1028 - Der einsame Gefangene
allein?"
„Die beiden Wärter, die mich begleiteten, haben sich bis zum Ende des Korridors zurückgezogen. Es besteht keine Gefahr."
„Gut, wir öffnen jetzt."
Ford schlüpfte schnell durch den Spalt, dann schloß sich die Tür wieder. 1-Lindepj atmete auf und gab den Piraten einen Wink, ihre Strahler wieder verschwinden zu lassen.
„Dann erzähle", forderte er Ford auf.
Ford nickte und wollte seine Waffe wieder an sich nehmen, die noch auf dem Tisch lag und die er natürlich zu der Verhandlung nicht hatte mitnehmen können, aber 1-Lindepj hielt ihn zurück.
„Noch nicht, Freund. Unbewaffnet erscheinst du mir vertrauenswürdiger. Vielleicht erhältst du sie später zurück."
Ford zuckte die Schultern und blieb gelassen, wenn auch nur äußerlich. Wenn er auch nur die geringsten Zweifel gehegt hätte, ob er richtig handelte oder nicht, jetzt war die Entscheidung endgültig gefallen. 1-Lindepj selbst hatte sie herbeigeführt.
„Tarnis und Op haben unsere Bedingungen angenommen, 1-Lindepj."
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, aber 1-Lindepj brachte seine Piraten mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Und wie soll das vor sich gehen?" fragte er. „Ich möchte Einzelheiten hören, Ford. So leicht lasse ich mich nicht übertölpeln."
„Davon kann keine Rede sein. Unser Fall ist auf ganz Couhrs bekannt geworden. Tarnis könnte es sich nicht leisten, das Leben unserer Geiseln zu gefährden. Allerdings schlägt er vor, daß wir zuerst das zur Verfügung gestellte Schiff auf seine Tüchtigkeit untersuchen und dann unmittelbar vor dem Start unsere Gefangenen freigeben."
„Das hat er sich gedacht!" 1-Lindepj machte eine deutliche Geste der Ablehnung.
„Kommt nicht in Frage! Hast du ihm das gesagt?"
„Natürlich, denn ich kenne ja deine Entscheidung. Die Geiseln werden uns auf unserem Flug begleiten - bis in alle Ewigkeit."
1-Lindepjs Fischaugen strahlten regelrecht.
„Ich sehe, daß du mich verstanden hast, genauso wird es sein. Den Dicken dort allerdings werden wir nicht ewig mit uns herumschleppen. Er würde uns sämtliche Vorräte wegfressen, so nämlich sieht er aus."
Ford sah hinüber zu Herzog Gu und bemerkte wieder das gefährliche Schimmern in den verwaschenen Augen. Er bedauerte es, ihm kein heimliches Zeichen geben zu können, um ihm ein wenig von der Furcht zu nehmen, die ihn im Griff haben mußte.
Jaagan hingegen verriet keine Furcht.
„Wenn Tarnis sein Wort hält", sagte er, „solltet ihr das auch tun. Oder habt ihr vergessen, daß zwei Geiseln besser sind als nur eine?"
„Das überlaß nur mir", hielt 1-Lindepj ihm entgegen und wandte sich erneut Ford zu: „Wann ist es denn soweit? Heute noch?"
„Es dunkelt bereits, und das Schiff ist noch nicht eingetroffen. Wir werden bis morgen warten müssen."
„Ich habe aber keine Lust, bis morgen zu warten, Ford!" Er ging zum Interkom und aktivierte ihn. Auf die Sichtverbindung verzichtete er. Nach einiger Verzögerung erhielt er Kontakt mit Tarnis, nachdem er es abgelehnt hatte, mit Op zu sprechen.
„Wir wollen hier raus, sobald das Schiff eingetroffen ist", verlangte er kategorisch. „Auch in der Nacht!"
„Warum so überhastet? Es liegt in eurem eigenen Interesse, das Schiff in aller Ruhe untersuchen zu können, und das funktioniert bei Tageslicht besser, zumindest was die Außenteile angeht. Auch mit der Übergabe der Geiseln könnt ihr euch Zeit lassen."
„Das werden wir auch", teilte 1-Lindepj ihm grimmig mit. „Sehr viel Zeit sogar. Dein Vorschlag, sie euch vor dem Start zu übergeben, ist hiermit abgelehnt."
„Ich dachte es mir schon", erwiderte Tarnis ruhig. „Noch etwas?"
„Nichts mehr!"
1-Lindepj unterbrach die Verbindung und starrte unschlüssig vor sich hin.
„Ich habe ein ungutes Gefühl", sagte er schließlich und mied Fords fragenden Blick.
„Irgend etwas an der ganzen Sache stinkt, wenn ich nur wüßte, was ..."
„Kann ich jetzt meinen Strahler zurückhaben?" fragte Ford.
„Noch nicht. Setze dich neben die Geiseln und versuche zu schlafen. Du bist für diese Nacht von der Wache befreit."
Ford rückte seinen Sessel neben den des Herzogs.
Nun wußte er endgültig, daß er die dritte Geisel werden sollte.
6.
Das Schiff aus Couhrs-Yot landete bei Dunkelheit.
Scoutie und Faddon, die wieder ihre alte Kabine in der KRANOS Ibezogen hatten, verfolgten den Vorgang durch ihr Sichtfenster. Es war kein sehr großes Schiff, machte jedoch einen neuen und schnellen Eindruck. Die Bewaffnung war deutlich
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