Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Licht verändert, denn dieser kalte Schein wirkte wie die Lampe in einem Operationssaal. Er war auf das Zentrum des Kellerraums gerichtet und strahlte damit den Boden an, auf dem die fünf Frauen sternförmig lagen und irgendwie an eine grausames Happening erinnerten.
    Levine hatte sie nicht nur gelegt, er hatte sie sorgfältig drapiert.
    Wie ein Künstler, der an einem Werk arbeitete und bestimmten Vorstellungen nachgegangen war.
    Die fünf leblosen Frauenkörper bildeten einen Stern. Mit den Füßen zur Mitte gerichtet lagen sie da und berührten mit ihren Rücken den Boden, den Levine mit einem dunkelblauen Tuch ausgelegt hatte, als sollten sie auf keinen Fall frieren.
    Sie waren nicht nackt. Er hatte sie zuerst aus und dann wieder angezogen. Jetzt trugen sie die blassen Totenhemden, die Levine extra in London gekauft hatte, um hier in Eaton nicht aufzufallen. Die Hemden reichten den toten Frauen bis zu den Knöcheln und sahen fast so aus wie Papier. Das Licht fiel direkt auf die Körper und ebenfalls auf den dünnen Stoff, durch den an verschiedenen Stellen die Haut der Leichen schimmerte. Nicht bei allen malten sich die stockigen und etwas dunkleren Flecken ab. Bei den letzten beiden nicht.
    Sie waren einfach noch zu frisch. Bei den älteren Leichen schon, und das ärgerte den Professor. Er selbst war mit seiner Arbeit nicht zufrieden. Er hatte die Leichen präpariert und war wohl etwas nachlässig gewesen, denn bei seiner Frau war dieser Zustand noch nicht eingetreten, obwohl sie am längsten tot war.
    Levine bewegte sich in den Raum hinein. Sein Gesicht war starr.
    Nur die Augen lebten, doch auch sie hatten ihren normalen Glanz verloren. Sie wirkten wie verwandelt. Sie waren nur noch starr. Sie schienen sich in das Innere zurückgezogen zu haben, und in ihnen hatte sich trotzdem etwas festgesetzt, das kaum zu beschreiben war.
    Etwas mußte von innen in diesem Mann hochgestiegen sein. Ein Gefühl, das sonst nur im Unterbewußtsein lauerte oder auf eine Art und Weise verschüttet gewesen war. Es hatte nur eines bestimmten Ereignisses bedurft, um es wieder zum Vorschein treten zu lassen.
    Levine bewegte sich eckig und mit kleinen Schritten. Er umrundete die toten Frauen einmal und nickte dabei jeder Leiche zu, als wollte er sie begrüßen.
    Fünf waren es.
    Fünf Frauen, fünf Namen. Er kannte sie alle und fing an zu lachen, als er sie aufzählte.
    Da war Carol Hamshire, die kleine pummelige Studentin, die immer so gern gelacht hatte. Tot…
    Neben ihr lag Linda Waite. Stiller, grüblerischer, ein Kräutlein Rührmichnichtan. Auch tot.
    Dann Harriet Cameron, die Irin. Eine wilde Person, die keinen guten Ruf besessen hatte. Auch sie lebte nicht mehr.
    Der Professor kicherte, als er sich auf die beiden letzten zubewegte.
    Brenda Little. Lieb und nett. Sehr fleißig und noch immer stark mit dem Elternhaus verbunden. Auch sie gab es nicht mehr als lebende Person. Sehr gut.
    Die letzte Tote hieß Mandy Frost. Sie war ihm gefährlich geworden. Hätte er nicht rechtzeitig genug eingegriffen, wäre es ihr womöglich gelungen, sein Geheimnis zu lüften. Im letzten Moment hatte er noch eingreifen können.
    Fünf tote Frauen!
    Sie alle hatten ihre Strafe erhalten, denn jede von ihnen trug Schuld am Tod seiner geliebten Marita. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollten, es stimmte. Er hatte es herausgefunden, und er war froh darüber, daß sich die fünf nicht getraut hatten, die Wahrheit öffentlich bekanntzugeben.
    Darüber grübelte er nach, denn damit konnte Levine nicht zurechtkommen.
    Warum hatten sie sich zurückgehalten und nichts gesagt? Weshalb hatten sie sich nicht der Polizei offenbart? Sie hätten doch ein schlechtes Gewissen haben müssen. Sie hätten sich verändern müssen, aber trotzdem hatten sie so weitergelebt, als wäre nichts geschehen. So abgefeimt konnte niemand sein. Zumindest nicht die jungen Frauen, die hier in Eaton studierten. Sie waren keine Killer, sondern normale Menschen mit all ihren Vorteilen und Fehlern.
    Was war da verkehrt gelaufen?
    Tristan Levine wußte es nicht. Er blieb stehen, nachdem er den Kreis der Toten einmal umrundet hatte.
    Gedankenverloren schaute er auf die Leichen. Die Stirn hatte er leicht gekraust, als er mit den Blicken die einzelnen Gesichter abtastete. Es lag auf der Hand. Keine der Toten war so schön wie Marita.
    Das war überhaupt nicht möglich, daß es noch mal jemand auf der Welt gab, der seiner jungen verstorbenen Frau in puncto Schönheit das Wasser hätte

Weitere Kostenlose Bücher