104 - Mr. Silvers Sohn
getöteten Menschen, und Judy Simmons und Stuart Rudin gehorchten.
Sie wandten sich der Tür zu und verließen die Suite. Atax schloß die Tür hinter ihnen, ohne sie zu berühren. Er legte das Höllenschwert in den Koffer und schloß ihn. Diabolisch lachend begab er sich zum Fenster, nachdem er den Koffer in den Schrank gestellt hatte.
In Kürze würden Judy Simmons und Stuart Rudin auf die Straße treten. Die beiden standen im Moment im Fahrstuhl und fuhren zum Erdgeschoß hinunter.
Der Nachtportier beachtete sie kaum, als sie durch die große Hotelhalle gingen. Er wunderte sich nicht einmal über ihre violette Kleidung. Irgend so eine Sekte, dachte er nur und vertiefte sich wieder in seinen Gruselroman.
Sie erschienen auf der Straße, und Atax sah sie zu Stuart Rudins Wagen gehen. Sie stiegen ein, und Rudin fuhr los. Sie waren tot und ›lebten‹ doch noch.
Aber je weiter sie sich von Atax entfernten, desto schwächer wurde sein magischer Einfluß auf sie. Die violette Farbe verlor an Intensität.
Bald würde sie ganz von ihnen ablassen.
Stuart Rudin fuhr schnell. Er raste die Themse entlang, auf die Lagerhäuser zu. Eine lange, hohe Betonwand ragte vor ihnen auf.
Rudin bremste nicht. Die dämonische Kraft ließ von den Toten ab, und im nächsten Moment prallte das Fahrzeug frontal gegen die Mauer.
Es ging sofort in Flammen auf, und das Feuer fraß Judy Simmons und Stuart Rudin.
Ein Penner sah, was passierte.
Später würde er aussagen, daß der Mann und das Mädchen mit voller Absicht gegen die Mauer gerast waren.
Selbstmord also.
Auf die Idee, daß Judy Simmons und Stuart Rudin ermordet worden waren, würde niemand kommen. Es passierte ab und zu, daß sich Menschen auf diese ungewöhnliche Weise das Leben nahmen. Das würde man nie verhindern können.
***
Mago auf Haspiran!
Das war eine Überraschung. Was suchte er hier? Er sah nicht so aus, als ob er die Hilfe des Zauberbrunnens in Anspruch nehmen müßte.
»Mr. Silver!« rief er.
Ich schaute den Ex-Dämon verblüfft an. »Wieso weiß er, daß du hier bist?«
»Keine Ahnung«, gab der Hüne zurück. »Vielleicht hat er was ausspioniert.«
»Du brauchst dich nicht zu verstecken!« rief der Schwarzmagier. »Ich weiß, wo du bist! Ich habe deinen Kampf gegen Aterbax verfolgt. Ohne das Höllenschwert wärst du mit ihm nicht fertig geworden, und ich behaupte, daß du ohne das schwarze Schwert auch gegen mich keine Chance hast!«
»Er ist scharf auf das Höllenschwert!« raunte ich meinem Freund zu.
»Laß uns um die Waffe kämpfen!« verlangte Mago. »Was hältst du von diesem Vorschlag?«
Mir fiel unser Abenteuer auf Coor ein. Damals hatte Cinto, der Vernichter, mit Mr. Silver um das Höllenschwert gekämpft und verloren. Später hatte sich Cinto uns angeschlossen, und wir waren Freunde geworden. [3]
Magos Freunde würden wir nie werden, denn er war ein gefährlicher, listiger Dämon.
»Warum antwortest du nicht?« wollte der Schwarzmagier wissen. »Bist du taub? Oder hast du keine Stimme mehr?«
»Weder, noch!« gab der Ex-Dämon zurück. »Was suchst du auf Haspiran?«
Wir erfuhren, daß Mago von Phorkys verletzt worden war. Warum, sagte er uns nicht.
»Zur Trinkkur kam er also«, sagte ich zynisch. »Da sieht man, daß der Zauberbrunnen keine segensreiche Einrichtung ist.«
»Du rammst das Höllenschwert hier in den Boden, und dann sehen wir, wer wirklich wert ist, es zu besitzen!« rief Mago.
»Das Höllenschwert fühlt sich bei mir sehr wohl!« gab der Hüne zurück. »Ich habe keine Veranlassung, mich von ihm zu trennen!«
»So feige bist du?« höhnte der Schwarzmagier. »Ich hätte dich für mutiger gehalten.«
»Ich versuche, hinter ihn zu kommen«, raunte ich meinem Freund zu.
»Warte noch, Tony«, gab der Ex-Dämon zurück.
Ich sah ihn unsicher an. »Wir dürfen uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Silver. Wir können ihn jetzt vernichten! Er spielt falsch! Er spielt garantiert falsch! Glaubst du im Ernst, er würde sich auf ein faires Kräftemessen einlassen? Mago hat irgendeine Schweinerei im Sinn. Sobald du dich vom Höllenschwert getrennt hast, kriegst du sie präsentiert.«
»Berätst du dich mit Tony Ballard?« fragte der Schwarzmagier höhnisch. »Was könnte dir der schon für einen Rat geben?«
»Du nimmst besser dein Maul nicht so voll, Mago!« schrie ich.
»Ich spreche mit Silver!« kam es hart zurück. »Du bist mir zu minder!«
»Verdammt, ich werde ihm das Gegenteil beweisen!« knirschte
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