1034 - Kitas Kettenhund
Körper hinweg. Sie biß sich auf die Unterlippe. Hätten wir ihre Gedanken sehen können, wäre uns sicherlich ein Durcheinander in ihrem Kopf präsentiert worden. Schließlich gab sie etwas zu, das ihr bestimmt nicht leicht fiel. »Es gibt nur wenige Menschen, die etwas von den Kreaturen der Finsternis wissen. Für mich sind sie Auserwählte, doch ihr gehört nicht dazu, verdammt. Nein, ich… ihr …«
»Du hast uns nicht glauben wollen!« sprach ich leise aber deutlich in ihre Worte hinein. »Wir sind nicht aus Neugierde in deinen Keller gekommen. Es hatte handfeste Gründe. Alvin Cortney hat uns geschickt, denn wir sind im weitesten Sinne Kollegen von ihm.«
»Aha.« Sie legte den Kopf zurück und reckte das Kinn zugleich vor. »Kollegen…?«
»Genau das sind wir.«
»Polizisten?«
»Scotland Yard.«
Ich war noch gespannter auf ihre Reaktion. Seltsamerweise tat sie nichts und blieb stehen. Sie senkte nur den Blick wie jemand, der überlegte. Dann lächelte sie eisig. »Mit Schnüfflern hatte ich schon öfter zu tun, und ich muß euch sagen, daß ich bisher immer gewonnen habe. Ich hasse Menschen, die nicht auf meiner Seite stehen. Da ist es egal, welchem Beruf sie nachgehen. Ihr kennt die Kreaturen der Finsternis. Wie schön für euch. Dann wird euch auch bekannt sein, daß sie in der Lage sind, Menschen leicht und locker zu töten. Es macht ihnen nichts aus, ihre Feinde ins Jenseits zu schicken. Wir befinden uns in meinem Keller, an einem Ort, an dem gestorben wird. In einem Grab, aus dem ihr so leicht nicht herauskommt, wenn ich es nicht will. Und ich will es nicht. Ihr werdet es nur als Tote verlassen. Stückweise. Von den Zähnen meines Kettenhundes zerrissen.«
»Dann gehört er zu ihnen?«
Ihre Augen leuchteten plötzlich. »Ja, er ist eine Kreatur der Finsternis. Sie hat ihre Welt verlassen. Sie kam in die unsere hinein, weil ich nach ihr rief.«
»Aber er ist kein Mensch«, sagte Suko. »Uns ist bekannt, daß sich die Gesichter der Kreaturen hinter der menschlichen Fassade verbergen, denn sie wollen täuschen. Das ist bei deinem Kettenhund nicht der Fall. Was ist mit ihm geschehen? Hat man ihn verstoßen?«
Kita schrie vor Wut auf. Dann sackte sie in die Hocke, direkt neben ihrem Hund. Sie streichelte ihn, umfaßte seinen dicken, wulstigen Nacken und strich mit beiden Händen über seinen Kopf.
Es sah schon schlimm aus, wie die Frau das menschliche Gesicht eines Hundes streichelte und dabei die Haut zusammendrückte, als sollte sie geknetet werden.
Es kam noch schlimmer.
Kita brachte ihr Gesicht und damit auch ihren Mund dicht an das des Hundes heran. Die Lippen fanden sich zu einem Kuß, nachdem sich zuerst noch die Zungen berührt hatten, die wenig später ineinander verschlungen waren.
Für mich war es ein widerliches, perverses Bild. Ich hätte am liebsten weggeschaut, aber ich mußte mich auch weiterhin der Sache stellen, und so blickte ich hin.
Bestie und Frau waren in einem innigen Kuß miteinander verschmolzen. Sie bewegten sich, ich hörte die entsprechenden Geräusche. Wie mit Gewalt mußte ich mich von dem Bild losreißen.
Zudem trat Suko neben mich. Er hatte seine Peitsche hervorgeholt und schlug den berühmten Kreis.
Drei Riemen rutschten hervor. So war die Dämonenpeitsche zu einer mächtigen Waffe geworden, die auch gegen eine Kreatur der Finsternis eingesetzt werden konnte. Die Riemen bestanden ebenfalls aus der Haut eines uralten Dämons, der auf den Namen Nyrana gehört hatte.
Die zweite Waffe gegen die Kreaturen der Finsternis trug ich bei mir. Es war das Kreuz. Wurden sie in ihrer menschlichen Gestalt damit konfrontiert, reichte die Kraft meines Talismans aus, um ihre wahren Gesichter hervorzuholen. In diesem Fall waren sie dann reif für die Vernichtung.
Ich bewegte mich nicht schnell, denn ich konnte mir Zeit lassen, weil sich Kita noch immer mit der Bestie beschäftigte. Sie gab sehr darauf acht, nicht von den abstehenden Nägeln des Halsbands verletzt zu werden.
Diese Frau war nicht mehr normal. Sie schien dem Irrsinn nahe zu sein, denn sie ließ es zu, daß die Zunge des Menschenkopfs, die aber lang war wie die eines Hundes, über ihr Gesicht leckte und auch andere Stellen nicht ausließ.
Ich hielt das Kreuz fest. Seine Wärme war zu spüren. Die Gesichter an den Wänden bewegten sich nicht. Sie waren die stummen Zuschauer einer anderen Welt.
»Wir werden…«
»Noch nicht, John!«
»Warum nicht?«
Ich hatte nicht gesehen, was Suko aufgefallen war. Er
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