Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1024 - Zeitmüll

Titel: 1024 - Zeitmüll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Marlett Berga, weil diese so hilflos war. Sie wußte, daß Lewis sie verlassen würde. Schon in den nächsten Tagen wollte er den Ehevertrag auflösen lassen und die vermögensrechtlichen Dinge regeln.
    „Geh endlich. Verschwinde", rief Marlett. „Ich kann dich nicht mehr sehen."
    Ein dumpfes Brausen erfüllte die Luft, und der Boden erzitterte.
    Die beiden Frauen blickten sich verstört an. Ihr Streit war vergessen.
    Sie dachten an die Nachrichten, die sie in den letzten Tagen gehört hatten. Ungeheure Materiemassen waren, aus dem Nichts kommend, über Arxisto herabgegangen und hatten das Handelskontor schwer beschädigt. Die Presse hatte von Tausenden von Verletzten und einer großen Zahl von Toten gesprochen. Der Bungalow, in dem Marlett Berga mit ihrem Mann lebte, war jedoch über hundert Kilometer von dem Handelsstützpunkt entfernt, und sie hatten selbst keine bedrohlichen Beobachtungen gemacht.
    Anny eilte zu einem Fenster und blickte hinaus.
    Trotz der dichten Wolkendecke konnte sie eigenartige Lichter erkennen, die hoch über den Wolken in der Atmosphäre von Arxisto aufleuchteten. Sie waren anders als die Blitze des Gewitters. Einige waren rot, andere gelb oder grün. Es schien, als zögen leuchtende Bälle über Arxisto hinweg.
    Anny Vorscheyn rannte zur Tür und riß sie auf.
    „Lewis", schrie sie. „Komm herein. Schnell."
    Der Mann Marletts stand an einem Lastengleiter und versuchte, die Ladetür zu verschließen. Sie hatte sich jedoch offensichtlich verzogen, so daß er sich mit dem ganzen Körper gegen sie stemmen mußte. Der Regen prasselte auf ihn herab und durchnäßte ihn.
    „Laß doch die blöde Tür", rief Anny. „Komm herein."
    Das Brausen in der Luft schwoll zu einem schier unerträglichen Donnern an. Blitze zuckten in dichter Folge herab. Anny sah, daß sich Lewis ihr zuwandte. Er wollte ins Haus flüchten, doch plötzlich stürzte eine Masse aus den Wolken herab und begrub ihn unter sich.
    Anny eilte in die Dunkelheit hinaus. Sie kam gerade drei Schritte weit, dann versperrte ihr eine Gesteinsmasse den Weg. Sie ragte wie eine Wand vor ihr auf.
    Anny wußte, daß Lewis darunter begraben war und daß ihm niemand mehr helfen konnte. Wie gelähmt stand sie vor dem Gestein, das aus dem Nichts heraus gekommen war, und spürte nicht, wie der Regen sie durchnäßte.
    Dann hörte sie Marlett schreien.
    Sie drehte sich um und kehrte ins Haus zurück.
    Marlett blickte sie mit weit geöffneten Augen an.
    „Er ist tot", sagte Anny, doch Marlett schien nicht zu begreifen.
    Der Boden zitterte so heftig wie bei einem Erdbeben. Es knisterte und krachte in den Verstrebungen des Hauses, und dann schlug plötzlich eine Steinmasse mit verheerender Wucht in das Gebäude. Es zerschmetterte einen Teil des Hauses.
    „Wir müssen hier weg", rief Anny Vorscheyn entschlossen. „Wenn wir noch länger bleiben, werden wir auch erschlagen."
    Sie packte Marlett an der Hand und zerrte sie hinaus. Als ihnen der Regen ins Gesicht peitschte, sahen sie einen haushohen Felsbrocken, der über jenem Teil des Bungalows lag, in dem auch der Unterstand für den Gleiter gewesen war. Von der Maschine, mit der Anny Vorscheyn gekommen war, ragten nur noch ein paar Plastikteile unter dem Gestein hervor.
    „Wir müssen zu Fuß gehen", sagte Anny.
    „Das geht doch nicht", widersprach Marlett. „Wir kommen nie durch."
    Keine fünf Meter von ihnen entfernt schlugen mehrere Steinbrocken in den weichen Boden und verschwanden fast völlig darin. Das gab den Ausschlag. Marlett Berga begriff, daß sie nicht länger bei ihrem Haus bleiben durfte, weil sie hier nicht die geringste Chance hatte. Und irgendwo war sie froh, daß ihr Anny Vorscheyn die Entscheidung abnahm. Sie selbst hätte sich nicht zur Flucht entschließen können.
    „Warte", schrie sie. „Ich muß einige Dinge mitnehmen. Wir können nicht so ohne weiteres loslaufen, und ich muß den Energiezaun abschalten, sonst kommen wir nicht raus."
    Anny Vorscheyn erhob keinen Einspruch, als sie ins Haus eilte, um einige für sie wichtige Dinge mitzunehmen. Marlett kehrte schon Sekunden später wieder zurück. Alles, was sie aus dem Haus geholt hatte, war ein kleiner Energienadler. Immerhin hatte sie daran gedacht, den Energiezaun abzuschalten, dann hatte sie die Angst wieder aus dem Haus getrieben.
    „Vielleicht genügt es, wenn wir ein paar Kilometer weit laufen", jammerte sie, als sie hinter der Frau hereilte, die ihr den Mann hatte nehmen wollen, und die sich nun in einer ebenso

Weitere Kostenlose Bücher