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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles.«
    »Ah ja, dann…«
    »Und über die Vergangenheit!« stellte Dagmar schnell klar. »Sie hat uns ebenfalls interessiert. Dabei spreche ich von einer Vergangenheit, die schon lange zurückliegt. Von Menschen, die einmal hier gelebt haben oder zugewandert sind.«
    »Damit können Sie nur die Waiser gemeint haben.«
    »Allgemein schon«, sagte Harry. »Aber das ist uns wiederum zu allgemein.«
    Frau Hagner blieb sehr freundlich. »Denken Sie da an etwas mehr Spezielles?«
    »Das ist der richtige Ausdruck.«
    Die Chefin lächelte den beiden zu. Allerdings etwas verlegen, und sie sagte dann: »Wenn ich Ihnen vielleicht helfen kann, irgendwelche Lücken zu schließen, werde ich mich darum bemühen. So firm wie mein Mann ist, was die Geschichte hier angeht, bin ich nicht. Ich gebe allerdings zu, daß ich auch hinzugelernt habe.«
    »Wunderbar«, sagte Harry und nickte. »Uns geht es im Prinzip um eine Sache, die wir im Ort erfahren haben. Von einem Einheimischen. Wir sind mit dem alten Mann ins Gespräch gekommen, und Sie wissen ja, wie das ist, Frau Hagner. Ältere Leute reden oft und gern, und sie sind auch froh, wenn sie Zuhörer haben. So erzählte dieser Mann von einer alten Zeit, die gar nicht so gut war.«
    »Die Menschen haben früher viel mehr und auch länger gearbeitet!« unterstrich Frau Hagner die These.
    »Nur ging es darum nicht. Er kam auf ein schreckliches Einzelschicksal zu sprechen.«
    »Ach!« In den Augen der Chefin leuchtete plötzlich Interesse. Sie spürte, daß ein interessantes Thema in der Luft lag, und Dagmar Hansen übernahm das Wort.
    »Dieser Mann hat uns von einer Hexe berichtet, die hier verbrannt worden ist. Die letzte Hexe von Oberstdorf. Es liegt schon sehr lange zurück. An eine genaue Zeitspanne konnte er sich nicht erinnern. Die Frau soll während eines Festes zur Austreibung der Wintergeister auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sein.«
    Frau Hagner schwieg zunächst. Sie sah aus, als müßte sie darüber nachdenken, räusperte sich und sprach sehr leise einen Namen aus:
    »Marianne.«
    »Wie bitte?«
    »Marianne«, sagte sie jetzt lauter. »Die Frau, die damals als Hexe verbrannt worden ist, hieß Marianne.«
    Dagmar und Harry zeigten sich angenehm überrascht. »Dann kennen Sie die Geschichte also auch?«
    »Klar. Viele Einheimische hier kennen sie. Das ist eine Sache, die sich um Schuld und Sühne dreht. Die Menschen haben damals einen Fehler begangen oder einen Mord. Aber der Hexenglauben hat sich hier lange gehalten, und auch heute ist er noch nicht wieder ausgeräumt worden. Das muß man ganz klar sagen. Man braucht nur die Zeitungen aufzuschlagen. Wie oft liest man da Berichte über moderne Hexen, wie immer man dieses Thema auch verstehen soll. Aber auch der alte Hexenglauben könnte noch bei Menschen vorhanden sein, die in den einsamen Seitentälern der Alpen leben. Nicht hier, aber in den Nachbarländern.«
    »Wissen Sie denn, Frau Hagner«, fragte Dagmar, »warum diese Marianne auf den Scheiterhaufen gestellt wurde?«
    »Weil sie angeblich eine Hexe war.«
    »Wie hat sich das bemerkbar gemacht?«
    Die Hotelchefin hob die Schultern. »Jetzt fragen Sie mich aber Dinge, die ich Ihnen kaum beantworten kann. Das alles geht ins Reich der Fabel und der Phantasie hinein. Man hat sie eben als Hexe angesehen, weil wohl bestimmte Eigenschaften darauf hinwiesen.«
    »Welche könnten das denn gewesen sein?«
    »Oh, da verlangen Sie zuviel von mir. Wie soll ich Ihnen das alles sagen?«
    »Es ist klar, daß Sie nicht dabei gewesen sind«, sagte Harry. »Aber was erzählt man sich denn so? Oft halten sich ja Geschichten über Generationen hinweg.«
    »Das ist allerdings wahr. Sie haben mit jemand gesprochen. Konnten sie von Ihrem Informanten keine Einzelheiten herausbekommen?«
    Die beiden schauten sich an. »Nun ja«, gab Harry schließlich zu.
    »Der alte Mann sprach von einem Auge, dem dritten Auge, das die Hexe angeblich gehabt hat. Aus diesem Grunde wurde sie als Hexe bezeichnet, auf den Scheiterhaufen gestellt und den Flammen übergeben.« Er lächelte etwas bissig. »Aber ein drittes Auge…« Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen, um Frau Hagner die Chance für eine Antwort zu geben.
    Sie tippte zweimal mit dem Finger auf die Tischdecke. »Ja, da haben Sie genau die Wahrheit gehört. Oder das, was man als Wahrheit annimmt.«
    »Ein drittes Auge?« fragte Dagmar.
    Frau Hagner nickte. »So jedenfalls heißt es in der Legende oder in der Überlieferung. Man hat von

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