1039 - Die Heroin-Zombies
schwach zwischen den Wänden.
Die Luft war kalt und klamm geworden. Hier gab es keine Heizung, kein wärmendes Feuer, dafür allerdings einen bestimmten Gestank. Er fiel auch Elena auf, denn sie sprach mich darauf an.
»So riechen Tote, nicht wahr…?«
Die Frau hatte genau das ausgesprochen, an das ich ebenfalls gedacht hatte. Es stimmte. So rochen Tote. Leichen, die dabei waren, in den Zustand der Verwesung zu gleiten. Körper bei denen die chemischen Prozesse abliefen, um sie irgendwann zerfallen zu lassen.
Nicht bei den lebenden Leichen, die aus Kolumbien geschickt und mit Rauschgift gefüllt worden waren. Sie stanken nur, aber sie verwesten nicht. Es war ihr typischer Geruch.
»He, warum sagst du nichts, Partner? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Nein, ich gebe dir recht.«
»Sehr gut. Wenn das so ist, dann müßten sie ja irgendwo sein, nehme ich mal an.«
»Hier in der Mühle.«
»Super, und wo?«
Ich deutete in die Höhe. »Oben könnten sie sein und darauf lauern, daß sie Besuch bekommen.«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Dieser Besuch sind wir, was?«
»Mal sehen.«
»Ha, was soll das denn heißen?«
»Ich gehe hoch. Du bleibst hier unten. Ich werde mich da umschauen und dir Bescheid geben.«
Mit offenem Mund starrte sie mich an. »Das ist doch Scheiße, ist das. Wieso denn das alles, verdammt? Wir sind Partner.«
»Klar. Nur ist der eine ohne Waffe. Und das Kreuz willst du ja nicht haben.«
»Stimmt.«
»Außerdem steht die Tür noch offen. Du kannst fliehen, wenn es hart auf hart kommt.«
Elena hatte sich wieder gefangen, denn sie lachte mich an. »Genial, Partner, wirklich genial. Hätte von mir sein können.«
»Okay, dann warte hier.«
»Mach ich doch glatt. Es stimmt auch nicht, daß ich unbewaffnet bin. Schau dich um. Wenn irgendwo ein durchgeknallter, ausgepusteter und hirnloser Affe erscheint, nehme ich mir einen Balken oder ein Brett und haue ihm den Schädel ein.«
»Dagegen habe ich nichts.«
Sie schlug mir auf die Schulter. »Dann mach’s mal gut, Partner.«
Es waren nur wenige Schritte bis zur Holztreppe, und ich hatte sie schnell zurückgelegt. Bevor ich die Treppe hochstieg, tastete ich mit dem Druck meines rechten Fußes die erste Stiege. Sie sah nicht vertrauenserweckend aus, und sie bog sich auch leicht durch, als mein Gewicht sie belastete, aber sie brach nicht ein und knirschte auch nicht. Es blieb alles normal.
Ich ging höher.
Stufe für Stufe, Schritt für Schritt. Als ich fast oben war, blieb ich noch einmal stehen und schaute nach unten.
Elena Cerez hatte ihren Platz nicht verlassen, den Kopf aber zurückgelegt, um meinen Weg verfolgen zu können. Die rechte Hand hatte sie zur Faust geballt und nur den Daumen in die Höhegestreckt. Ein Zeichen, daß sie siegen wollte.
Ich nickte ihr noch einmal zu und setzte meinen Weg fort. Es waren nur noch zwei Stufen zu überwinden, dann hatte sich die obere Etage erreicht oder den eigentlichen Arbeitsraum des früheren Müllers.
Hier sah ich das steinerne Mühlrad, aber auch das große Kammrad. Durch eine Flügelwelle unter der Decke war es mit einem Stützlager verbunden worden. Früher hatten sich die Dinge gedreht und bewegt. Jetzt stand alles starr.
Und auch ich bewegte mich nicht. Vor der Treppe hatte ich meine Schritte gestoppt. Neben dem großen Mahlsteingehäuse auf dem Boden stand der Trichter mit der breiten Öffnung, in die der Müller früher das Korn gekippt hatte. Er hatte dafür eine kleine Holztreppe hochgehen müssen.
Das alles kam mir vor wie ein Museum, in das ich zufällig hineingeraten war. Sehr baufällig wirkte die Mühle in ihrem Innern nicht.
Die Wände zeigten sich nach wie vor sehr fest, und unterhalb der Decke gaben dicke Holzbalken Halt.
Wo lauerten sie?
Viel Platz hatten sie nicht. Sie waren da, das spürte ich. In der Nähe, wie Raubtiere, die nur darauf lauerten, daß sich ihr Opfer falsch bewegte.
Ich zog meine Waffe. Erst dann ging ich einen weiteren Schritt nach vorn. Es gab an den Seiten schmale Öffnungen. Was sie allerdings an Licht hineinließen, verdiente den Namen nicht. Es war nicht mehr als graue Dämmerung, die von einigen Schwaden begleitet wurde.
Ich schnüffelte wie ein Hund. Auf meinem Rücken lag ein kühler Schauer. Die kleinen Härchen auf den Handrücken kitzelten, als sie sich hochstellten.
Etwas kratzte.
So laut, daß ich zusammenzuckte, mich drehte und nach der Ursache des Geräusches suchte.
Hier oben war es aufgeklungen. Nicht weiter entfernt,
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