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1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pflichtbewußtsein, das mich mitten in der Nacht hier hertreibt."
    „Pflichtbewußtsein?" wiederholte Nikkam verwundert.
    „Du gabst mir einen Auftrag, erinnerst du dich? Ich sollte die Simulation noch einmal durchfahren."
    „Ach das!" Er wehrte ab. „Tut mir leid. Ich hätte dir sagen sollen, daß es nicht mehr nötig ist. Der Aufmarschplan enthält keinen Fehler."
    „Bist du ganz sicher?"
    Ihre Stimme hatte einen so eigenartigen Klang, daß er unwillkürlich aufhorchte.
    „Ja. Warum? Hast du etwas Verdächtiges gefunden?"
    „Nein. Die Ergebnisse waren dieselben wie zuvor. Es fiel mir nur auf, daß der entscheidende Lauf nicht mit dem Standardprogramm gefahren wurde, sondern mit einem Code, der aus einem der Privatspeicher kam."
    „Wessen Privatspeicher?"
    „Das läßt sich nicht feststellen."
    „Hast du auf Gleichheit geprüft?" fragte Nikkam.
    „Natürlich. Das Standardprogramm und der Privatcode sind miteinander identisch, bis auf ein einziges Wort. Mit einem von zweihunderttausend Worten kann man keine Sabotage betreiben - oder denkst du anders?"
    Zweihunderttausend Worte war die Länge des Simulationsprogramms. Nikkam machte eine verneinende Geste. „Höchst unwahrscheinlich", sagte er. „Immerhin ..."
    Er wurde unterbrochen. Jenseits des Energiezauns war es laut geworden. Rufe und Schreie ertönten. Trommeln dröhnten. Posaunen und Fanfaren gellten durch die Nacht.
    Der Lärm breitete sich aus. Von weither rollte der Donner altertümlicher Geschütze.
    Nikkam und Intschil waren stehengeblieben. Nikkam blickte auf die kleine Uhr, die er an einem Finger der linken Hand trug.
    „Ich wünsche dir ein glückliches neues Jahr", sagte er zu Intschil.
     
    *
     
    Der Morgen nahte, und die Reflektoren hoch über der Ebene Däme-Dant begannen zu verblassen, als im Westflügel des Tärtras Vornesch seinen abschließenden Bericht erstattete.
    „Es gibt keine ernst zunehmenden Anzeichen, daß ein Attentat auf dich geplant ist, mein Herzog", erklärte er in ehrerbietigem Tonfall. „Meine Nachforschungen haben mich davon überzeugt, daß dir keine Gefahr droht."
    Klaque war stummer Zeuge der Unterhaltung. Carnuum wandte sich an ihn und fragte: „Hat er alle Möglichkeiten bedacht?"
    An Klaques Stelle antwortete Vornesch: „Das habe ich in der Tat." Er hielt es für angemessen, an dieser Stelle zur Kenntnis zu geben, daß er nicht so dumm war, wie der Herzog glaubte. „Ich habe besonders nach Verbindungen der Unterwelt mit dem Hof des Herzogs Gu Ausschau gehalten. Aber auch in dieser Hinsicht sind die Anzeichen negativ."
    Ein feines Lächeln spielte um Carnuums Lippen. „Du weißt also, von woher ich die Gefahr erwarte. Nun gut. Ich hoffe, daß du dich deiner Aufgabe mit der gebührenden Sorgfalt entledigt hast. Ich gehe jetzt, um mich auf die Teilnahme am Festzug vorzubereiten."
    „Da ist noch eine Sache, die ich erwähnen sollte, mein Herzog", sagte Vornesch.
    „Was?"
    „Es herrscht unter dem Volk bedeutende Unsicherheit. Man glaubt zu ahnen, daß die Herzöge Carnuum und Gu miteinander verfeindet sind. Man glaubt nicht alles, was über die Fahrt der Herzöge zum Nest der Ersten Flotte gesagt wurde. Mit anderen Worten: das Volk ist verstört. Wenn es auch im Augenblick kein Anzeichen dafür gibt, daß du dich in Gefahr befindest, so kann sich das jederzeit ändern."
    Carnuum lächelte noch immer. Er glaubte, seinen „Spion" zu verstehen.
    „Keine Angst", sagte er. „Ich wollte dich nicht entlassen. Du bleibst weiter in meinem Dienst."
    Vornesch fuhr mit der Hand zur Stirn, um seine Ehrfurcht zu bezeigen. Carnuum verließ den Raum. Klaque machte eine Geste, die Vornesch bedeutete, daß er vorläufig nicht mehr gebraucht werde.
    Vom großen Fenster seines Quartiers aus beobachtete Vornesch das Heraufsteigen des Morgens. Er war mit sich zufrieden. Der Posten am herzoglichen Hof bedeutete für ihn materielle Sicherheit. Es war lange her, seit er sich des Abends hatte zur Ruhe legen können, ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, woher er das Geld für das morgendliche Frühstück nehmen werde.
    Er hatte gut daran getan, sich mit der Bruderschaft einzulassen. Die Bruderschaft hatte ihm diesen Auftrag verschafft und dafür gesorgt, daß er keine Not mehr zu leiden brauchte. Politik und Ideologie des Geheimbunds waren ihm gleichgültig. Für ihn kam es nur darauf an, daß er zu essen, zu trinken und ein Dach über dem Kopf hatte - und Zeit, sich seinen Neigungen zu widmen.
    Er war nicht überrascht,

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