1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Mallagan sprechen", sagte sie mit eindringlicher Stimme. „Und unsere einzige Hoffnung liegt darin, daß Surfo zu sich kommt und einsieht, auf welche Katastrophe er zusteuert."
Tomason musterte sie mit nachdenklichem Blick. Er machte den Eindruck des langsamen, schwerfälligen Denkers, aber wer ihn einmal im Augenblick der Gefahr in Aktion gesehen hatte, der wußte, daß der äußere Anschein trog.
„Du hast recht", sagte er. „Aber erstens glaube ich nicht, daß dir dein Vorhaben gelingt, und zweitens fürchte ich, daß SENECA euch nicht mehr loslassen wird."
Scoutie war bleich geworden. „Das Risiko müssen wir eingehen", sagte sie matt.
Auf dem Korridor waren Schritte zu hören. Tomason wandte sich um. Unter dem offenen Schott erschienen die metallisch schimmernden Gestalten zweier Roboter. Sie waren nach dem Vorbild der Erbauer des Spoodie-Schiffs geformt und schwer bewaffnet, Produkte einer fremden, verschollenen Technologie.
„Brether und Scoutie", schnarrte eine der beiden Maschinen.
„Wir sind hier", antwortete Brether und faßte Scoutie bei der Hand.
„Mitkommen!" befahl der Roboter.
Die zwei Betschiden traten in den Gang hinaus und wandten sich auf Befehl des Robots nach links.
„Vorwärts", schnarrte die Maschine.
Scoutie und Brether gehorchten. Hinter sich hörten sie die klirrenden, stampfenden Schrittgeräusche der Roboter. Tanwalzen und Tomason blieben zurück.
11.
Es ging auf Mitternacht, aber über der weiten Ebene Däme-Dant lag die Helligkeit des Tages. Riesige, aus hauchdünnen Metallfolien bestehende Spiegel, im Synchron-Orbit hoch über dem Äquator postiert, fingen das Licht der Sonne ein, die auf der anderen Seite des Planeten stand und strahlten es in leicht divergenter Bündelung auf die Ebene hinab. Für einen Beobachter, der von der Breiten Straße des Friedens in die Höhe blickte, sah es aus, als sei die mächtige Sonne des Tages, durch zehn kleine Nachtsonnen ersetzt worden.
Eine riesige Menge hatte sich eingefunden, um die Aufstellung des großen Festzugs mitzuerleben. Delegationen aus allen Teilen der Nord- und Südstadt, von über fünfhundert Welten des Herzogtums Krandhor hatten sich eingefunden, um sich an der Feier der drei Ereignisse zu beteiligen: des Jahresbeginns, der Rückkehr des Spoodie-Schiffs und der Totenehrung des Herzogs Zapelrow.
Die Breite Straße des Friedens, von prächtigen, geschichtsträchtigen Bauten gesäumt, führte über die Lange Straße von zwanzig Kilometern zu dem riesigen Platz, auf dem sich der Wasserpalast erhob. Vor Tagen schon hatten Trupps von Robotern Tribünen zu beiden Seiten der Straße errichtet. Zur Feier des dreifachen Ereignisses würden sich nach Schätzungen der Schutzgarde mehr als fünf Millionen Kranen und Mitglieder anderer Sternenvölker einfinden.
Das Aufmarschgelände am Beginn der Breiten Straße war durch schwache Energiezäune abgesperrt. Die Zäune waren deutlich markiert, damit sich niemand aus Versehen weh tat. An den Durchgängen standen Roboter, die darauf achteten, daß kein Unbefugter das Gelände betrat. Unweit eines der Durchlässe war ein provisorisches, zeltartiges Gebäude errichtet worden, in dem sich Mitglieder des Festkomitees mühten, Ordnung in das chaotische Durcheinander der Aufmarschvorbereitungen zu bringen.
Nikkam saß vor einem Datengerät mit übergroßer Sichtfläche und trug anhand von Informationen, die ihm auf Datenblättern gereicht wurden, die Positionen der Abordnungen ein, die sich bereits aufgestellt hatten. Das bisher eintönig graue Schema des Aufmarschs, wie es der Bildschirm zeigte, füllte sich allmählich mit bunten Farbtupfern, Rechtecken und Keilen. Aus dem Chaos entstand Ordnung.
Nikkam fühlte sich an der Schulter berührt und wandte sich um. Hinter ihm stand Intschil. „Die Teilnahme an den Festvorbereitungen tut nicht viel für das Familienleben, nicht wahr?" sagte sie. „Wie lange ist es her, daß ich dich zum letzten Mal sah?"
Er fuhr zärtlich über die Hand, die auf seiner Schulter rührte. „Viel zu lange", antwortete er. „Hast du Zeit? Ich kann mich ablösen lassen."
Sie machte die Geste der Zustimmung. Nikkam rief einen Kranen herbei und trug ihm auf, seinen Posten zu übernehmen. Er faßte Intschil bei der Hand. Sie drängten sich durch das Gewühl im Innern des Zeltes und atmeten auf, als sie endlich ins Freie gelangten.
„Ich habe hier eigentlich nichts verloren", sagte Intschil mit freundlichem Spott. „Es ist lediglich das
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