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1030 - Das Ende einer Hexe

1030 - Das Ende einer Hexe

Titel: 1030 - Das Ende einer Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Äußerlichkeiten leiten lassen wollte. Aber dieser Mensch hatte schon etwas an sich, mit dem Harriman nicht zurechtkam. Abgesehen von seinem ungewöhnlichen Äußeren sah er aus wie jemand, der einem anderen Menschen Angst einjagen konnte. Um ihn herum schwebte eine Aura der Kälte und Gefühllosigkeit. Wenn Quiller ihn anschaute, hatte Harriman jedesmal das Gefühl, sich ducken zu müssen, um durch die Blicke nicht »verletzt« zu werden.
    Rodney Quiller war wie ein kalter Spuk in der kleinen Stadt erschienen. Gekommen wie aus dem Nichts. Er war plötzlich dagewesen, und er hatte sich dabei so besitzergreifend angestellt. Wie ein kleiner King war dem Konstabler das Benehmen des anderen vorgekommen, ohne daß sich Quiller überheblich gezeigt hätte. Allein seine körperliche Präsenz hatte für diese Schauer gesorgt.
    Ein eiskalter Bursche. Ein Jäger. Einer, wie ihn die Sonderkommissionen gern schluckten und liebten. Jemand, der kaum Gefühle bei seinem Job kannte.
    Die Gedanken hatten den guten Harriman schon durcheinandergebracht. Er war unsicher geworden, aber er schaffte es nicht, weitere Überlegungen anzustellen, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Es war auch nicht mehr nötig, denn die Ruhe innerhalb der kleinen Polizeistation wurde von bestimmten Lauten unterbrochen.
    Harriman hörte Schritte!
    Augenblicklich setzte er sich aufrecht hin.
    Die Echos waren nicht im Anbau aufgeklungen. Weiter vorn, in der Polizeistation.
    Kehrte Sinclair zurück, um ihn endgültig zu erledigen? Oder würde er ihn freilassen?
    Harriman schwitzte noch stärker. Scharf saugte er die warme Luft ein. Er stand auf, weil er einfach nicht mehr auf dem Stuhl bleiben konnte.
    Sehr schnell hatte er das Gitter erreicht und umklammerte zwei der Stäbe. Er hatte die typische Haltung eines Gefangenen eingenommen, der darauf wartet, daß einer seiner Betreuer an die Gittertür herantrat, um mit ihm zu reden oder um ihm etwas zu essen zu bringen.
    Die Flurtür wurde geöffnet. Harriman sah sie nicht, er kannte nur das dabei entstehende Geräusch.
    Sekunden später nur geriet der Besucher in sein Blickfeld.
    Es war nicht Sinclair, sondern der Albino!
    Ihm hätte normalerweise ein Stein vom Herzen poltern müssen. Das passierte jedoch nicht. Harriman war plötzlich unsicher geworden, denn es kamen ihm auch wieder seine Überlegungen in den Sinn.
    Innerhalb der kurzen Zeit, die ihm blieb, bevor Quiller die Zellentür erreicht hatte, verglich er die beiden Männer. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, kam Quiller schlechter weg als John Sinclair, wesentlich negativer sogar.
    Quiller blieb vor der Zellentür stehen. Er sprach zunächst kein Wort. Sein Gesicht blieb starr, und nur seine Augen bewegten sich. Dann nickte er, und auf seinen Lippen erschien ein dünnes Lächeln.
    »Wer?« fragte er nur, obwohl sich die Frage anhörte, als wäre sie überflüssig. »Wer hat das getan?«
    »Sinclair.«
    Der Albino lachte knapp auf. »Das habe ich mir gedacht, aber ich wollte es von Ihnen hören.«
    »Der Schlüssel liegt auf dem Boden. Eigentlich nicht weit weg, aber zu weit für mich.«
    »So…?«
    »Ja, Mr. Quiller, Sie brauchen ihn nur aufzuheben und die Tür zu öffnen. Dann werden wir diesen Hundesohn gemeinsam jagen!« erklärte Harriman wider seine Überzeugung.
    Rodney Quiller drehte den Kopf nach rechts. Er zupfte dabei an seiner Weste. Mehr tat er nicht.
    Dafür beobachtete ihn der Konstabler von der Seite her und sah das dünne Lächeln auf dem Gesicht des Mannes, das ihm überhaupt nicht gefiel. Es war so klar, wissend und auch hinterlistig. Dem Konstabler ging es immer schlechter, und er sah auch, daß Quiller sich keinesfalls auf den Schlüssel zubewegte. Er blieb dort stehen, wo er angehalten hatte, die Stirn jetzt leicht in Falten gelegt, wie jemand, der überlegt.
    »Was ist denn, Mr. Quiller?«
    »Ach, eigentlich nichts.«
    »Bitte!« Harriman streckte die Hand durch einen Zwischenraum. »Der Schlüssel liegt nicht weit weg. Sie brauchen ihn doch nur anzuheben und aufzuschließen.«
    »Ich weiß«, sagte der Albino mit einer Stimme, die dem Konstabler gar nicht gefallen wollte. »Ja, ich weiß. Aber ich weiß noch mehr.« Er machte es spannend und bewegte dabei seinen rechten Arm. Die Hand verschwand unter der linken Westenhälfte, die dabei etwas zur Seite geschoben wurde. Für einen Moment sah Harriman so etwas wie ein langes Etui, eine Lederscheide oder etwas in dieser Richtung. Aus der Scheide ragte etwas hervor, das er noch nicht

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