103 - Die Rache des Höllenfürsten
Höllengebieten ein. Alle leisteten dem ruf ihres Gebieters Folge, denn wenn seine Existenz bedroht war, stand es auch um ihre eigene schlecht.
Noch nie hatte es unter ihnen einen solch starken Zusammenhalt gegeben. Noch nie waren sie so einig gewesen. Sie stellten alle Zwistigkeiten hinten an und konzentrierten sich auf die Gefahr von außen, der sie bald ausgesetzt sein würden.
Asmodis informierte sich über die Stärke seiner Verbündeten und ihrer Heerscharen, und er verglich sie mit der Kampfkraft von Loxagons Truppen.
»Es sieht nicht gut aus für uns«, bemerkte Asmodis im Kreise des Höllenrats. »Loxagon ist gefährlich stark geworden, und es ist damit zu rechnen, daß Splitterbanden zu ihm überlaufen werden. Je länger wir warten, desto mehr werden es sein, die sich ihm aus Angst, von ihm erschlagen zu werden, anschließen. Es ist höchste Zeit, daß wir etwas gegen ihn unternehmen.«
Es wurden Stimmen laut, daß man nicht so lange hätte warten dürfen.
Man hatte den Ernst der Gefahr nicht erkannt, und nun war Loxagon so stark geworden, daß es sehr schwierig werden würde, ihn zu bezwingen.
Auch Sadom gehörte dem Höllenrat an. Er war ein sehr kriegerischer Teufel, mit dem Asmodis in der Vergangenheit schon mehrfach Schwierigkeiten gehabt hatte, doch nun erwies es sich, daß er voll hinter dem Höllenfürsten stand.
Sadom haßte Loxagon. Nicht deshalb, weil er der Sohn des Teufels war, sondern weil er in ihm einen gefährlichen Emporkömmling sah, der das gesamte Höllengefüge aus den Angeln heben wollte und dies bereits an einigen Stellen geschafft hatte.
Man mußte diesen rücksichtslosen Bastard, der so sehr nach der absoluten Macht gierte, in die Schranken weisen.
»Loxagon steht ein riesiges Heer zur Verfügung!« rief Sadom grimmig in die Runde. »Er ist in seiner Vermessenheit entschlossen, so weit zu gehen, in die siebente Hölle einzufallen. Er will das Zentrum des Bösen stürmen, jeglichen Widerstand brechen, alle Feinde unterwerfen und Asmodis, unseren Herrscher stürzen. Es gab immer wieder Dämonen, die ihre Hand nach dem Höllenthron ausstreckten, doch keiner war jemals so gefährlich wie Loxagon. Was niemand vor ihm schaffte, könnte ihm gelingen. Wir müssen den Tatsachen ins Augen sehen. Die Lage ist ernst. Loxagon stellt für uns alle eine echte Bedrohung dar, gegen die wir geschlossen ankämpfen müssen. Wie wir alle wissen, rüstet Loxagon für die große, entscheidende Schlacht. Ich bin der Meinung, daß wir es nicht dazu kommen lassen dürfen, denn ihr Ausgang ist ungewiß. Ein Sieg Loxagons ist durchaus möglich, unter gewissen Voraussetzungen sogar wahrscheinlich. Deshalb bin ich dafür, daß wir uns diese Schlacht von ihm nicht aufzwingen lassen.«
»Was schlägst du vor?« wollte Asmodis wissen. »Soll ich mit Loxagon verhandeln? Er wäre zu keinen Konzessionen bereit. Man kann ihn nicht mit wertlosen Gebieten abspeisen. Er strebt die Herrschaft über die ganze Hölle an.«
»Ich weiß, daß man mit Loxagon nicht verhandeln kann«, sagte Sadom. »auch ich lehne ein Gespräch mit diesem größenwahnsinnigen Kretin ab. Der versteht nur eine Sprache, und das ist die Sprache des Schwerts.«
»Auch diesbezüglich hat er sich einen nicht zu übersehenden Vorteil verschafft«, sagte Asmodis.
»Du meinst das Höllenschwert«, sagte Sadom. »Ich gebe zu, diese Waffe macht ihn unvergleichlich stärker - jedoch nicht unbesiegbar. Wir müssen ihn überraschen. Wir wissen, wo er mit seinen Truppen lagert. Greifen wir ihn an, bevor er es tut. Kommen wir ihm zuvor. Fallen wir über ihn her, bevor er aufbricht und gegen die siebente Hölle zieht. Wenn es uns gelingt, ihn zu überrumpeln, zerschlagen wir seine Heerscharen und zerstreuen sie in alle Winde. Dann steht er uns mit seinem Höllenschwert allein gegenüber, und du kannst endlich tun, was du schon lange willst: deinen Sohn töten!«
Der Höllenrat teilte sich in zwei Gruppen. Die eine begrüßte Sadoms Idee, die andere wollte sich damit nicht so recht anfreunden.
Auch Asmodis war gegen einen Überfall, und seine Stimme hatte im Höllenrat stets mehr Gewicht.
»Mir wäre es lieber, wenn wir jeden Kampf vermeiden könnten«, sagte der Höllenfürst.
»Wie willst du Loxagon davon abhalten, in die siebente Hölle einzudringen?« fragte Sadom leidenschaftlich. »Durch gutes Zureden? Du hast selbst gesagt, daß man mit ihm nicht verhandeln kann. Wenn du ihm ein Gespräch vorschlägst, legt er es dir als Schwäche
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