1039 - Die Heroin-Zombies
und das Kratzen wiederholte sich, als wollte ein Zombie unbedingt seinen Sarg verlassen.
Schatten mischten sich mit den Resten der Helligkeit zu zwielichtigen Gebilden. Wer viel Phantasie besaß, konnte darin alles Mögliche erkennen.
Ich aber wartete auf den Untoten!
Und er kam.
Er schälte sich aus dem Trichter hervor, in den der Müller früher das Mehl gekippt hatte. Zuerst waren nur seine Klauen sichtbar, mit denen er sich festklammerte. Stück für Stück erschien sein Kopf, natürlich das Gesicht, in dem sich kein Ausdruck mehr abzeichnete. Es war nur noch eine starre und mehlbleiche Fratze.
Die Haare klebten flach auf dem Kopf, als hätte man sie darauf festgedrückt.
Wie das Gesicht aussah, war bei diesem diffusen Licht nicht zu erkennen. Es war mir auch egal, als ich auf die Gestalt zuging, die noch innerhalb des Trichters steckte.
Daneben blieb ich stehen. Die Beretta hatte ich längst gezogen. Ich streckte meinen Arm in dem Augenblick vor, als sich der Untote aus dem Trichter hervorwühlen wollte.
Mit der rechten Kopfseite stieß er gegen die Mündung!
Er hatte es nicht gespürt. Er war ein Untoter und mit einem Menschen nicht zu vergleichen, auch wenn er sich auf zwei Beinen fortbewegte.
Trotzdem stockte er. Sicherlich nur bedingt durch den Widerstand. Ich sah aus nächster Nähe seine Fratze. Jawohl, seine Fratze, denn für mich waren alle Zombies nicht mit normalen Gesichtern ausgestattet, sondern mit ekligen Fratzen. Auch wenn sie nicht verzogen waren, um sich bewußt häßlich zu machen.
Ein starres, hölzernes Gesicht. Schmutzig, denn der Staub lief in Fäden über die Haut hinweg. Seine Augen hatten alles verloren, was sie einmal besessen hatten. Totes Glas, ohne irgendeine Farbe. Passend zu der grauen Umgebung.
Mein rechter Finger lag am Abzug. Ich brauchte ihn nur zu krümmen, und alles war vorbei.
Ich schoß.
Der Schuss zerriß die bedrückende Stille, und ich sah, wie der Schädel des Zombies noch einmal zuckte, als hätte er einen Treffer erhalten. Ich sah das Loch. Es war so rund, auch irgendwie häßlich.
Es füllte sich mit einer Flüssigkeit. Nur bekam ich nicht mehr mit, wie sie durch den Gegendruck nach vorn sickerte, denn der Trichter schluckte die Gestalt. Sie sackte zusammen und entschwand für einen Moment aus meiner Sicht. Ich beugte mich über die breite Öffnung des Trichters. Die vernichtete Gestalt war zusammengefallen.
Sie sah aus, als hätte sie sich wie eine Katze zusammengerollt. Aus der Wunde drang jetzt eine stinkende Flüssigkeit hervor, die einem Menschen den Atem rauben konnte.
Ich trat zurück und fühlte mich erleichtert, denn einen dieser Untoten hatte ich erwischt.
Vier blieben noch!
Und diese Wesen mußten sich einfach irgendwo versteckt halten.
Ich wollte nicht daran glauben, daß sie sich draußen aufhielten. War die Tür einmal von außen verriegelt, dann…
Der Schrei ließ mich zusammenzucken. Den hatte kein Zombie ausgestoßen, sondern eine Frau. Da gab es nur eine, und ich hatte ihr geraten, vorsichtig zu sein.
Ich wollte die Treppe hinab rennen und achtete dabei nicht mehr auf meine Sicherheit. Was da genau von oben, von der Decke gefallen war, bekam ich nicht zu Gesicht. Es erwischte mich nur im Nacken, und ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde auseinander fliegen, als ich nach vorn geschleudert wurde, über den glatten Boden rutschte und dicht vor dem Beginn der Steige zur Ruhe kam.
***
Elena Cerez war allein zurückgeblieben und hatte auch das Gefühl, innerlich allein zu sein. Eine tiefe Einsamkeit nahm von ihrer Seele Besitz. Die Aggressivität war verschwunden. Sie dachte auch nicht mehr an das Leben, das hinter ihr lag, an dieses Abrutschen in die Tiefe, an die Gewalt, an die Firma, in der sie eine bestimmte Position eingenommen hatte, das alles entschwand, denn sie merkte jetzt, wie so etwas wie Urängste in ihr hochstiegen. So reagierte jeder Mensch, wenn er von Urängsten befallen wurde.
Über sich hörte sie Sinclairs Schritte. Er ging nicht sehr schnell.
Vorsichtig bewegte er sich voran. Er wartete darauf, den einen oder anderen Zombie zu sehen.
Zombies – Untote!
Elena haßte sie. Aber sie waren für die Firma wichtig gewesen.
Man hatte sie in Kolumbien »hergestellt«. Dort waren Menschen den geheimnisvollen und gefährlichen Künsten finsterer Voodoo-Zauberer und Dämonen verfallen. Man hatte die lebenden Leichen als ideale Transportmittel für die heiße Ware benutzen können.
Bei fünf Untoten war alles
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