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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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noch ein weiß. Zwei verzweifelte Menschen, die ihre Tochter vermutlich heiß und innig lieben, aber keinen anderen Ausweg mehr sehen, als sich ihrer zu entledigen."
    „Wer sollte so handeln?" rief der Matten-Willy empört. „Das hast du dir doch nur zusammengereimt, Jakob."
    „Es ist eine Hypothese", stimmte Ellmer zu. „Stell dir ein Elternpaar vor, dessen Kind unglaubliche Fähigkeiten entwickelt und die verrücktesten Dinge anstellt."
    Parnatzel gab ein pfeifendes Geräusch von sich.
    „Du glaubst, daß Sri eine Mutantin ist!"
    „So ungefähr! Aber sie hat ihre Fähigkeiten offenbar nicht unter Kontrolle. Was sie tut, geschieht unbewußt. Sie läßt sich völlig von ihren Gefühlen leiten. Man braucht Sphinx nur anzusehen, um zu erkennen, daß sie ein außergewöhnliches Kind ist. Erinnere dich an Klinocs, Parnatzel, an den plötzlich zubereiteten Kaffee, an den Sturm in van Durens Büro und an Deernos Gesicht auf dem Bildschirm."
    Das Mädchen hatte stumm zugehört, aber Ellmer war nicht entgangen, daß sie zunehmend bestürzt aussah. Nun schüttelte sie entschieden den Kopf.
    „Aber das ist nicht wahr!" rief sie. „Niemand hat mich ausgesetzt und ich bin auch nicht das, was man eine Mutantin nennt."
    „Auf jeden Fall", meinte der Raumfahrer bekümmert, „bist du eine Nummer zu groß für uns, Sri. Ich kann verstehen, daß du bei uns bleiben möchtest, aber das ist nicht möglich.
    Die Behörden müssen sich deiner annehmen und deinen Fall zu klären versuchen. Es muß herausgefunden werden, wer du wirklich bist und wohin du gehörst. Das mußt du einfach verstehen."
    In der Ferne erklang Sirenengeheul.
    „Da kommen sie wieder", sagte Ellmer niedergeschlagen.
    Parnatzel kroch unter dem Tisch hervor und sagte unternehmungslustig: „Laßt uns abhauen! Noch ist Zeit dazu."
    Ellmer stand auf und ging zu Srimavo. Er hatte vorgehabt, sie tröstend in die Arme zu nehmen und zu streicheln, wie man ein verängstigtes Kind streichelte, aber auf dem Weg zu ihr wurde er sich bewußt, daß sie diesen Zuspruch nicht nötig hatte. Keine noch so mächtige Behörde dieser Welt würde ihr etwas anhaben können, davon war der Raumfahrer plötzlich überzeugt.
    Er trat auf die Reizplatte, so daß sich das Verandafenster öffnete. Im Garten waren noch die Spuren zu sehen, die die Beamten der Stadtverwaltung in der vergangenen Nacht hinterlassen hatten.
    Der Lärm der Sirenen war jetzt genau über dem Haus. Ellmer ging ins Freie und sah drei Gleiter herabschweben. In der Kanzel der vorderen Maschine hockte Brude Deerno neben dem Piloten und gestikulierte heftig mit den Armen. „Rührt euch nicht!" rief Ellmer ins Wohnzimmer. „Dieser Narr trägt jetzt eine Waffe."
    Als sie dicht über dem Boden waren, schienen die Flugkörper plötzlich vom Kurs abzukommen. Ellmer sah die Piloten angestrengt an den Steueranlagen hantieren und in die kleinen Mikrophone vor ihren Lippen schreien. Die Gleiter taumelten über den Büschen dahin wie sonnentrunkene dicke Käfer, dann stießen sie gegeneinander und krachten aus ein paar Metern Höhe auf den Boden. Sand wurde hochgeworfen.
    Schreiende Männer und Frauen kletterten aus den Maschinen und rannten ziellos durch den Garten. Schließlich tauchte Brude Deerno auf, indem er die verklemmte Luke mit einem Fußtritt öffnete und ins Freie sprang.
    „Hierher!" schrie er mit der ganzen Autorität, zu der er noch fähig war und stürmte auf die Veranda.
    Parnatzel erschien unverhofft vor Ellmer und wuchs schützend vor ihm in die Höhe.
    Gerührt von der Hilfsbereitschaft seines kleinen Freundes wollte Ellmer ihm freundschaftlich auf jene Körperpartie klopfen, die im Augenblick der Rücken war, aber seine Hand versank in der noch losen Masse aus Protoplasma.
    Deerno bebte vor Zorn und Furcht.
    „Dafür wirst du büßen!" zischte er Ellmer an und hastete an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
    Die Beamten, ein gutes Dutzend bewaffneter Männer und Frauen, folgten ihm pflichtbewußt.
    An der Schwelle zum Haus blieben sie alle stehen.
    Im Wohnzimmer herrschte ein seltsames Licht. Es war ein goldenes Leuchten, wie Ellmer es niemals zuvor gesehen hatte und dessen Quelle er nicht erkennen konnte. Aus dieser Flut von angenehmer Helligkeit trat Srimavo. Ellmers Kleider hingen schlaff um ihren mageren Körper. Ihre Augen versprühten schwarze Flammenspeere.
    Dann erlosch das seltsame Licht, und das Zimmer, die ganze Umgebung erschien Ellmer mit einem Schlag trostlos und fremd.
    „Ich begleite euch", sagte

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