1034 - Kitas Kettenhund
sich jemand um sie kümmerte, denn vermißt wurden sie von keinem.«
»Wir aber werden vermißt.«
»Das weiß ich«, gab sie zu.
»Deshalb würde ich es mir an deiner Stelle überlegen.«
Für einen Moment lächelte Kita. Nein, sie war leider nicht verunsichert, denn sie winkte ab. »Unsinn, hier wird sich einiges ändern. Niemand wird uns etwas beweisen können. Niemand wird euch finden. Mein Freund ist unersättlich. Er giert nach Menschen. Ich hatte ihm Hunde besorgen wollen. Man gab sie mir nicht. Hätte man es getan, wäre alles anders gekommen. So aber wird dieser Vorhof der Hölle zu eurem Grab werden, das ist ein Versprechen.« Sie hatte den Satz kaum beendet, da verließ ein Zischlaut ihren Mund.
Der Befehl für den Kettenhund!
Aus dem Stand wollte er auf mich zuspringen, doch dann trat etwas ein, auf das ich gebaut hatte.
Suko rief nur ein Wort. »Topar!«
Und damit übernahm er die Initiative…
***
Suko war froh gewesen, daß Kita sich einzig und allein auf seinen Freund John konzentriert hatte. So war es ihm möglich gewesen, sich zu bewegen und seine Hand so weit unter die Jacke zu schieben, daß es die Finger schafften, den Stab zu berühren.
Seine Magie setzte er voll ein.
Das eine Wort reichte aus.
Für fünf Sekunden stand die Zeit still. Es konnte sich niemand bewegen, der sich in Hörweite befand, bis auf ihn selbst, den Träger des Stabs.
Schon oft hatte ihn diese Magie gerettet, und auch jetzt stand es wieder auf des Messers Schneide. Suko durfte im wahrsten Sinne des Wortes keine Sekunde verlieren und mußte jede ausnutzen. Er durfte auf keinen Fall etwas falsch machen, das hätte Johns Tod und seinen bedeutet.
Er war schnell. Er flog förmlich auf Kita und ihren Kettenhund zu, wobei er sich nicht um die Bestie kümmern wollte. Für ihn war dessen Herrin wichtiger.
Suko hetzte auf die starre Frau zu. Auch der Hund bewegte sich nicht. Zwar war er weiterhin angekettet, doch das Metall lag zusammengerollt am Boden und wurde durch nichts mehr gehalten.
Suko packte zu.
Kita wehrte sich nicht, als sie umschlungen wurde. Der Inspektor riß sie an sich, behielt sie bei sich und hatte seine Dämonenpeitsche in den Gürtel gesteckt.
Die Beretta war wichtiger, denn sie hatte er gegen die Peitsche eingetauscht.
Gern hätte er sich um den Kettenhund gekümmert. Das ließ sich zeitlich leider nicht einrichten, denn fünf Sekunden vergehen verdammt schnell.
Suko nutzte die Zeit bis zum letzten Moment aus. Mehr hätte er auch nicht geschafft, denn plötzlich konnten sich alle Zuschauer wieder bewegen.
Auch die oben an der viereckigen Öffnung. Und sie sahen das gleiche wie ich…
***
Ich war schon des öfteren in den magisch-starren Zustand hineingeraten, über den ich nie hatte nachdenken können, weil es einfach nichts zum Nachdenken gab. Die Welt war eine andere geworden.
Es gab keine Gedanken mehr, es existierte nur eben diese Leere oder das Loch, aus dem ich nach fünf Sekunden wieder hervorkam und dann sah, was sich verändert hatte.
Einiges, denn Suko und Kita standen nicht mehr an den gleichen Stellen. Sie waren jetzt dicht beisammen. Nur sah es nicht so aus, als würden sie sich mögen, denn Suko hatte sich die Frau als Geisel geholt und hielt sie in einem nahezu klassischen Griff umklammert.
Er stand hinter ihr. Den linken Arm um ihren Körper geschlungen, wobei er nur Kitas Arme festpreßte. Den rechten Arm hatte er angewinkelt und hielt ihn leicht erhoben. Er hatte dabei seine Hand so gedreht, daß die kalte Mündung der Beretta die Schläfe der Frau berührte.
Kita erkannte die Lage, und sie wußte auch, was sie zu tun hatte, das brauchte ihr Suko nicht erst zu erklären. Sie hütete sich davor, auch nur eine falsche Bewegung zu machen. Kita mußte davon ausgehen, daß ihr die Kugel sonst den Kopf zerschmettert hätte.
Ich wußte sie in sicheren Händen und konzentrierte mich auf den Kettenhund.
Die Bestie stand ebenfalls unbeweglich, obwohl die Zeit abgelaufen war. Aber sie hielt den Körper gespannt und war bereit, uns jeden Moment anzugreifen.
Und oben?
Dort hatten sich die Gaffer nach wie vor versammelt. Die Mündungen der Waffen zielten nach wie vor in die Tiefe, aber sie wußten auch, daß die Lage auf des Messers Schneide stand und sie im Augenblick ihrer Kita kaum helfen konnten.
»Was immer ihr auch vorhabt!« warnte Suko sie trotzdem. »Ich werde immer schneller sein und Kita erschießen!«
Wir bekamen keine Antwort. Das Schweigen allerdings sagte uns
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