgelaugt wie noch nie in seinem Leben. Jetzt, da der Kampf vorbei war, wandelte sich seine Struktur zurück, und er wurde wieder zu einem Wesen aus Fleisch und Blut. Dieses Mal erfolgte die Strukturveränderung, ohne daß er darüber nachzudenken brauchte. Sie wurde von seinen Instinkten eingeleitet und kontrolliert.
Icho horchte in sich hinein.
Er war glücklich.
Dieser Gegner war ihm willkommen gewesen. Endlich hatte sich ihm die Möglichkeit geboten, sich bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit auszutoben und in einer Art Drangwäsche einen Ausgleich zu finden. Er hatte nicht mit einem derart harten Widerstand gerechnet. Noch niemals war er einem Gegner begegnet, der ihm so gefährlich geworden war, und er wußte nicht, wie der Kampf ausgegangen wäre, wenn es ihm nicht im letzten Moment gelungen wäre, Kyrr an seiner einzig empfindlichen Stelle zu packen.
Das Fremde in ihm hatte sich völlig zurückgezogen. Icho spürte es nicht mehr.
Voller Hoffnung fragte er sich, ob es ihm gelungen war, es bei diesem Kampf abzuschütteln.
*
Die Evakuierung der Bevölkerung von Arxisto lief an, als auch die zweite der beiden TSUNAMIS gelandet war.
Rhodan hatte die Schuttmassen, die aus der Zukunft gekommen waren, kurzerhand mit Hilfe von Desintegratorstrahlern abräumen lassen, soweit das möglich war. Damit waren Landeplätze für die
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