Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
104 - Mr. Silvers Sohn

104 - Mr. Silvers Sohn

Titel: 104 - Mr. Silvers Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
wollte Stuart Rudin wissen. »Du siehst großartig aus. Wie machst du es, immer hübscher zu werden?«
    Sie lächelte. »Ich führe ein ganz angenehmes Leben, schone mich, überarbeite mich nie. Schließlich lebe ich davon, daß ich nett und sauber aussehe. Das ist das Kapital, das ich einbringe. Es wirft gute Zinsen ab.«
    »Das sieht man«, sagte Stuart Rudin. Sein Blick huschte an ihrer atemberaubenden Figur auf und ab. Sie war teuer gekleidet, wirkte zwischen den Altwaren ziemlich deplaciert.
    »Kann ich irgend etwas für dich tun?« fragte Rudin.
    »Ich habe einen Job für dich.«
    »Du?« fragte Stuart Rudin überrascht. »Für mich ?«
    »Bist du interessiert?« fragte das blonde Mädchen.
    Er lachte. »Kann ich noch nicht sagen. Erst muß ich wissen, worum es geht und… was dabei für mich herausspringt. Wir sind zwar gute Freunde, aber darunter sollte das Geschäft nicht leiden. Komm, wir trinken erst mal was, und dann besprechen wir die Angelegenheit in aller Ruhe.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Das darf nicht wahr sein. Meine kleine Freundin Judy Simmons hat einen Job für mich.«
    Er begab sich zur Ladentür und drehte den Schlüssel herum. Dann hängte er ein Schild ans Glas, auf dem GESCHLOSSEN stand.
    Das Zimmer, in das Rudin seine Jugendfreundin führte, sah auch nicht besser aus als der Verkaufsraum. Es war mit schäbigen alten Möbeln eingerichtet.
    »Du lebst stilecht«, sagte Judy und wußte nicht, wohin sie sich setzen sollte.
    Stuart Rudin griente. »Ich kann es mir nicht leisten, daß gewisse Leute dumme Fragen stellen. Wenn sie hier einen Blick reinwerfen, kommen sie nicht auf den Gedanken, ich könnte mehr Geld besitzen als sie. Wir leben in einer Welt, in der man nach Äußerlichkeiten beurteilt wird. Wer sich mit soviel Armseligkeit umgibt, kann nur sauber sein.«
    »Wie leicht sich die Menschen doch täuschen lassen«, sagte Judy schmunzelnd.
    »Das weißt du doch am besten«, gab Stuart Rudin zurück. »Ein Großteil der Leute ist saublöd.«
    Judy Simmons setzte sich in einen Sessel, dessen Federn leise ächzten. Stuart Rudin öffnete ein kleines Mahagonischränkchen und entnahm ihm eine Flasche guten, alten schottischen Scotchs.
    Judy wies darauf. »Der teure Scotch paßt allerdings nicht hierher.«
    »Tja, ich doch auch nicht«, erwiderte Stuart Rudin lachend und füllte zwei Gläser.
    Er stieß mit ihr an.
    »So«, sagte Stuart Rudin, nachdem sie getrunken hatten. Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. Eines der abgebrochenen Beine war durch dicke Bücher ersetzt. »Und nun laß die Katze aus dem Sack!«
    »Ich möchte, daß du für mich einen Koffer öffnest«, sagte das Mädchen.
    Rudin lachte. »Hör mal, um einen Koffer aufzukriegen, braucht man doch keine so hochqualifizierte Kraft wie mich zu bemühen. Das schafft man doch spielend mit einer Haarnadel.«
    »Wenn es so wäre, wäre ich bestimmt nicht hier«, gab Judy Simmons sachlich zurück. »Es handelt sich um einen Koffer mit Spezialverschlüssen.«
    »Und wo befindet er sich?« erkundigte sich Stuart Rudin.
    »In einem Londoner Hotel.«
    »Wem gehört er?« fragte Rudin weiter.
    Judy Simmons zögerte mit der Antwort.
    Stuart Rudin lachte. »Komm schon, Kleines. Traust du mir nicht? He! Ich bin es: dein guter Freund Stu. Ich würde dich doch niemals übers Ohr hauen, das weißt du. Ich verstehe ja, daß du allgemein vorsichtig bist, aber wenn du bei mir die Karten nicht offen auf den Tisch legst, kränkt mich das.«
    »Der Koffer gehört einem Mann namens Henry Huston.«
    »Stinkreich, nehme ich an«, sagte Stuart Rudin.
    »So ist es.«
    »Sag mal, hast du nicht Angst, du könntest dich mal in einen Mann verlieben, der arm wie eine Kirchenmaus ist?«
    »Diese Angst brauche ich nicht zu haben. Liebe ist der einzige Luxus, den ich mir nie leisten werde.«
    »Ich soll also den Koffer dieses Henry Huston für dich knacken«, faßte Stuart Rudin zusammen.
    »Ganz recht«, bestätigte Judy. »Wirst du es tun?«
    »Was springt dabei für mich raus?«
    »Ich gebe dir… fünfhundert Pfund.«
    Rudin lachte herzlich. »Mädchen, du machst mir Spaß. Für fünfhundert Pfund rühre ich nicht einmal den kleinen Finger. Ich verschleudere mein Talent doch nicht unter Wert.«
    »Na schön«, sagte Judy ernst. »Wieviel verlangst du?«
    »Mindestens das Doppelte - aber nur, weil wir gute Freunde sind.«
    »Tausend Pfund für das Öffnen eines Koffers!« schnappte Judy Simmons empört. »Schätzt du dich da nicht ein

Weitere Kostenlose Bücher