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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie fiel nicht. Tristan strich ihr noch die Haare aus dem Gesicht, damit er sie später genau anschauen konnte, wenn es darauf ankam.
    Er selbst verließ den Kreis und stellte sich dicht vor die Schwelle der offenen Tür.
    Dort wartete er.
    Er konnte noch nicht beginnen. Levine brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln. Seine Emotionen waren in der letzten Zeit zu stark hochgepeitscht worden. Jetzt ging es erst einmal darum, die Ruhe zu bewahren, um dann weitersehen zu können.
    Die Stille belastete ihn nicht. Sie gehörte einfach dazu. Es war eine Totenkammer. In einem derartigen Raum würde nichts, aber auch gar nichts stören.
    Tristan Levine holte das Buch aus der Innentasche seiner Jacke hervor. Kaum hielt er es zwischen den Fingern, da durchschoß ihn ein Rieseln, als wären Spinnen mit ihren dünnen Beinen unter seiner Haut hinweggelaufen.
    Dieses Buch sah normal aus, war es aber nicht. Es war wie ein Brandsatz in seinen Händen. Gerade jetzt, dicht vor dem Ziel, spürte er die intensive Kraft.
    Ein Totenbuch. Ein Inhalt, der die beiden so endgültigen Dinge auflöste. Vorausgesetzt, man tat das Richtige. Und dafür wollte Levine sorgen.
    Seine Marita hockte günstig. Sie sah auch nicht so aus, als würde sie in den folgenden Minuten kippen.
    Er schlug das Buch auf.
    Schon auf der ersten Seite sah er den Text, der mit dunkler Tinte geschrieben worden war. Buchstaben, die ihm fremd waren, die sich dann zu fremden Worten zusammensetzten.
    Tristan Levine hatte zwei Kerzen so hingestellt, daß ihr Licht zum Lesen ausreichte. Zwar hinterließen die Reflexe eine gewisse Unruhe auf den Seiten, doch man konnte sich daran gewöhnen und die Worte schließlich lesen.
    Levine tat es noch nicht. Er schlug einige Seiten auf, wie jemand, der einen bestimmten Text querlesen wollte. Verständliches entdeckte er nicht. Darauf kam es ihm auch nicht an. Nicht er sollte den Text verstehen, sondern die Toten.
    Es gab kein Zurück mehr.
    Er räusperte sich die Kehle frei.
    Er holte einige Male tief Luft.
    Das Zittern seiner Hände bekam er nicht unter Kontrolle, obwohl er sich darum bemühte. Nur mühsam hielt er das Buch fest. Es fühlte sich unter seinen Fingern so glatt an, als hielte er eine fremde Haut fest. Dabei bestanden die Seiten aus Papier, zwar etwas dicker als gewöhnlich, aber es war Papier.
    Levine erinnerte sich daran, wer ihm das Buch verkauft hatte. Es war ein Malaie gewesen. Ein Greis, der Trödel, Fetische und anderen Krempel aus seiner Heimat verkaufte. Aber auch manchmal Dinge, deren Kraft die Welt aus den Fugen heben konnte.
    Wie eben dieses Buch.
    Er blätterte weiter. Dabei dachte Levine an die Philosophie des Pentagramms. Für ihn war es ein Gestirn im Kleinen. Heidnische Philosophen hatten die Fünf als Zahl verehrt und sie mit dem Planeten Merkur in Verbindung gebracht.
    Es gab eben zahlreiche Hinweise auf andere Welten und Gesetze.
    Mit den entsprechenden Texten versehen, mußte der Tod einfach zu überwinden sein. Es gab da nichts anderes. Es war genau der Weg, den Tristan Levine beschreiten wollte.
    Er blätterte zurück. Wieder hatte er den Eindruck, daß fettige Seiten durch seine Finger rieselten. Als bestünden sie aus Haut.
    Seine Lippen zuckten. Er öffnete die Augen weit und senkte den Kopf, denn es war wichtig, daß er jedes Wort las, wenn er mit seiner finsteren Beschwörung begann, um seiner Frau das Leben zurückzugeben. Diejenigen, die an ihrem Tod schuldig waren, hatte er persönlich bestraft, und von nun an sollten sie so etwas wie ein Wiedergutmachung an Marita leisten. Durch die Beschwörungen mußte die Kraft der Toten gebündelt werden, um sie seiner geliebten Frau zuzuführen.
    Tristan Levine begann zu sprechen…
    ***
    Das Haus des Professors lag tatsächlich außerhalb von Eaton, und zwar im Osten.
    Hier lebten keine Studenten. Man konnte die Gegend als bürgerlich bezeichnen. Sie war auch nicht zu städtisch, denn sie wurde immer wieder durch Rasenabschnitte und Gärten aufgelockert. Hinzu kamen die prächtigen Bäume, die an den Rändern der Straße wuchsen und mit ihren schon leicht eingefärbten Laubdächern die noch immer scheinende Sonne filterten.
    Einige Blätter lagen auch auf dem Boden. Wir rollten darüber ebenso hinweg wie über die Schalen der Kastanien, von denen einige aufgeplatzt waren und ihre rotbraunen Inhalte verloren hatten.
    Der Herbst hatte seinen Pinsel und seinen Farbeimer ausgepackt und besonders das Weinlaub an den Hauswänden in einem tiefen, dunklen Rot

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