1028 - Der einsame Gefangene
er Tarnis am Gerät. Er beschwor den Stadtverwalter, auf keinen Fall die Geschütze einzusetzen, um das Leben GUS nicht zu gefährden.
„Sie müssen Verdacht geschöpft haben, Ford ist nun ebenfalls eine Geisel und unbewaffnet. Er kann nicht rechtzeitig eingreifen."
Tarnis benötigte immerhin einige Sekunden, um seinen ersten Plan zu vergessen. Sein neuer Befehl erreichte die Geschützbedienungen, als unten bereits die beiden Wärter auftauchten, die den Entführern vorangingen.
In ohnmächtiger Wut mußten Tarnis, Baran und die anderen zusehen, wie die Piraten mit ihren Gefangenen sich auf das Schiff zubewegten, unbehelligt und außer Gefahr.
Lediglich Op flüsterte Tarnis zu: „Ich habe es ja gleich gesagt, daß dein Plan falsch ist und mißlingen muß.
Wahrscheinlich spielt dieser Ford nur Theater, um uns zu täuschen."
„Sei still!" gab Tarnis zurück. „Und bleibe in Deckung, damit man dich nicht sieht. Wir haben immer noch die ‚Unsichtbaren’. Von ihnen wird nun alles abhängen, und Ford weiß von ihnen. Ich bin sicher, daß er auf unserer Seite ist. Die Entführer trauen ihm nicht, das ist alles."
„Schlimm genug", knurrte der Tart und fügte einen Zischlaut an, der seine ganze Verachtung ausdrückte.
In der KRANOS herrschte eine ähnliche Stimmung.
Klidser stieß eine Verwünschung aus.
„Vielleicht hatte Op doch recht, als er riet, das Büro zu stürmen. Jetzt ist es zu spät, und sie gehen viel zu dicht beieinander, als daß Scharfschützen einzusetzen wären. Vielleicht unternimmt Ford noch etwas ...?"
„Kann er nicht", murmelte Scoutie ratlos. „Selbst wenn er sich jetzt umdrehen und diesem 1-Lindepj die Waffe entreißen würde, wäre das sinnlos. Der Herzog und Jaagan wären sofort tot."
„Was mag jetzt in Ford vorgehen?" fragte Faddon, aber die Frage konnte ihm niemand beantworten.
*
Die Luke des Schiffes stand offen, eine Leiter war ausgefahren.
Das alles konnte Ford erkennen, auch wenn die Sonne blendete.
Die beiden vorangehenden Wärter beeilten sich nicht, so daß die Gruppe nur langsam weiterkam. Man hatte nun etwa die Hälfte der Strecke zwischen Festungsausgang und dem Schiff zurückgelegt. Die Entscheidung konnte in jeder Sekunde fallen, und darauf war Ford vorbereitet.
Von sich aus, das wußte er, konnte er nichts unternehmen, aber sobald er auch nur das Geringste spürte, würde er die drei verbleibenden Sekunden nutzen. Es würde zu spät sein, 1-Lindepj die Waffe abzunehmen, aber wenn er sich mit aller Gewalt gegen die beiden Geiseln warf und diese zu Boden stürzten, konnten wertvolle Bruchteile von Sekunden herausgeschunden werden. Die Piraten würden überrascht werden, und ehe sie die neue Situation erfaßten, würden sie paralysiert sein.
Eine sehr kleine Chance, das wußte Ford, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
Nur noch hundert Meter ...
Langsam dämmerte es Ford, daß der Plan geändert worden war. Man hatte die neue Situation erkannt und zögerte. Die Narkosegeschütze hätten längst in Aktion treten müssen.
„Schneller da vorn!" rief 1-Lindepj und trieb die beiden Wärter zu größerer Eile an. „Was schleicht ihr denn so?"
Seine Aufmerksamkeit ließ keine Sekunde nach. So kurz vor dem ersehnten Ziel wollte er keinen Fehler machen, und er machte auch keinen, wenigstens noch nicht.
Die Wärter blieben unschlüssig stehen, als sie den Fuß der Leiter erreichten. Sie warteten auf weitere Anweisungen.
„Verschwindet, aber schnell!" rief 1-Lindepj ihnen zu.
Auch das war eine kluge Überlegung des Piraten. Fünf Gefangene im Auge zu behalten, war schwerer, als nur drei zu bewachen. Außerdem hielt er die Wärter nicht für wichtig genug, um sie als Druckmittel einsetzen zu können. Er wartete, bis die beiden Kranen wieder in der Festung verschwunden waren, dann gab er den fünf Piraten, welche die Gruppe angeführt hatten, den Befehl, das Schiff zu durchsuchen und auf seine Startbereitschaft zu überprüfen.
„Vielleicht habe ich dich falsch eingeschätzt", wandte er sich dann an Ford, ohne in seiner Wachsamkeit nachzulassen oder die Waffe zu senken. „Aber du wirst verstehen, daß ich mit allem rechnen muß."
„Auch Perfektion kann zu Fehlern führen", erwiderte Ford so gelassen, wie es ihm möglich war. Er sah hinüber zur KRANOS, die vielleicht siebenhundert Meter entfernt war.
Ihm war klar, daß sie früher oder später die Verfolgung aufnehmen würde, ob die „Unsichtbaren" nun eingriffen oder nicht. „Warum machen wir
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