1028 - Der einsame Gefangene
widmete sich wieder voll und ganz der Beobachtung.
*
In der Kommandozentrale der KRANOS war die Stimmung nicht ganz so zuversichtlich.
Zwar wurde mit Zufriedenheit registriert, daß Tarnis so schnell und überlegt reagierte und nicht handelte, aber die Besorgnis blieb, was nun weiter geschehen würde.
Als die Piraten schließlich in dem Fluchtschiff verschwanden, sagte Klidser: „Es kann durchaus sein, daß Ford an Bord seine Chance erhält, noch bevor die ,Unsichtbaren’ eingreifen. Wahrscheinlich jedoch erst dann, wenn sie gestartet sind.
Slotem wird auch solange warten."
Über Kodefunk meldete sich Tarnis: „Von nun an können sie mithören, was wir sprechen, also nur noch verschlüsselte Unterhaltungen, Kommandant. Wir haben gesehen, was passiert ist. Wie geht es nun weiter?"
Klidser war natürlich überfragt.
„Abwarten, Tarnis. Wir können nichts tun. Aber ich werde ebenfalls starten und sie nicht aus den Augen verlieren."
„Das birgt Gefahren für die Geiseln", gab Tarnis zu bedenken.
„Durchaus nicht, Tarnis. Die Geiseln sind ihre Lebensversicherung, sie werden ihnen nichts antun. Aber du mußt verstehen, daß ich für den Herzog verantwortlich bin."
Tarnis gab ihm nur zögernd recht.
So sehr Faddon und Scoutie das Schicksal des Herzogs und das Jaagans auch berührte, ihr Hauptinteresse galt dem geheimnisvollen Ford, der sich „Solaner" nannte.
Was wußte dieser Mann? Konnte er ihnen die Wahrheit über die SOL verraten?
„Ihm darf nichts geschehen", murmelte Scoutie, und Faddon wußte sofort, wen sie meinte.
„Keiner der Geiseln darf etwas geschehen", gab er zurück.
„So war es nicht gemeint", sagte das Mädchen und wies damit den nicht ausgesprochenen Vorwurf zurück. „Es ist nur so furchtbar, alles mitansehen zu müssen, ohne etwas tun zu können."
Kommandant Klidser mischte sich nicht in die Unterhaltung der beiden Betschiden, die er schon längst nicht mehr als echte Gefangene betrachtete, wenn er auch fest entschlossen war, sie nicht noch einmal unbewacht aus dem Schiff gehen zu lassen.
Herzog Gu mußte gute Gründe haben, sie nach Kran bringen zu lassen.
Unablässig sah er hinüber zum Fluchtschiff. Noch waren keine Anzeichen festzustellen, die auf einen baldigen Start schließen ließen. Wahrscheinlich wurde noch einmal alles gründlichst überprüft, ehe man die endgültige Flucht antrat.
Aus Sicherheitsgründen hatte man auf eine Funkverbindung mit dem Sonderkommando verzichten müssen. Eine Ortung innerhalb des Schiffes wäre zu leicht gewesen. Alles kam darauf an, daß sich die Entführer sicher fühlten und keinen Verdacht schöpften.
Zwei Stunden, nachdem die Piraten und ihre Geiseln das Fluchtschiff betreten hatten, startete es.
Es beschleunigte mit normalen Werten und verschwand im Himmel von Couhrs.
Klidser gab seine Anweisungen.
*
Klidsers Vermutungen waren richtig.
1-Lindepj ließ noch einmal das ganze Schiff durchsuchen und zeigte sich erst zufrieden, als nichts entdeckt wurde. Er selbst brachte Gu und Jaagan in eine der Kabinen und sperrte sie ein. Vor der Tür postierte er zwei bewaffnete Piraten, denen er äußerste Wachsamkeit einschärfte.
Ford durfte in der Zentrale bleiben, aber nur deshalb, um mit seinen Kenntnissen den Piraten zu helfen. Er wurde ständig von zwei Handstrahlern in Schach gehalten.
„Wir starten in wenigen Minuten", entschied 1-Lindepj endlich, und löste damit die vorhandene Spannung. „Ford, hilf den Piloten!"
Ford wußte, daß jeder Trick sinnlos war. Wenn Gu und Jaagan auch eingesperrt und nicht direkt bedroht waren, so würden die Wärter doch die Tür öffnen und die beiden Gefangenen töten, wenn etwas schiefging. Diesen Befehl hatte 1-Lindepj ihnen gegeben.
Die Piraten kannten sich gut mit den Kontrollen aus, eigentlich hätten sie Fords Hilfe kaum bedurft, aber 1-Lindepj bestand darauf. Während der ganzen Aktion blieb er übervorsichtig, aber trotzdem hatte er einen verhängnisvollen Fehler begangen: Er sperrte seine wertvollsten Geiseln ein und entzog sie damit der unmittelbaren Bedrohung durch eine Waffe.
Als das Schiff startete, sah Ford auf den Bildschirm. Unter sich erblickte er Herzog Bromos' Festung, das Gefängnis, in dem er drei einsame Jahre verbracht hatte. Und nun, da ihm endlich die Flucht gelungen war, fand er sich erneut als Gefangener wieder. Er wußte nicht, ob Tarnis die Wahrheit gesprochen hatte, als dieser ihm sagte, er wäre ohnehin freigekommen. Aber jetzt hing sein Leben
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