1039 - Die Stimme der Bruderschaft
diskret räusperte, wurde sie sich ihres Überschwangs Bewußt.
„Ihr habt Erfolg gehabt", bemerkte Tanwalzen sachlich.
„Wir dürfen Surfo sehen!" rief Scoutie.
„Wann?"
Scouties überschäumende Begeisterung verflüchtigte sich wie Nebel unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen. Einen Zeitpunkt hatte SENECA nicht genannt. Sie sollten warten...
Brether erstattete in kurzen Worten Bericht. Tanwalzens Gesicht wurde ernst. „Es wird nicht schaden, wenn ihr den vereinbarten Punkt so bald wie möglich aufsucht", sagte er. „Er liegt etliche hundert Meter von hier entfernt." Als er Scouties verwirrte Miene bemerkte, fügte er lächelnd hinzu: „Wir wollen nicht riskieren, daß euer Plan fehlschlägt, weil der Abholer früher zur Stelle ist als ihr."
*
Der Raum, den SENECA genannt hatte, lag heckwärts, unweit jenes Sektors, der den Übergang der SOLZELLE1 in den zylinderförmigen Rumpfteil des Spoodie-Schiffs bildete. Inzwischen hatte Tanwalzen den Kommandanten von der erstaunlichen Entwicklung in Kenntnis gesetzt. Tomason reagierte zurückhaltend. Er machte keinen Hehl daraus, daß er das Vorhaben der Betschiden für riskant hielt.
Sie machten es sich in dem kahlen Gemach so bequem, wie es eben ging. Scoutie schalt sich eine Närrin, weil sie SENECA nicht gefragt hatte, wann der Abholer sich einstellen werde. Spannung und Ungewißheit zehrten an den Nerven. Eine halbe Stunde verging, ohne daß mehr als ein beiläufiges Wort fiel.
„Unter Umständen muß man dafür sorgen, daß ihr hier Verpflegung erhaltet", sagte Tanwalzen schließlich. „Es können schließlich noch Tage vergehen, bis SENECA..."
„Danke für den Zuspruch", unterbrach ihn Brether ärgerlich. „Es ist schlimm genug, auch ohne daß du den Teufel an die Wand malst."
Tanwalzen stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab.
„Was ist euer Plan?" fragte er. „Ich meine, was wollt ihr unternehmen, wenn ihr mit Mallagan zusammentrefft?"
Scouties Gesicht war grimmig. „Es juckt mich in den Fingern, ihn bei den Haaren zu nehmen und solange zu schütteln, bis er wieder vernünftig wird", sagte sie. „Aber dazu wird's nicht kommen." Sie zuckte mit den Schultern. „Was wir tun, was wir sagen, muß sich aus dem Augenblick ergeben."
„Unter anderem wollen wir von Surfo erfahren", fügte Brether hinzu, „was er über den verschwundenen Spoodie-Behälter weiß."
„Da wir schon beim Thema sind", warf Tanwalzen ein, „wäre es wichtig zu hören, ob es tatsächlich eine Affinität zwischen SENECA und Mehrfach-Spoodieträgern gibt..."
„Wie erklärst du dir sonst unseren Erfolg?" fragte Scoutie.
„... und auf welche Weise SENECA feststellen kann, ob ein Wesen, das sich per Interkom mit ihm unterhält, einen oder mehr Spoodies trägt", vollendete Tanwalzen den unterbrochenen Satz.
Scoutie erhielt keine Gelegenheit, auf seinen Vorschlag zu reagieren. Das Schott öffnete sich. Brether und Scoutie sprangen unwillkürlich auf. Aber statt des Boten, der sie abholen sollte, sahen sie Tomason durch die Türöffnung treten.
„Wir haben keinen Kontakt mehr mit Kran", sagte er.
*
Er musterte die beiden Betschiden. „Ich warne euch", sagte er auf Krandhorjan. „SENECA plant Übles. An Bord dieses Schiffes funktioniert kein Sender und kein Empfänger mehr. Es liegt auf der Hand, daß SENECA uns daran hindern will, die Herzöge zu warnen. Für ihn und euren Freund Surfo Mallagan ist der Angriff auf das Orakel beschlossene Sache. Unter diesen Umständen würde ich es mir an eurer Stelle zweimal überlegen, ob ich mich ihnen auf Gedeih und Verderb auslieferte oder nicht."
Für betschidische Begriffe war Tomason ein Riese, ein überdurchschnittlich großer, ungemein stämmig gebauter Krane. Seine rechte Hand war verkrüppelt; niemand wußte, warum er sie nicht durch eine Bioprothese hatte ersetzen lassen.
„Hast du deine Warnung...", begann Tanwalzen und wurde sofort unterbrochen.
„Nein", knurrte Tomason zornig. „Ich sprach mit Musanhaar. Ich hatte mit der Warnung bis morgen warten sollen. Aber Musanhaar bezichtigte mich der Lüge. Er redete auf mich ein, bis ich schließlich nachgab. Das erste Wort war mir noch nicht über die Lippen gekommen, als der Sender ausfiel. Ich versuchte, eines der beiden Notaggregate zu aktivieren. Sie funktionierten nicht mehr. Auch die Empfänger sind ausgefallen."
Scoutie trat einen Schritt auf den mächtigen Kranen zu. „Gerade deshalb ist es wichtiger als je zuvor, daß wir mit Surfo
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