1030 - Das Ende einer Hexe
die Kunden aus anderen Orten zumeist.«
»Ist schon recht, daß wir hierher fahren.«
»Ja?«
»Immer.«
Quiller hielt das Lenkrad hart umspannt. Für die Umgebung hatte er keinen Blick. Er war nur froh, daß die Schlaglöcher vor ihm aufhörten und das Gelände flacher wurde. Soviel ihm bekannt war, lebte Mona auf dem Gelände eines ehemaligen Campingplatzes. Einen Wohnwagen sah er. Daneben stand eine blockhausähnliche Hütte, und er sah an der rechten Seite die künstlich angelegten Becken, in die das Wasser des Wildbachs teilweise umgeleitet wurde.
Dort steckten die Forellen dann in der Falle. Durch ein Wehr wurden Teile des Wassers gestaut.
Wenn man es öffnete, hatte der Bach wieder freie Bahn.
Im Sommer führte er wenig Wasser. Da konnten die Wehre geschlossen bleiben. Außerdem wurde nicht alles Wasser hineingeleitet.
»Du kannst neben dem Wohnwagen stoppen.«
»Ist okay. Lebt ihr dort?«
»Nein, eigentlich in der Hütte. Der alte Wagen dient mehr als Geräteschuppen.«
»Gute Lösung. Und wo räuchert ihr?«
»Hinter der Hütte. Mein Großvater hat den großen Blechofen gebaut. Im Moment allerdings ist er außer Betrieb. Es geht erst wieder los, wenn mein Großvater zurück ist.«
»Sehr schön.«
Sie stiegen aus. Zuerst Mona, kurz danach Quiller. Die junge Frau lief auf die Blockhütte zu, während der Mörder noch am Wagen stehenblieb und sich umschaute.
Er fand die Gegend ideal. Sie war auch durch die Kronen der hohen Bäume relativ gut geschützt.
Sie wuchsen an der anderen Seite des Bachs. Ihre langen Schatten reichten weit über die Wasserfläche hinweg bis zum Holzhaus.
Der Campingplatz war recht klein. Er war anscheinend schon lange verlassen. Wo einst die Wagen gestanden hatten, wuchs jetzt hohes Unkraut. Da war die Natur dabei, sich verloren gegangenes Terrain zurück zu holen.
Mona winkte Quiller zu. »Willst du nicht herkommen und dich ein wenig umschauen?«
»Ja, gern.«
Er schlenderte auf sie zu. Mona wartete lächelnd auf den Mann. Sie strich etwas verlegen durch ihr Lockenhaar, als Quiller sie anschaute. Die Kälte in seinen Augen verschwand nicht, und so wurde Mona durch den Blick etwas verunsichert.
»Ist was mit mir?«
»Nein, warum?«
»Du schaust mich so seltsam an.«
»Das täuscht.«
Sie musterte ihn. »Du magst die Menschen auch nicht besonders, wie?«
»Oh, gut getroffen. Wie kommst du darauf?«
»Nur so.«
Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Vielleicht, weil ich so anders aussehe mit meinen blonden Haaren? Ist es vielleicht das, was dich stört? Nur eine Laune der Natur, nicht mehr.«
»Das kann sein. Ich bin ja auch keine Schönheit.«
»Dann haben wir uns gesucht und gefunden, wie?«
»So kann man es sehen.«
Beide betraten das Haus, in dem es recht dunkel war und die Luft auch wie eine Wand stand. Wohn-, Schlaf- und Eßbereich verteilten sich in einem großen Raum. Der Geruch der geräucherten Forellen schwebte noch über den Möbelstücken. Wäre Quiller ein normal empfindlicher Mensch gewesen, dann hätte er das Innere des kleinen Hauses durchaus als gemütlich angesehen. So aber war es ihm egal.
»Tja, hier leben wir eben.«
»Es gibt welche, die schlechter wohnen.«
»Ja, da hast du recht.« Mona stellte sich vor ihren Besucher und fixierte ihn. »Jetzt kommen wir aber mal zur Sache. Wolltest du mir nicht etwas mitbringen?«
»Stimmt.«
»Was ist es?« Sie tippte ihn an. »Keine Ausrede mehr. Jetzt sind wir schließlich hier.«
»Futter!«
Mona schluckte. Dann öffnete sie den Mund und schloß ihn zunächst auch nicht. »Wie bitte?«
»Ja, es ist Futter für deine Fische.«
»Nein, das glaube ich nicht. Wieso kommst du dazu, meine Forellen füttern zu wollen? Du kennst dich doch nicht aus. Du weißt nicht, was sie fressen wollen und…«
»Wer sagt dir denn das?«
Die Frage hatte sie etwas verunsichert. »Nun ja, ich denke… ich meine, daß nicht jeder Mensch sich auskennt. Verstehst du? Das ist nicht einmal persönlich gemeint. Ich setze da auf gewisse Erfahrungswerte, das ist schon…«
»Du hast recht«, unterbrach er sie. »So genau kenne ich mich auch nicht aus. Aber ich bin mir sicher, daß alles klappen wird und daß ich genau das Richtige getan habe.«
»Wo hast du das Futter?«
»Im Kofferraum.«
Sie schüttelte unwirsch den Kopf. »Das hätte ich mir auch denken können. Dumme Frage.«
»Ich werde es holen.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein, nein, bleib du nur hier. Das schaffe ich allein. Eine meiner
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