1039 - Die Stimme der Bruderschaft
gefeuert hatten.
Den Weißgekleideten folgte eine Abteilung der kranischen Flotte, die sich aus Mitgliedern aller im Herzogtum vereinigten Sternenvölker zusammensetzte. Hinter dieser wiederum kamen Delegationen einzelner Welten, über zweihundert an der Zahl.
Mittel- und gleichzeitig Höhepunkt des Zuges bildete der prächtige Katafalk, auf dem Herzog Zapelrow aufgebahrt lag. Er war umsäumt von mehr als eintausend Mitgliedern der Schutzgarde in Paradeuniformen. Unmittelbar hinter dem Katafalk kamen die beiden Herzöge Carnuum und Gu, von ihrem Hofstaat umgeben. An diese schlossen sich weitere Fremdvölker-Delegationen an. Abteilungen verschiedener Berufsgruppen bildeten den Abschluß des offiziellen Zuges, aber sobald er sich in Bewegung gesetzt hatte, schlossen sich ihm Zehntausende von Kranen an und folgten ihm zum Platz des Wasserpalastes.
Für den Augenblick schienen alle Zweifel vergessen, die die Bewohner der Zentralwelt des Herzogtums in den vergangenen Tagen geplagt hatten. Verstummt waren die Gerüchte über einen Streit zwischen Carnuum und Gu, vergessen die ominösen Gemunkel über ein Unheil, das das längst überfällige Spoodie-Schiff befallen haben sollte. Der Zug wurde vom dröhnenden, rauschenden Beifall der Millionen begleitet. Nur wo Zapelrows Bahre vorbeikam, ein hohes, silbern schimmerndes Gestell, das auf einem großen Lastenschweber transportiert wurde, da trat vorübergehend ehrfurchtsvolles Schweigen ein. Der Jubel brandete jedoch sofort wieder auf, wenn die beiden Herzöge, deren Fahrzeuge dem Katafalk in einem Abstand von einhundert Metern folgten, in Sicht kamen.
Die Eskorte der Schutzgarde war in stetiger Bewegung. Je zwei Gardisten bemannten ein kleines Gleitfahrzeug. Die Fahrzeuge waren zu Gruppen unterschiedlicher Flughöhe gestaffelt und kreisten unaufhörlich über dem Katafalk. Zwei größere Schweber gehörten mit zur Formation und hatten die Aufgabe, im Fall einer Gefahr die beiden Herzöge aufzunehmen und sie in Sicherheit zu bringen.
Im Augenblick jedoch dachte niemand an Gefahr. Carnuum und Gu hatten einander zu Beginn des Zuges höflich begrüßt und machten keineswegs den Eindruck, als seien sie miteinander verfeindet. Das Spoodie-Schiff, so hörte man, befand sich bereits im Orbit um Kran. Es sah so aus, als müsse in Kürze alles, was in Unordnung war, wieder ins Lot geraten. Die Kranen vergaßen ihre Ungewißheit und widmeten sich der Feier des Tages mit aller Energie, die ihnen zur Verfügung stand.
*
Knapp drei Stunden zuvor war Arzyria an dem Ort eingetroffen, den ihre Beobachter genannt hatten. Er befand sich in einer mittelständischen Wohngegend, siebenhundert Kilometer vom Palast der Herzöge entfernt. Arzyria hatte es sich als eine Gunst des Schicksals angerechnet, daß sich eine Transmitterstation in unmittelbarer Nähe des Zieles befand. Vornesch war vor einer halben Stunde eingetroffen, wurde ihr gemeldet, und befinde sich auf der achten Ebene einer zwölfstöckigen, mit kleinen Einzelwohnungeu ausgestatteten Pyramide. Sein Besucher habe sich erst vor wenigen Minuten eingestellt.
Arzyria war zufrieden mit der Vorarbeit, die ihre Leute geleistet hatten. Das Gebäude war erst vor kurzem errichtet worden und stand zum größten Teil leer. Arzyrias Spezialisten hatten sich nicht gescheut, mitten in der Nacht den verantwortlichen Makler in seiner Ruhe zu stören und sich die Erlaubnis zur Besichtigung eines Appartements zu erwirken. Die Wohnung lag auf derselben Etage, auf der Vornesch seinen Besucher empfangen hatte. Akustische und mechanische Sensoren waren in aller Eile installiert worden.
„Bis jetzt hat sich da drüben noch nichts gerührt", erklärte eine der Beobachterinnen, nachdem Arzyria die Installation inspiziert hatte. „Als der Besucher ankam, wurden ein paar Worte gesprochen, aber seitdem ist es totenstill."
So blieb es auch während der nächsten anderthalb Stunden. Arzyria, übernächtigt und abgespannt, ging allmählich die Geduld aus.
„Seid ihr sicher, daß Vornesch dort drüben ist?" fragte sie mißmutig. „Wozu lädt er die Leute ein - zum Meditieren?"
Im selben Augenblick sprach einer der mechanischen Sensoren an. Im Nachbarappartement war Bewegung entstanden. Das Instrument registrierte Erschütterungen, die von Schritten und dem Öffnen einer Tür erzeugt wurden. Die Lichtmarke eines akustischen Empfängers begann zu zittern. Drüben wurde gesprochen.
Die Schritte bewegten sich in den Korridor hinaus, wurden
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