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1030 - Das Ende einer Hexe

1030 - Das Ende einer Hexe

Titel: 1030 - Das Ende einer Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus.
    Den Weg zu den Zellen kannte ich. Ich trat bewußt laut auf, um Harriman eine Reaktion zu entlocken.
    Es war nichts zu hören. Harriman verhielt sich still. Nicht einmal sein Atmen hörte ich.
    Das würde ich auch nie mehr hören, denn der Konstabler lag tot in der Zelle.
    Einige Sekunden lang stand ich starr da. Ich hatte den Killer nicht gesehen, aber ich wußte, wer er war.
    Quiller! Rodney Quiller. Einer aus meiner alten Schulklasse, der zum Klassentreffen eingeladen hatte. Es war zu einer Farce geworden, es war nur ein Vorwand gewesen, denn hier ging es letztendlich auch um mich persönlich.
    Auch wenn ich Spuren am Tatort verwischte, es war mir gleichgültig. In diesem Dorf kümmerte man sich kaum um den anderen. Man lebte aneinander vorbei, und so schnell würde niemand die kleine Polizeistation betreten. Außerdem ging die Sache nur mich persönlich etwas an, und da wollte ich die Kollegen von der Mordkommission außen vorlassen.
    Ich holte mir den Schlüssel und öffnete die Zellentür. Natürlich machte ich mir die größten Vorwürfe, Harriman allein gelassen zu haben, aber er hatte sich nun mal so schrecklich verbohrt gezeigt und mich für einen Killer gehalten.
    Aus der Nähe sah ich, was wirklich passiert war. Quiller hatte ihn mit einem Kopfschuß getötet. Die Kugel war genau zwischen Harrimans Augen gefahren und im Kopf steckengeblieben.
    In mir war ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Ich kam mir innerlich ausgetrocknet vor und stand neben der Leiche wie zweigeteilt.
    Erst Giovanna Sarti, dann der Weißhaarige aus dem Hotel und jetzt auch Konstabler Harriman. Da drängte sich automatisch die Frage auf, wer als nächster an der Reihe war.
    Die Lösung lag auf der Hand.
    Ich würde Quiller vor die Mündung laufen sollen. Aber warum hatten zuvor drei Menschen sterben müssen? Hätte er es nicht einfacher gehabt, mich aus einem Hinterhalt abzuschießen?
    Ja, es wäre normal gewesen, doch es war anders gelaufen, und dafür mußte es ein Motiv geben.
    Es konnte mit Giovanna Sarti zusammenhängen. Die Frau selbst hatte ich zu ihren Lebzeiten nicht gekannt. Ich wußte nicht, welche Kräfte sie tatsächlich besessen und wie sie zu diesem Mörder Quiller gestanden hatte.
    Daß für ihn die Sache nicht erledigt war, stand fest. Aber wo hielt sich Quiller versteckt?
    Den Ort Passing Bridge kannte ich so gut wie nicht. Ich ging einfach davon aus, daß es hier zahlreiche Verstecke gab, die Quiller möglicherweise kannte, weil er sich schon länger im Ort aufhielt.
    In der unmittelbaren Nähe des Toten wollte ich nicht bleiben und verließ deshalb die Zelle. Ich schloß sie wieder ab und steckte den Schlüssel ein.
    Dann betrat ich das Büro und ließ mich hinter Harrimans Schreibtisch nieder. In der bedrückenden Stille blieb ich zunächst einmal sitzen. Auch hier hatte ich den Eindruck, daß der Tod auf zwei Beinen durch den Raum gehuscht war und einen kalten Hauch hinterlassen hatte. Ich hätte es gern kälter gehabt, aber an eine Klimaanlage war hier nicht zu denken. Das Handy hatte ich mitgenommen, setzte es aber nicht ein, sondern griff zum Hörer des normalen Telefons.
    Es war Samstag. Der Abend näherte sich. Die Sonne war tiefer gesunken, aber die Hitze war noch geblieben und lag wie eine gewaltige Glocke über dem Ort.
    Hinter den Scheiben waberte die Helligkeit. Irgendwo erklang eine Autohupe.
    Ich wählte London an. Nicht das Büro, sondern Sukos Nummer. Vielleicht war er ja zu Hause.
    Wenn nicht, mußte ich versuchen, ihn über das Handy zu erreichen.
    In der Wohnung hob niemand ab. Klar, bei diesem Wetter blieb man nicht in einem Hochhaus hocken. Er und Shao saßen sicherlich in einer der zahlreichen Gartenwirtschaften oder Biergärten und ließen es sich gutgehen.
    Etwas resigniert legte ich den Hörer wieder zurück und dachte darüber nach, ob ich ihn stören und es über die Handynummer versuchen sollte. Suko war ein Freund, ein guter Mann. Er konnte mir helfen. Auf der anderen Seite würde es schon seine Zeit dauern, bis er hier in Passing Bridge eintraf.
    So lange wollte ich nicht auf ihn warten, sondern selbst etwas unternehmen.
    Schließlich war es mein Fall. Mein ganz persönliches Ding. Ich hatte zu diesem Klassentreffen fahren wollen und nicht Suko.
    Also allein weitermachen.
    Aber wo anfangen?
    Diese Frage quälte mich. Alle Spuren oder Hinweise waren praktisch gelöscht worden. Es gab keinen Menschen hier in Passing Bridge, an den ich mich wenden konnte. Den Konstabler

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