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1029 - Evitas Folterkammer

1029 - Evitas Folterkammer

Titel: 1029 - Evitas Folterkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lag.
    Victor wußte, daß es bald stockfinster sein würde. Daran konnte er sich einfach nicht gewöhnen. Es war der perfekte Wahnsinn, die Schmerzen, die Dunkelheit und das Warten auf diese Folterfrau.
    »Warum nur?« brüllte er plötzlich und erschrak dabei über seine eigene hallende Stimme. Die Antwort bekam er nicht. Nur die eigene Stimme schlug ihm als Echo entgegen, und darin klang die reine Verzweiflung mit.
    Angst und Panik ließen ihn unruhig werden. Victor schaffte es nicht mehr, das Zittern zu unterdrücken. Es kam von innen, und es peinigte seinen Körper. Nichts ließ es aus. Von den Füßen bis hinein in die Fingerspitzen, und es sorgte auch dafür, daß sich die Glieder der Kette bewegten und gegeneinanderschlugen.
    Er weinte. Es war ein Weinen der Verzweiflung, das seinen Körper schüttelte. Innerhalb der Ketten hing er einfach fest, den Kopf gesenkt, den Blick zu Boden gerichtet.
    Das hatte einfach aus ihm herausdringen müssen, aber dieser Anfall ebbte auch ab und war dann verschwunden.
    Er fühlte sich so wie immer. Schlecht, kaputt, von der kalten Angst traktiert. Das Wasser hatte er getrunken, die Flamme war so gut wie niedergebrannt, und er verglich sie dabei mit der Flamme seines Lebens, die ebenfalls kaum noch flackerte und auch dicht vor dem verlöschen stand.
    »Bloch«, flüsterte er, wobei seine Stimme hoffungslos klang. »Ich weiß es nicht, ob du… ob du …«
    Etwas störte ihn.
    Sofort verstummte der Gefangene. Er hatte dabei das Gefühl, daß ihm die Kehle zugedrückt worden war.
    Etwas war anders geworden. Nicht weit von ihm weg, direkt in seiner Umgebung.
    Obwohl es ihm beinahe unmöglich war, hielt er den Atem an. Dadurch spürte er die Intensität der Schmerzen noch stärker. Noch immer schien jemand an seinem Ohr herumzuschneiden oder hinein zu sägen.
    Der Gefangene glaubte nicht an einen Irrtum. Seine Sinne waren im Dunkel des Verlieses geschärft worden. Er hatte den Kopf leicht angehoben, um in die Finsternis schauen zu können. Hinter den letzten Resten der Flammen war sie dicht und dick, aber das Feuer bemühte sich darum, auch den letzten Rest der Pechnahrung zu bekommen, um wieder stärker zu werden. Gieriger huschten die kleinen, fingerlangen Feuerzungen an das Pech heran.
    »Was ist los?« rief er mit einer Stimme, die auch der eines geistig Verwirrten hätte gehören können.
    Keine Antwort.
    Aber Victor gab nicht auf. »Bist du es, Evita? Bist du Folterfrau zurückgekehrt?«
    Stille.
    Victor hörte nur seinen eigenen Atem. Er kam schon mehr einem Schlürfen gleich. Da war etwas in der Finsternis, daran glaubte er fest, und er wußte auch, daß es keine Ratten waren.
    Der Gefangene schaffte es, den Atem anzuhalten. Trotz der bösen Schmerzen gelang es dem Mönch, sich auf die andere Sache zu konzentrieren.
    Was immer dort in der Dunkelheit lauerte, es war tatsächlich da, und es meldete sich.
    Auf einmal hörte er das leise Heulen…
    ***
    Es war ein furchtbares Geräusch. Gerade wegen der Finsternis um Victor herum hörte es sich noch schlimmer an. Wie die Botschaft aus der Hölle, in der der Teufel dabei war, die Seelen der Menschen für alle Ewigkeiten zu quälen.
    Victor kam mit diesem Geräusch nicht zurecht. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wer es abgegeben hatte. Zumindest war es keine Ratte gewesen. Die meldete sich auf eine andere Art und Weise. Die fiepte oder schrie mehr.
    Hier aber heulte jemand.
    Der Gefangene hatte sich nach vorn gedrückt, obwohl die Haltung nicht eben günstig für ihn war. Er wollte zumindest den Versuch unternehmen, mehr zu sehen. Vielleicht einen oder mehrere Umrisse in der grauen Finsternis jenseits der letzten Flammenreste.
    Das Heulen blieb. Es klang schaurig. Vergleichbar mit einer Melodie, die der Wind hinterließ, wenn er durch die Lücken eines aus Gebeinen gebauten Hauses blies. Es hinterließ ein Jammern der Qualen, und der Mönch glaubte jetzt, Gestalten zu sehen.
    Er zwinkerte. Er fluchte dabei innerlich über seine Unzulänglichkeiten. Die Sehschärfe war nicht besonders, so konnte er nur mehr raten, als etwas zu erkennen, aber er war sich jetzt sicher, nicht mehr allein in dieser Folterkammer zu sein. Aus irgendwelchen tiefdunklen Ecken mußte ich jemand gelöst haben. Möglicherweise war das Andere sogar aus dem verfluchten Boden gestiegen, der im Laufe der langen Jahre durch das Blut zahlreicher Unschuldiger getränkt worden war.
    Alles war möglich. Alles konnte sein. Hier in dieser Folterkammer waren die

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