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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erscheint, gebe ich dir Bescheid.«
    »Okay.« Ich blickte auf die Uhr. »Noch eine Frage. Wann startet die Schau denn endlich?«
    »In ein paar Minuten ist Einlass. Da schiebt sich hier die Mittelwand zur Seite, und dann geht der Run auf die hinteren Reihen los. Die vorderen Plätze sind reserviert.« Sie wandte sich an einen der Barknaben. »Ich brauche noch einen Schluck. Die Luft hier ist einfach zu trocken. Ich mußte ja reden, reden und reden.« Sie bestellte ein Wasser. »Dann hat man immer wieder versucht, mich in das Geschäft wieder hineinzuziehen.«
    »Und?« fragte Bill. »Wie hast du dich entschieden?«
    »Ich habe mir Bedenkzeit ausgebeten.«
    »Das ist gut.«
    Noch während Sheila ihr Wasser trank, erschienen vier Hotelangestellte und schoben die Mittelwand zur Seite. Ihre Arbeit wurde mit großem Beifall belohnt, denn alle Gäste waren froh, daß die Schau endlich begann.
    Sheila hatte nicht gelogen. Es begann tatsächlich der große Run auf die Plätze. Verbunden mit einem Gedränge und Geschiebe, als gäbe es etwas umsonst.
    Da unsere Plätze reserviert waren, konnten wir uns zurückhalten.
    Ich dachte noch einmal über diese Tessa Hampton nach. War sie tatsächlich eine Psychonautin oder war Sheila einer Täuschung auf den Leim gegangen?
    Niemand konnte schon jetzt die Antwort geben. Da mußten wir Tessa schon selbst fragen.
    Sheila hakte sich bei uns beiden unter. »Dann bringt mich mal zum catwalk, meine Herren…«
    Und so kam ich in den Genuß, eine Modenschau zu erleben. Direkt vorn, wo alles genau zu sehen und auch zu riechen war. Die Schminke, das Parfüm, der Puder. Scheinwerfer, die als glänzende Glotzaugen ihre Strahlen auf den Laufsteg schickten. Eine sehr fremde und künstliche Welt, aber auch eng und klamm, denn das Sitzen auf den schmalen Bänken war alles andere als ein Vergnügen.
    Sheila saß zwischen uns. Der Laufsteg lag natürlich höher. Wenn wir die Models sehen wollten, mußten wir die Köpfe heben. Ständig in einer derartigen Haltung zu hocken, brachte einen starren Hals ein. Doch es ging nicht anders.
    Die Schönen flanierten vorbei.
    Ich wußte nicht einmal, wie der Designer hieß, dessen neue Mode sie präsentierten, den Namen hatte ich vergessen, aber was er auf den Laufsteg brachte, das lag im Trend.
    Transparenter Look!
    Durchsichtige Oberteile flatterten über dürre Körper hinweg, bei denen die Brüste aussahen wie farblose Tomaten. Aber sie passten zu den Models, die sich vorkommen mußten, als hätten sie die letzten Tage in einer Gruft verbracht.
    Sie waren nicht nur spindeldürr und knochig, man hatte sie auch wie Leichen geschminkt. Blass in den Gesichtern, auf denen sich zumeist die Haut über hervorstehende Wangenknochen spannte. Dann die dunkle Schminke, die so etwas wie ein Friedhofs-Make-up aussah, und dazu passten die blassen Lippen, die kein Lächeln zeigten.
    Man ging nicht locker, man war nicht fröhlich, man erinnerte mehr an ferngelenkte Roboter.
    Manche Models waren so dünn, daß sie, bei einem Loch mehr, schon als Blockflöte hätten dienen können.
    Als ich diesen Vergleich laut aussprach, fing Bill an zu prusten.
    Sheila bedachte uns dafür mit strafenden Blicken.
    Es war warm auf und am catwalk. Die Scheinwerfer sorgten für diese Hitze, und über meinen Rücken kullerte so manche Schweißperle. Mich interessierte nicht, aus welchen Materialien dieses durchsichtige Zeug bestand, ich wollte nur wissen, wann Tessa Hampton erschien.
    »Keine Sorge, John, sie kommt gleich.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Außerdem wird sie allein auftreten. Sie ist gewissermaßen das Starmodel.«
    »Sehr schön.«
    »Laß deinen Spott. Hier geht es um Geschäfte, Umsätze und manchmal auch um Sein oder Nichtsein. Fällt ein Designer durch, kann er oft genug seinen Laden schließen. Jede Neuvorstellung der Kollektion ist für ihn ein Tanz auf dem Drahtseil.«
    »Das weiß ich auch.«
    Es wurde Beifall gespendet, als vier dünne Models wieder durch den Spalt des Vorhangs am Ende des Laufstegs verschwanden.
    »Jetzt ist Tessa an der Reihe«, sagte Sheila.
    Das war auch für mich der Moment, in dem die Spannung wuchs.
    Ich war mehr als neugierig auf sie geworden und hatte, wie die meisten anderen auch, den Kopf nach rechts gedreht.
    Um uns herum hockten die Londoner Szene und all diejenigen, die sich für wichtig hielten. Aber es waren auch die Redakteurinnen und Redakteure der großen Modezeitschriften da, und sie beobachteten den catwalk mit Argusaugen. Auch sie

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