1025 - Planet der Spiele
Abend nicht mehr blicken.
*
Die drei Betschiden verbrachten eine ruhige Nacht. Nichts und niemand störte sie, und als sie am Morgen vor die Tür sahen, stellten sie fest, daß man ihnen nicht einmal eine Wache vor die Nase gesetzt hatte.
Aus dem Hof drangen Geräusche herauf - langgezogene, seltsame Schreie, dumpfes Klatschen wie von heftigen Schlägen, ein Pfeifen und Zischen, als würde ein schwerer Gegenstand mit großer Geschwindigkeit im Kreis herumgewirbelt.
Brether Faddon lief zur Brüstung der Galerie und sah hinunter.
„Seht euch das an!" rief er den anderen zu.
Sie blickten hinab und sahen ein Dutzend Wesen, die auf der weiten Fläche Scheinkämpfe ausfochten. Keiner der Kämpfer hatte einen Gegner aus Fleisch und Blut vor sich. Sie alle schienen ausschließlich mit sich selbst und einem Wesen, das nur in ihrer Phantasie vorhanden war, beschäftigt zu sein.
Vergeblich sah Brether Faddon sich nach Cylam und Wyskynen um. Die beiden waren nicht unter denen, die im Hof trainierten. Schließlich entdeckte er sie aber doch. Sie saßen auf den Treppenstufen, beobachteten die Kämpfer und sprachen leise miteinander.
Während er noch hinsah, wandte Cylam den Kopf und sah nach oben.
Er muß gewußt haben, wo ich bin! schoß es dem Betschiden durch den Kopf. Aber wie hat er das angestellt?
Die Blicke der beiden ungleichen Männer begegneten sich, dann konzentrierte sich Cylam wieder auf die Vorgänge im Hof. Ein Tart schwang ein riesiges Schwert und trieb damit seinen Gegner vor sich her - wobei auch dieser Gegner nicht existierte. Der Tart erweckte zeitweilig den Eindruck, völlig die Kontrolle über sich verloren zu haben. Aber als ihm ein feingliedriges, schwarzhäutiges Wesen, das schwere Kugeln an dünnen Schnüren um sich herumwirbelte, fast vor die Füße sprang, stoppte der mächtige Echsenmann blitzschnell einen Scheinangriff, der den Fremden unweigerlich in zwei Hälften hätte zerteilen müssen.
„Scher dich weg, du Anfänger!" schrie der Tart den Dunkelhäutigen an.
Keiner der drei Betschiden hätte je zuvor so viel Temperament bei einem dieser sonst so ruhigen Echsenwesen vermutet.
Der Tart war durch den Vorfall aus dem Rhythmus geraten. Er ließ das Schwert sinken und stapfte schwerfällig zur Treppe. Dort blieb er stehen, auf das Geländer gelehnt, und begann eine Unterhaltung mit Cylam und Wyskynen.
Fast gleichzeitig setzte Surfo sich in Bewegung und steuerte auf die Treppe zu. Brether Faddon bekam ihn gerade noch zu fassen.
„Bist du verrückt geworden?" zischte er ihn an. „Wenn das wirklich ein Jäger ist..."
„Dann hat er die Wahrheit längst erkannt", wehrte Mallagan gelassen ab. Er schüttelte Brether Faddons Hand mühelos ab und ging nach unten. Brether sah sich ratlos nach Scoutie um.
„Wir sollten ihm folgen", riet sie leise. „Von hier oben aus können wir kaum auf ihn aufpassen. Er gefällt mir heute nicht so recht. Er ist zu ruhig. Ich fürchte, er wird sich in Schwierigkeiten bringen."
Brether wünschte sich nur eines: Daß es ihm möglich gewesen wäre, Surfo Mallagan von dem Doppel-Spoodie zu befreien. Ein Spoodie befähigte seinen Symbionten dazu, schneller, klüger und umsichtiger zu handeln, Informationen besser zu verarbeiten, Zusammenhänge zu durchschauen, die ihm vorher unbegreiflich gewesen waren, und schneller zu lernen, also auch anpassungsfähiger zu sein. Wenigstens war das der Idealfall. Es gab auch Wesen, die kaum oder gar nicht auf einen Spoodie reagierten. Zwei von diesen winzigen Symbionten aber erschienen dem Betschiden zunehmend als Auslöser für eine riskante Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn.
Mallagan hatte die Gruppe am Ende der Treppe erreicht. Er blieb stehen.
Cylam schien den Tart gut zu kennen, und er erklärte ihm gerade in allen Einzelheiten einen Fehler, den er in der Kampfweise des Echsenmanns bemerkt hatte. Dabei gestikulierte er lebhaft, und da Mallagan allmählich immer näher an ihn heranrückte, war es fast unausweichlich, daß Cylam den Betschiden mit der Hand berührte. Brether Faddon, der alles genau beobachtete, war sich sicher, daß diese Berührung nicht zufällig erfolgte. Mallagan benahm sich geradezu provozierend, und Cylam ging darauf ein. Der Jäger glaubte zu ahnen, worauf das alles hinauslief.
„Paß auf, du!" sagte Mallagan denn auch prompt. „Ich lasse mich nicht gerne herumschubsen!"
Cylam beachtete ihn nicht, sondern sprach weiter mit dem Tart. Offenbar war er nicht damit einverstanden,
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