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1037 - Zurück aus dem Jenseits

1037 - Zurück aus dem Jenseits

Titel: 1037 - Zurück aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie öffnete, man sah nichts, wenn man sie schloß.
    Harry Stahl hielt sie offen.
    Er sah trotzdem nichts!
    Sein Gehirn funktionierte. Er war in der Lage, logisch zu denken.
    In diesen schrecklichen Augenblicken allerdings hätte er sich diese Fähigkeit nicht gewünscht. Seine Augen hielt er so weit wie möglich offen, aber er sah seine Umgebung nicht.
    Er war blind!
    Man hatte ihn geblendet!
    Der verfluchte Strahl aus dem Auge der Hexe war einfach zu stark gewesen. Er hatte ihm das Augenlicht genommen, und diese Tatsache ließ Panik in Harry Stahl hochsteigen. Harry kniete auf dem Boden und hätte schreien können. Das tat er nicht. Zwar hielt er den Mund weit offen, doch aus der Kehle drangen nur krächzende Laute, begleitet von schluchzenden Geräuschen.
    Wie ein Tier hatte die Panik ihn angesprungen. Harry Stahl fand sich nicht mehr zurecht. Er kniete auf dem Teppich und zitterte am ganzen Leib. Sein Gesicht zuckte. Der Schweiß hatte die Haut glatt gemacht, und was da in seinem Körper tobte, waren Gefühle, für die es nur einen Oberbegriff gab.
    Angst!
    Eine panische Angst davor, das Augenlicht verloren zu haben. Die unmittelbare Umgebung war von den Geräuschen erfüllt, die Harry Stahl selbst abgab. Er wußte nicht, ob er atmete oder keuchte. Aus seinen Augen flossen Tränen. Er war froh darüber, weinen zu können. Nur spülte das Tränenwasser seine Blindheit nicht weg. Sie blieb leider bestehen.
    Harry rieb die Augen aus. Er hatte den ersten Schock überwunden. Jetzt war er wieder in der Lage, klar zu denken und nicht nur an sich. Er stellte sich andere Fragen. Dabei wunderte er sich, daß er allein gelassen wurde. Dabei hatte er Dagmar im Zimmer sitzen sehen, aber sie war nicht erschienen, um ihm zu helfen. Sie war an ihrem Platz sitzengeblieben, als wäre sie ebenfalls durch das dritte Auge in dem schrecklichen Gesicht gebannt worden.
    Harry, der noch immer kniete, bewegte sich mühsam, als er auf die Beine kam. Er blieb normal stehen, wobei ihm seine eigene Unsicherheit zu schaffen machte. Das Schwanken glich er nur mühsam aus. Hinter seinen Schläfen tuckerte es, während die normale Umgebung ansonsten sehr still blieb.
    Vorsichtig drehte er sich nach links. Dabei baute er sich ein Bild in seinem Kopf auf. Harry versuchte sich vorzustellen, wie die Umgebung aussah. Er mußte sich daran erinnern, was er bei seinem Eintritt gesehen hatte.
    Viele Gegenstände standen nicht im Weg, das wußte er noch. Es gab die Garderobe, die Treppe, die verschiedenen Türen, die Bilder an den Wänden, die Bohlen unter den Füßen, und es hing auch keine Lampe so weit nach unten, als daß er sich den Kopf hätte stoßen können.
    Harry Stahl streckte seine Arme nach vorn und spreizte die Hände. Anders konnte er sich nicht helfen. Es war der glatte Wahnsinn, von einem Augenblick zum anderen von einem normalen Sehen in die Blindheit hineinzufallen. Damit fertig zu werden, gelang wohl kaum einem Menschen, und so tappte Harry durch das Entree wie ein Kind, dem die Augen verbunden worden waren und das in diesem Zustand irgendwelche anderen Kinder suchen sollte.
    Harry hatte die Orientierung verloren. Er mußte einen Bezugspunkt finden, um von ihm auszugehen. Den fand er am unteren Ende des Geländers. Er freute sich, mit einer Hand den Knauf umfassen zu können und blieb zunächst stehen.
    Er war einen Schritt weiter. Er malte sich aus, wie er gehen mußte, um den Ausgang zu erreichen. Sich leicht nach links drehen und dann geradeaus.
    Was brachte das, wenn er nach draußen ging? Er würde in eine feindliche Umgebung kommen. Er konnte nichts sehen. Er würde stolpern, fallen, sich wieder aufraffen, weiterlaufen, sich möglicherweise verirren, denn in den Wagen zu steigen und loszufahren, war ihm als Blinder nicht mehr möglich.
    Ihn nur finden, sich hineinsetzen und abwarten.
    Worauf warten? Darauf, daß sein Sehvermögen wieder zurückkehrte? Es war eine Hoffnung, aber sie war verdammt klein. Die andere Seite hatte brutal zugeschlagen und ausgerechnet ihn erwischt.
    Oder wieder zurück in das Zimmer? Als Blinder versuchen, sich den Dingen zu stellen? Dort würde er Dagmar finden, die ihm hätte helfen können. Falls sie es wollte. Er hatte bisher nichts von ihr gehört, und auch, als der Strahl plötzlich auf ihn zugeschossen war, hatte sie sich nicht einmal umgedreht.
    Hier herrschte eine andere Kraft.
    Es war eine Macht aus der Vergangenheit, die ihre Rückkehr geschafft hatte. Eine alte Rache sollte die Menschen

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