Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1029 - Evitas Folterkammer

1029 - Evitas Folterkammer

Titel: 1029 - Evitas Folterkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch nicht die in der Nähe liegende Eliteschule von Eton.
    So war es dann auch. Bevor wir die Ausläufer des von Touristen im Sommer besonders oft besuchten Schlosses Windsor erreichten, fuhren wir in südliche Richtung, vorbei an Old Windsor und dann in den recht großen Windsor Forest hinein, in dem es nur wenige normale Straßen gab. Das Gebiet wurde praktisch von zwei Straßen umschlossen. Dazwischen gab es viel Wald, waren Hügel zu sehen und es existierten auch noch die Reste alter Bauten. Das wußte ich ebenfalls.
    In früheren Zeiten hatten hier kleine Schlösser oder Herrenhäuser gestanden, die hin und wieder als Unterkünfte für die Gäste der Windsors gedient hatten. Jetzt konnten die Wanderer nur noch Fragmente besichtigen. Ich ging davon aus, daß wir in einer dieser Ruinen den Mönch Victor fanden.
    Evita hatte sich entspannt. Sie lächelte erneut. Sie spürte, daß sie ihren Freunden näher und näher kam. Der Kontakt zu ihnen war intensiver geworden. Sie hörte die Stimmen durch ihren Kopf schwingen. Schon jetzt wurde sie willkommen geheißen. Das gab ihr Mut.
    An einer Kreuzung stoppte ich den Rover und drehte mich um.
    »Wir können jetzt wählen, wie es weiter geht. Aber Sie werden es uns bestimmt sagen, Evita.«
    Die Angesprochene hob den Kopf. Ein kalter Blick traf mich. Eis schien in den Augen zu schimmern. »Ja, wir wollen ja alle an den Ort der großen Rache.«
    Mit dieser Antwort überraschte sie uns. Ein Ort der Rache und nicht nur einer, an dem gefoltert wurde.
    »Rache?« fragte der Abbé, der neben mir saß und plötzlich sehr genau zuhörte. »Wieso Rache? Wer will hier wen rächen? Bitte, ich höre zu. Wer will wen rächen?«
    »Ihr werdet es erleben«, erwiderte sie. »Die Vergangenheit ist nicht tot. Und es gibt Zeiten, in denen die Toten zurückschlagen. Eine solche ist angebrochen.«
    »Sagen Sie uns, wohin wir fahren müssen!« mischte sich jetzt auch Suko ein.
    »Moment.« Evita machte es spannend. Sie tat so, als müßte sie sich erst orientieren. Dabei schaute sie aus dem Fenster, als wollte sie das äußere Bild zum letztenmal in ihrem Leben aufnehmen.
    Die Bäume mit den dichten Laubkronen. Die sanften Hügel, gerundet und wie weich gemacht. Der blaue Sommerhimmel darüber, wolkenlos, ein Sendeturm in der Ferne, der wie eine riesige Nadel in den Himmel stach. Es war einsam hier. Die meisten fuhren am Windsor Forest vorbei, weil sie nur das Schloß interessierte, aber nicht die herrliche und auch oft ruhige Umgebung. Sie wollten herausfinden, was früher einmal geschehen war, denn dieser große Name hatte nicht nur auf der Insel Gewicht, sondern auch in der ganzen Welt.
    »Wir warten«, sagte ich.
    »Es ist nicht einfach.«
    »Kommen Sie!« fuhr Suko sie an. »Spannen Sie uns nicht auf die Folter. Wir wissen, daß Sie nicht zum erstenmal hier waren. Wo also finden wir den Ort?«
    »Wollt ihr zu den Toten?«
    »Ja!« sagte ich.
    Evita kicherte plötzlich. Dabei warf sie den Kopf zurück und konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Bis zu dem Moment, an dem sie wieder verstummte und dem Abbé, der sich ebenfalls herumgedreht hatte, einen scharfen Blick zuwarf.
    »Es liegt an dir«, sagte sie leise, aber eindringlich. »Es liegt ganz allein an dir, ob du deine Freunde mit ins Verderben ziehen willst. Alles andere spielt keine Rolle mehr. Nur an dir liegt es, wenn du verstehst, Abbé.«
    »Nein, noch nicht.«
    »Sie wollen dich!«
    »Nicht Sie, Evita?«
    »Auch.«
    »Wer sind die anderen?« fragte der Abbé. »Was habe ich ihnen getan, daß Sie so reden?«
    Evita schaute ihn eine Weile an, bevor sie den Kopf schüttelte. »Du nicht«, gab sie zu. »Aber du trägst die Verantwortung«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Die volle Verantwortung für das, was in der Vergangenheit passiert ist.«
    »Tut mir leid. Da habe ich noch nicht gelebt.«
    »Aber einer muß für das Unrecht bezahlen.«
    »Für welches denn?«
    Evita öffnete den Mund. Wir alle rechneten mit einer konkreten Antwort, doch das traf nicht zu. Statt dessen nickte sie und deutete mit einer knappen Handbewegung nach vorn. »Los, fahr weiter, Sinclair. Nach links. Tiefer hinein in den Forest.«
    »Gut, wie Sie meinen.«
    Evita ließ sich wieder zurücksinken. Meiner Ansicht nach sah sie dabei sehr zufrieden aus, und sie fürchtete sich auch nicht davor, daß wir zu dritt waren und sie nur allein. Das gab mir zu denken.
    Ich überlegte, ob nicht gefährliche Helfer hinter ihr steckten.
    Geister – ja, sie hatte von

Weitere Kostenlose Bücher