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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor, die Bücher zu studieren, aber nicht hier in der Wohnung, sondern bei mir. Damit hatte ich eine Beschäftigung für den Abend.
    Die Schubfächer an der linken Seite waren leer bis auf das oberste. Dort lag zusammengefaltet eine Karte von Cornwall, und sicherlich nicht nur zufällig. Auch sie war benutzt worden, denn am oberen rechten Ende stand ein Eselsohr ab.
    Ich breitete die Karte auf den Buchdeckeln aus und suchte diesen Landstrich im Südwesten der Insel ab. Ein bestimmtes Gebiet war dort mit einem dicken Kreis umschlossen.
    Ein Stausee in den Bergen. Colliford Reservoir. Ziemlich einsam liegend. Es gab kaum Städte oder Dörfer in der Nähe, wobei nicht einmal weit entfernt im Westen die Autobahn A 30 entlangführte.
    Zwischen ihr und dem See lag ein Ort, dessen Name sofort in meinem Gedächtnis haften blieb.
    Temple!
    Sehr intensiv mußte ich nicht überlegen, denn von Temple bis zu den Templern war es nicht weit.
    Aber ich wollte nicht schon im voraus die Pferde scheu machen. Das Gebiet hatte ich mir gemerkt, und die Karte verschwand wieder in der Lade.
    Viel gab es für mich hier nicht mehr zu tun. Jetzt war es wichtig, daß ich die Bücher las. Ich wollte auch Suko informieren, wenn er von seinen Einkäufen zurückkehrte.
    Auf dem Stuhl rollte ich zurück und stand auf. In der Wohnung war es sehr still. Nicht einmal die Heizung summte. Mir kam es vor, als wäre sie der normalen Welt entrissen und in eine andere hineintransportiert worden.
    Ich ging auf den Flur zu. Die Bücher hatte ich mir unter den Arm geklemmt, und eine Hand frei zu haben.
    Als ich einen Schritt von der Tür entfernt stand, passierte es. Es war ein Vorgang, der mich völlig überraschte.
    Die Bewegung wehte an meinem Rücken entlang. Es war ein süßlicher Hauch - und dann der Griff.
    Auf einmal waren die Bücher weg!
    ***
    Auch ich besaß eine Schrecksekunde und tat zunächst einmal nichts. Ich blieb stehen, schaute zu meiner rechten Armbeuge hin, in der die Bücher einmal geklemmt hatten, doch dieser Platz war leer. Ich schaute durch die Beuge auf den Boden. Erst als mir das klarwurde, drehte ich mich auf der Stelle.
    Im schmalen Flur war nichts zu sehen. Aber die Tür zum Wohnzimmer hin war nicht geschlossen.
    Mit drei Schritten hatte ich sie erreicht und entdeckte den Schatten.
    Es war nicht mehr als ein Schatten, ein sehr heller Umriß, der über dem Boden schwebte. Ich nahm einen intensiven Geruch wahr, eine Mischung aus Rosen- und Fliederduft, das war auch alles, was ich spürte, denn der helle Umriß hatte sich innerhalb einer winzigen Zeitspanne aufgelöst und mit ihm auch die Bücher.
    Völlig perplex blieb ich im Wohnraum stehen und schüttelte den Kopf. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich ärgerte mich auch, daß mir nichts aufgefallen war. Dieser Angriff war so plötzlich gekommen, daß ich nicht hatte reagieren können.
    Aber wer war es gewesen?
    Jemand, der sich unsichtbar machen konnte, es aber auch schaffte, stoffliche Dinge anzufassen.
    Ein Engel?
    Möglich. Wenn ja, dann mußte es ein Engel mit besonderen Fähigkeiten sein, und eigentlich keiner, wie ich ihn erlebt hatte, denn mit guten als auch schlechten Engeln hatte ich meine Erfahrungen sammeln können. Diesem Botschafter war es nicht um mich gegangen, sondern um die drei Bücher.
    Er wollte nicht, daß deren Wissen mir zuteil werden sollte. Es ließ darauf schließen, daß sie sehr wichtig waren.
    Mir war auch klargeworden, daß ich praktisch durch einen Zufall oder durch ein Schicksal in ein Wespennest gestochen hatte. Hinter der Bezeichnung Engelkinder steckte mehr, als der Name höchstwahrscheinlich aussagte.
    Eigentlich hätte mich ja der intensive Geruch warnen sollen, aber es war einfach alles zu schnell gegangen, und so hatte ich diese Runde verloren.
    Trotzdem wollte ich auf Nummer Sicher gehen und durchsuchte die Wohnung noch einmal.
    Nein, da war nichts mehr zu finden. Auch der verräterische Duft hatte sich verflüchtigt. Die nächsten Stunden des Abends würden frustriert ablaufen, da ich mich wie ein Verlierer fühlte. Man hatte mich eben reingelegt.
    »Engelkinder«, murmelte ich. »Verdammt noch mal, so engelhaft seid ihr bestimmt nicht.«
    In der Wohnung hier hatte ich nichts mehr zu suchen und wollte schon gehen, als das Telefon anschlug. Es stand bei der Kommode. Ich hob den beigefarbenen Hörer ab und brauchte mich nicht erst zu melden, denn die Stimme des Hausmeisters drang an mein Ohr.
    »Gut, daß ich Sie noch in der Wohnung erreiche.

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