1037 - Zurück aus dem Jenseits
durch Dagmar Hansen, die selbst zu den Psychonauten gehört.«
»Stimmt, Bill. Jedenfalls braut sich da einiges zusammen. Für mich ein Grund mehr, nach Deutschland zu fliegen und mich in der Nähe von Oberstdorf umzuschauen.«
»Das ist direkt ein Grund mitzukommen, John.«
»Suko bleibt auch hier.«
»Warum denn?«
»Weil es hier noch einen Killer gibt, der Selbstmord begangen hat, nachdem er die Psychonautin umbrachte. Das ist die zweite, die Griechen-Spur.«
»Du hast Leonidas nicht vergessen.«
»So ist es.«
»Gut, dann kümmere ich mich auch darum. Mal sehen, ob mir jemand etwas sagen kann, wenn ich meine Beziehungen spielen lasse. Unter Umständen stellen sich noch mehr Parallelen heraus. Wahrscheinlich weißt du jetzt schon mehr als ich…«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil ich dich kenne, John. Kannst du mir denn verraten, was diese Tessa in Oberstdorf gesucht oder gemacht hat?«
»Ja, sie besuchte eine Wahrsagerin.«
»Ach…«
»Mehr weiß ich auch nicht, Bill. Ich hoffe allerdings, noch am heutigen Abend schlauer zu sein.«
»Dann sieh zu, daß du die nächste Maschine bekommst.«
»Genau das, Bill. Und grüße Sheila von mir.«
»Geht in Ordnung.«
Suko lächelte mir über den Schreibtisch hinweg zu, als ich aufgelegt hatte. »Die Oberstdorfer Spur scheint heiß zu sein.«
»Das glaube ich auch.« Ich war schon auf dem Weg zur Tür, um mit Glenda über die Bestellung des Tickets zu sprechen und auch über die Reservierung des Leihwagens. Ich konnte nur hoffen, daß alles klappte und es auch zeitlich hinkam.
»Was haben eigentlich die beiden vor?« fragte Suko, der mir gefolgt war. »Wollen sie sich nur die Zukunft voraussagen lassen, oder steckt mehr dahinter?«
»Mehr, Suko, viel mehr, du kennst die beiden doch.«
»Ja, das glaube ich auch. Und sieh du zu, daß du nicht in den Bann einer Hexe gerätst.«
»Ich werde mich hüten. Mir reichen schon hier in London zwei Hexen.«
»Ach«, meldete sich Glenda, »wen meinst du denn damit?«
»Jane Collins, zum Beispiel.«
»Super.« Sie lächelte mich maliziös an. »Und wer ist die zweite Hexe, bitte?«
»Rate mal…«
***
Nach dem langen Gespräch mit seinem Freund in London war für Harry Stahl erst einmal Sendepause. Er und Dagmar saßen noch immer im Wagen und schauten durch die Scheiben nach draußen auf die wunderschöne Landschaft, die sie nicht wirklich aufnahmen, denn ihre Gedanken bewegten sich zu weit weg.
Im Wagen selbst war es still. Sie hörten nur ihre eigenen Atemzüge. Aber die Scheiben der Fenster waren nach unten gefahren worden, und so drangen die hellen Stimmen der Vögel in das Innere, und sie nahmen auch den Geruch der frisch gemähten Wiesen wahr, über die der Herbstwind trieb und erste, abgefallene Blätter vor sich herschaufelte.
Dagmar Hansen unterbrach die Schweigepause als erste. »Kann das Zufall sein?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht.«
»Da wird jemand ermordet. Einfach vom Laufsteg weggeschossen. Eine junge Frau, die wohl nur einen Makel besaß, eben das dritte Auge der Psychonautin. Ich kann mir vorstellen, daß dies der Grund für den Mord war.«
»Gut, ich auch, Dagmar. Aber es bauen sich weitere Fragen auf. Warum hat man sie umgebracht? Doch nicht nur, weil sie zu dieser Gruppe zählte.«
»Wer weiß.«
»Wenn das so ist, befindest auch du dich in Gefahr, vorausgesetzt, man spinnt diesen Faden weiter. Irgend jemand ist also da, der Psychonauten jagt.«
»Das kann sein.«
»Hatten wir das nicht schon einmal?«
»Vergiß die UFOs, Harry. Das hier ist etwas anderes. Aber es ist kein Zufall.« Dagmar Hansen schüttelte den Kopf und strich dabei mit zwei Fingerkuppen über ihre Stirn. »Ich will es einfach nicht glauben, denn dahinter steckt Methode.«
»Die von der Gestalt ausgeht, die du in deinem Wahrtraum erlebt hast – oder?«
»So könnte man es sehen.«
»Das hieße nichts anderes, als daß uns jemand zu einer bestimmten Stelle hin locken will?«
»Über Jamina.«
»Klar.« Harry schlug gegen den Lenkradring. »Nur uns oder auch andere?«
»Was willst du, Harry? Diese Frau ist eine Wahrsagerin. Sie wird viele Kunden haben, aber das ist nicht das Problem. Ich könnte mir vorstellen, daß sie auf Psychonauten einen gewissen Einfluß ausübt. Eben durch diese damals fast verbrannte Hexe. Wenn ich ehrlich bin, muß ich zugeben, daß auch ich angelockt worden bin. Ich wollte unter allen Umständen die Person kennenlernen und erleben, die ich zuvor nur in meinen Träumen gesehen
Weitere Kostenlose Bücher