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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Werkstatt.
Er musste zwei schmale Treppen hochgehen, die in einem
Durchlass mündeten. Dahinter lag eine von mehreren Ausstellungskammern. Sie war
fensterlos. In Nischen und hinter Mauervorsprüngen verborgen waren Strahler
installiert, die die einzelnen Wachsfiguren anleuchteten. Dies war eine der
schrecklichsten Horror-Kammern, die George Hunter im Lauf seines Lebens
gestaltet hatte. In ihr wurden Jack the Ripper, zwei weitere furchtbare
Frauenmörder und Würger ausgestellt, sowie ein Giftmörder, der sein Opfer mit
der Zielsicherheit einer Schlange aussuchte. Das waren ausschließlich Frauen.
    Terry Whitsome
hieß der Mann. Er sah aus wie ein etwas zu groß geratener Junge mit glatter
Haut, schmalen Augenbrauen und einer dünnen, geraden Nase. Whitsomes Augen
waren kalt wie Eis. Er schien seine Opfer förmlich hypnotisiert zu haben. Die
Geschworenen hatten Whitsome zum Tod durch den Strang verurteilt. Der
Giftmörder lockte seine auserwählten Bräute in Cafés und
Restaurants, plauderte mit ihnen und gewann ihr Vertrauen. Das war auch nicht
schwer. Denn er trat bevorzugt in der Verkleidung eines Reverends auf. Als
Pfarrer war er eine Respektsperson, und keine der insgesamt siebenundvierzig
Frauen, die er über den Jordan schickte, ahnte, was sie erwartete. Es gehörte
zu Whitsomes Taschenspielertricks, dass er einen unbeobachteten Moment nutzte,
um seinem Opfer selbstzubereitetes Gift ins Getränk zu schütten oder unters
Essen zu mischen. Gift und Persönlichkeit des Massenmörders waren untrennbar
verbunden. Das Gift machte die Opfer offensichtlich willenlos, und sie folgten
nach der Einladung und dem Gespräch ausnahmslos dem angeblichen Pfarrer. Er
lockte sie in seine Wohnung, die keine der Auserwählten mehr verließ. Hier
verabreichte er eine größere Giftdosis, an der seine Opfer starben. In
selbstgezimmerten Särgen setzte er die Toten bei. Die Särge blieben in seiner
Wohnung und wurden immer mehr. Sieben Zimmer stapelte er voll. Und es wären
sicher noch mehr geworden, wenn Scotland Yard damals nicht durch Zufall auf die
Spur des Mörders gekommen wäre. Beim 47. Opfer ging etwas schief. Die Frau, die
Whitsome diesmal für seine makabre Sammlung auserwählt hatte, wurde beobachtet,
als sie mit ihm das Restaurant verließ, und zwar von einer Frau, bei der das
Opfer Schulden hatte. Die Beobachterin folgte dem Reverend und seiner
Begleiterin bis in das große, düstere Haus im Londoner West-End. Sie schlich
sich ins Gebäude und bekam mit, hinter welcher Tür die beiden verschwanden. An
diesem Abend waren die Läden vor dem Fenster des Mordzimmers nicht ganz
geschlossen. Am späten Nachmittag war ein heftiger Sturm mit Regen und Hagel
über die Stadt hinweggefegt, und dabei hatte sich der Haken der Sicherung
gelockert. Durch den entstandenen Ritz beobachtete die Verfolgerin den
Giftmord, lief kreidebleich zur Polizei und meldete ihre Beobachtung. Die
Polizei, die die Tür zur angegebenen Wohnung aufbrach, ertappte den Herrn
Reverend noch in voller Montur und mitten in seiner Arbeit. Die Beamten wären
fast rückwärts wieder aus der Tür gegangen, so penetrant war der Leichengeruch,
der die Wohnung erfüllte. Whitsome ließ sich ohne Gegenwehr abführen. Was
Scotland Yard dann in den Räumen fand, gehörte zum Grausigsten, das in die
Annalen der an Überraschungen und Merkwürdigkeiten sicher reichen Geschichte
der großen Verbrechensbekämpfungs-Organisation einging. Siebenundvierzig Särge
wurden abtransportiert. Der offensichtlich geistesgestörte Mörder wurde ein
Jahr später vom Henker von London hingerichtet. Whitsome war, wie Jack the
Ripper, zu einer Legende geworden. Eine Legende, die jedoch bis in die
Gegenwart Rätsel aufgab. Nach Whitsomes Hinrichtung waren Gerüchte aufgetaucht,
wonach noch mehr Morde auf sein Konto gingen. Auch Männer, deren Leichen man
angeblich nie gefunden hat, seien seine Opfer gewesen.
    Jede einzelne
Figur in diesem Horror-Kabinett hatte ihre eigene Geschichte. Hunter
durchquerte die Kammer. Die Figuren der Mörder und die Stimmung waren
unheimlich. Fremde empfanden sie so und waren meistens wieder froh, die muffig
riechenden und düsteren Kellergewölbe verlassen zu können und wieder in Licht
und Luft hinauszutreten. Hunters Figuren haftete etwas Beklemmendes und
Bedrohendes an. Es war ihm gelungen, die Gefahr, die sie zu ihren Lebzeiten
ihren Mitmenschen gegenüber bedeuteten, spürbar einzufangen. Für die Beklemmung
und die Gespenstigkeit hatte der Einsiedler

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