1032 - Baphomets Monster
unwirklichen Glanz verlieh. Sie zauberte aus dieser Gegend eine Idylle, aber neben Suko stand das glatte Gegenteil.
Er trat bis an den Rand des Daches vor und schaute in die Tiefe.
Unten hielten sich seine Freunde auf. Sie sahen sein Winken und winkten ebenfalls zurück.
Suko nutzte seinen Standort aus. Er hatte nicht vergessen, daß immer wieder von Verfolgern die Rede gewesen war. Zu Fuß waren sie bestimmt nicht unterwegs, doch einen geparkten Wagen sah der Inspektor nicht in der Umgebung.
Wohl Straßen, wenige Bäume, Hügel, auch Täler, in denen der Staub wie feiner Nebel lag.
Erst jetzt drehte er sich dem Monstrum zu. Er stand neben der gewaltigen Gestalt, deren hohe Schulterenden ihn sogar noch überragten. Der Schädel mit dem Schnabel streckte sich zwischen ihnen hervor, die Füße hatten sich regelrecht auf dem Dach festgekrallt, und am Bauch des Monstrums wirkte das Gestein noch glatter.
Suko legte eine Hand dagegen. Er wollte spüren, ob sich in dieser Gestalt so etwas wie Leben entwickelt hatte. Es war eine gewisse Wärme vorhanden, die allerdings resultierte aus der Sonneneinstrahlung des vergangenen Tages. Es würde noch lange dauern, bis sich das Gestein abgekühlt hatte.
Von der Seite her untersuchte Suko die Augen. Da war etwas. Diese bleiche Helligkeit kam nicht von ungefähr. Obwohl die Gestalt sich nicht bewegte, war Suko vorsichtig.
Um an die Augen heranzukommen, mußte er auf den Rücken des Monsters klettern. Wohl war ihm dabei nicht. Die Vorstellung, daß dieses Wesen plötzlich abheben und starten konnte, wollte ihm gar nicht gefallen. Es gab keinen anderen Weg und so kletterte Suko auf die Steinfigur. Unter sich spürte er die glatte Härte des Materials. Er schob sich zwischen den gewaltigen Flügeln hindurch und sah vor sich die hochkant stehenden Schultern.
Der Kopf mit dem häßlichen Schnabel war nach vorn hin abgeknickt. Die Augen lagen noch immer ungünstig. Suko würde ein Stück über den Hals rutschen müssen.
Er machte sich damit vertraut und wollte seine Beine um den Hals klemmen, als etwas passierte, das seine Bewegung ruckartig stoppte.
Er hatte deutlich das Zittern gespürt!
Nicht an seinem Körper, das wäre normaler gewesen. Die Figur hatte gezittert oder sich innerlich geschüttelt. Als wäre das Leben in die steinerne Gestalt zurückgekehrt.
Suko hielt zunächst den Atem an. Er bewegte sich auch selbst nicht weiter und wartete ab, ob sich dieses Zittern wiederholte.
Zunächst nichts.
Dann noch stärker. Es ging sogar in ein Schütteln über, als wollte die Gestalt etwas Lästiges von ihrem Rücken streifen. Suko ging nicht davon aus, daß er die Schuld trug. Da steckte etwas anderes dahinter.
Es konnte nur das allmähliche Erwachen dieses verfluchten Monstrums sein.
Im nächsten Augenblick gelangte das Knirschen an seine Ohren.
Da war in seiner unmittelbaren Nähe ein Stein gebrochen.
Suko lag noch auf diesem monströsen Vogel. Er schaute jetzt nach links – und erbleichte.
Ein Flügel bewegte sich. Er knirschte dabei, aber er schwang allmählich hoch.
Suko wollte nicht glauben, daß er brach. Das hier waren so etwas wie erste Geburtswehen, die den Vorgang einleiteten. Es würde weitergehen, die gesamte Gestalt bekam die magische Power, die nötig war, um sie aus ihrer Starre zu reißen.
Das passierte auch mit der rechten Schwinge. Suko hörte die gleichen Geräusche. Zugleich durchrann das Zittern die Gestalt, und das übertrug sich auch auf ihn.
Er mußte sich entscheiden. Blieb er länger auf dem Monstrum liegen, konnte er leicht zu dessen Beute werden. Dann startete das erwachte Wesen plötzlich und flog mit ihm weg.
Mit einem Ruck hob es den Kopf an. Der Unterkiefer bewegte sich und schlug klirrend gegen die dort abgemalten Zähne. Zugleich fielen von den verschiedenen Seiten die dunklen Schatten der Schwingen gegen Sukos Körper.
Die Flügel hatten sich bereits gestreckt. Das Monstrum war tatsächlich flugbereit, und auch die angewinkelten Beine hatten ihre Starre verloren.
Die schreckliche Nahrung hatte ausgereicht, um die Figur zu einem Lebewesen werden zu lassen. Eine mächtige Mutation richtete sich mit einer ruckartigen und für Suko überraschenden Bewegung auf. Er rutschte dabei nach hinten, hielt sich bewußt nicht fest, glitt über den Körper hinweg, landete auf dem Dach, wo er sich sofort vom eigentlichen Geschehen wegrollte.
Er sah nicht, wie sich der Haken aus dem Maul löste. Für ihn war einzig und allein wichtig, wie sich
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