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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hingen sie beide schweigend ihren Gedanken nach, und jeder wußte vom anderen, daß diese Gedanken ausschließlich um Srimavo kreisten.
    Plötzlich blieb Ellmer wie angewurzelt stehen und starrte in den Vorgarten seines Grundstücks. Auf den glatten Steinen vor dem Hauseingang hockte ein dürres Mädchen in viel zu großen Männerkleidern.
    „Srimavo", stammelte Ellmer ungläubig. „Parnatzel, da ist sie wieder."
    Der Matten-Willy wiegte seinen Kopf derart halsbrecherisch hin und her, daß er auf einer Seite auf die Schultern zu kippen drohte.
    „Wie ist das möglich?" fragte er verwirrt. „Entweder ist sie den ganzen Weg von der Stadtverwaltung hierher gerannt, oder sie kennt eine Abkürzung."
    „Vielleicht hat man sie mit einem Gleiter hergebracht", vermutete Ellmer, der immer mehr unter einen seltsamen Zwang geriet, sich an reale Dinge zu klammern.
    Srimavo sah ihnen mit freundlicher Erwartung entgegen. In Ellmer erwachte eine Ahnung wie an dunkles Feuer. Er machte ein strenges Gesicht und betrat den Garten.
    „Wie kommst du hierher?" erkundigte er sich vorwurfsvoll. „Du solltest im medizinischen Zentrum sein."
    „Ich bin nicht krank", sagte sie.
    „Sie haben dich einfach gehen lassen?" staunte Ellmer.
    „Nein", sagte sie. „Ich bin gegangen."
    Das Ausmaß des Unterschieds wurde dem Raumfahrer sofort in vollem Umfang bewußt, aber bevor er etwas antworten konnte, hörte er im Haus das Signal des Videophons. Er hob das Mädchen hoch und zog es mit ins Wohnzimmer. Parnatzel folgte ihnen. Ellmer nahm den Anruf entgegen. Wie er erwartet hatte, meldete sich die Stadtverwaltung. Als der Bildschirm hell wurde, sah er das bleiche Gesicht des amtierenden Bürgermeisters.
    „Deine Sphinx ist verschwunden!" stieß Deerno, der seine Stimme kaum in Gewalt hatte, hervor. „Hast du vielleicht eine Erklärung dafür" Sphinx! dachte Ellmer verwundert. Ausgerechnet der knochentrockene Brude Deerno hatte einen so zutreffenden Namen gefunden.
    „Wie kann sie so einfach verschwinden?" erkundigte er sich ironisch. „In der Stadtverwaltung arbeiten einige Dutzend Menschen. Sind sie nicht in der Lage, ein zwölfjähriges Kind zu beaufsichtigen?"
    „Jakob", sagte Deerno drohend, „du hast mit dieser Sache etwas zu tun. Letzte Nacht hatten wir Ärger mit deinem Freund von der Hundertsonnenwelt. Nachdem du weggegangen bist, sind hier in der Stadtverwaltung ein paar merkwürdige Dinge geschehen."
    „Merkwürdige Dinge?" echote Ellmer. „Was?"
    „Ach", winkte Deerno heftig ab. „Es läßt sich nicht so ohne weiteres beschreiben. Ich möchte dich nur warnen. Wenn du diesen Matten-Willy nicht unter Kontrolle hältst, werden wir dafür sorgen, daß er von der Erde deportiert wird."
    „Deportiert!" sagte Ellmer voller Abscheu.
    „Was wirft er mir eigentlich vor?" fragte Parnatzel aus dem Hintergrund.
    „Es ist nichts Konkretes", sagte Jakob Ellmer und trat unwillkürlich einen Schritt zur Seite. Dabei gerieten Parnatzel und das Mädchen in den Aufnahmebereich des Videophons.
    Deerno streckte einen Arm aus und kreischte: „Das ist sie ja!"
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, die Augen traten hervor und zeigten blankes Entsetzen. Ellmer war überzeugt davon, daß Deerno etwas Schreckliches auf seinem Bildschirm erblickte. Hier im Wohnzimmer war jedoch alles unverändert. Dann wurde die Verbindung von der anderen Seite unterbrochen.
    „Was mag er gesehen haben?" fragte Parnatzel, der offenbar ähnliche Überlegungen anstellte wie Ellmer. „Er war von Grauen regelrecht überwältigt."
    Ellmer nickte langsam, er wirkte ungewöhnlich ernst. Er deutete auf einen freien Sessel und forderte Srimavo auf, darin Platz zu nehmen. Parnatzel kauerte sich unter dem Tisch zusammen.
    „Ich nehme an", sagte Ellmer langsam, „daß wir in kurzer Zeit Besuch von den Ordnungsbehörden erhalten. Willst du unter diesen Umständen nicht reden, kleine Sphinx?"
    „Ich habe alles gesagt", entgegnete Srimavo, und ihre Blicke hüllten Ellmer regelrecht ein. Er hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen, wenn er Srimavo nur lange genug in die Augen schaute.
    „Wenn wir dir helfen sollen, mußt du mit uns zusammenarbeiten, Sri", fuhr Ellmer eindringlich fort. „Auf dem Weg hierher habe ich intensiv nachgedacht und bin zu einer Art Lösung gekommen."
    „Oh!" rief Parnatzel neugierig.
    „Ich könnte mir vorstellen", sagte Ellmer gedehnt, „daß Sri hier ausgesetzt worden ist. Es gibt da vermutlich ein Elternpaar, das nicht mehr aus

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