104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes
hatte, triumphierte.
Es hatte den Wirtskörper gefunden. Dieser
konnte und durfte nur ein Toter sein, dies war Bedingung für das zweite Leben,
das ihm gewährt wurde.
Es war sein letztes, das wußte er. Er hatte
eine weitere Chance, unter den Menschen zu wüten, Angst, Schrecken und Tod zu
verbreiten.
Anders allerdings als in der Gestalt des
»Geflügelten Todes« . . .
Das Monster aus dem Grab stapfte in die
Nacht.
Alle Erkenntnisse aus dem Leben des
Hirnspenders vereinten sich mit dem Wissen und den bösartigen,
menschenverachtenden Absichten des Dämons.
Dieser hatte es eilig. Viele Gedanken und
Pläne gingen ihm durch den Sinn.
Niemand wußte von seiner neuen Existenz.
Seine Rache würde furchtbar sein...
●
Er wußte, wie er es anfangen mußte.
Er hatte eine ganz andere Ebene seines Dasein als Dämon erreicht.
Seine Feinde - wenn sie mit dem Leben
davonkamen - sollten sich zunächst in Sicherheit wiegen.
Sie wußten nichts von seiner neuen Existenz.
Um so überraschender würde er zuschlagen können.
Geduckt lief die große Gestalt durch die
Dunkelheit. Der Körper, der erstaunlich gut erhalten war und dem man nicht
ansah, daß er seit hundertundfünfzig Jahren in einer primitiven Holzkiste in
der Erde moderte, kannte die Wege und war mit den Örtlichkeiten vertraut.
Dies kam dem Dämon zugute.
Der Monstermensch aus dem Grab schlug sich
durch die Büsche, lief kreuz und quer durch den Wald und näherte sich der
Straße, die mitten durch die Hills führte.
Auf der einen Seite ging’s Richtung
Aylesbury, entgegengesetzt nach High Wycombe und London.
Der Unheimliche spürte ganz in der Nähe die
Ausstrahlung eines anderen Geistes.
Mitten im Wald verbarg sich jemand . . .
Die dämonische Wesenheit registrierte mehrere
Lebensäußerungen gleichzeitig.
Da waren ihr welche vertraut. Das waren zwei.
Die eine gehörte zu einer Gestalt, die ihr ähnlich und durch einen teuflischen
Geist aus dem Jenseits besessen war.
Es handelte sich um einen Wächsernen, der
zuletzt vor der Ausbreitung des Brandherdes noch die Chance gehabt hatte, zu
entkommen. Bei ihm war eine Frau. Sie befand sich in seiner Gewalt, bekam diese
Tatsache jedoch nicht mit, da sie noch bewußtlos war.
Beide nahmen die dämonische Wesenheit unweit
von sich entfernt wahr. Aber sie änderte ihre Richtung nicht.
Der Dämon konzentrierte sich auf eine andere
Spur, die schnell näherkam: Ein Mensch in einem Auto, ein Taxifahrer, der aus
Aylesbury kam, keinen Fahrgast im Wagen hatte und nach London wollte.
Alle diese Informationen empfing der Dämon
auf telepathischem Weg.
Aus der Ferne war das sich nähernde
Motorengeräusch zu vernehmen. Dann tauchte das Licht der Scheinwerfer auf.
Stephen Carrington sah die winkende Gestalt
und wurde langsamer.
Er nahm gern noch mal jemand nach London mit.
Dann war die Fahrt wenigstens kostendeckend.
Daß er auf freier Strecke angehalten wurde,
ließ den Schluß zu, daß der andere entweder per Anhalter unterwegs war oder
vielleicht eine Autopanne hatte und nicht weiterkam.
Erst in dem Moment, als Carrington schon
hielt, sah er die unvorteilhafte Erscheinung.
Da war der Mann auch schon an der Tür neben
ihm und streckte den Kopf durch das Fenster, das Carrington eilig
heruntergekurbelt hatte.
Der Taxifahrer, ein Mann Ende Dreißig, von
kräftiger Gestalt mit starkem Bauchansatz, der darauf schließen ließ, daß
Carrington gern gut aß und trank, zuckte unwillkürlich zusammen.
Das Gesicht des Anhalters sah furchtbar aus.
Es war teigig, kalkweiß und strahlte eine
Kälte aus, die ihn erschreckte.
Carrington hatte sofort einen Verdacht.
Das war ein Irrer, der aus dem Nervensanatorium
bei Aylesbury ausgebrochen war. Dort wurden - wie allgemein bekannt - die
schwersten Fälle aufgenommen.
Vor gut einem Jahr war schon mal ein
Gemeingefährlicher aus der Anstalt entwichen. Trotz einer sofort eingeleiteten
Suchaktion fand man ihn nicht auf Anhieb.
Erst zwei Tage später entdeckte man den
Ausgebrochenen. Er hielt sich in der Wohnung eines älteren Ehepaares versteckt.
Das Paar war tot und lag von einer Eisschicht bedeckt, in einer Tiefkühltruhe.
Carrington war nicht interessiert daran, sich
selbst in Gefahr zu bringen.
Er ließ sich sein Erschrecken nicht merken
und nahm sich vor, bis zur nächsten Telefonzelle oder in ein Restaurant zu
fahren, um von dort aus die nächste Polizeidienstsstelle zu informieren.
Aber er kam weder dazu, Gas zu geben und den
unheimlichen Fremden einfach
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