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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ruhige Nacht hier verbringen können.«
    »Dann lassen wir die Koffer eben noch für eine Weile im Wagen.« Jane trat auf die erste Treppenstufe. »Trotz allem möchte ich gern herausfinden, wie es oben aussieht.«
    »Ich komme mit.«
    Das Holz der Stufen bewegte sich knarrend unter dem Gewicht der beiden Frauen, als sie in die Höhe stiegen. In der Mitte waren sie abgetreten. Auch das Geländer hätte eines neuen Anstrichs bedurft. Überall war der alte Lack abgesplittert, und die Grundierung kam durch.
    In der ersten Etage blieben die beiden in einem kleinen Flur stehen. Zwei Fenster ließen graues Tageslicht in das Haus fließen. Die Scheiben hatten an den Außenseiten ein Tropfenmuster bekommen, denn mittlerweile sickerte Regen aus den Wolken. Auch er paßte in die gesamte Stimmung.
    Ein Schlafraum. Ein Bügelzimmer. Eine kleine Abstellkammer. Mehr Zimmer waren es nicht. Sie alle hatten leicht wolkige Decken aufzuweisen, die einen beigen Anstrich zeigten. Keine moderne Möblierung. Hier war die Zeit wirklich stehengeblieben.
    Sie gingen wieder zurück. Jedes Geräusch kam ihnen in der Stille doppelt so laut vor, und sie überlegten, ob sie noch den Anbau durchsuchen sollten.
    »Alles oder nichts«, sagte Jane. Ihr machte es im Gegensatz zu Sarah Goldwyn nichts aus, hier zu übernachten. Wahrscheinlich deshalb, weil sie die beiden Frauen nicht gekannt hatte. Bei Sarah war das schon etwas anderes gewesen, auch wenn die Zeit schon länger zurücklag. Zudem hatte Sarah vor, den beiden Gräbern einen Besuch abzustatten. Die Letzte Ehre sollte ihnen einfach erwiesen werden.
    Zum Anbau hin glich der Zugang dem einer Kellertür. Es gab keine Nische, sie war auch nicht versperrt, man konnte sie ohne weiteres öffnen, was Jane auch tat.
    Sofort strömte ihnen der Geruch von Leder entgegen. Auch ohne viel zu sehen, wußten sie, daß vor ihnen eine Werkstatt lag. Den Lichtschalter fanden sie an der rechten Seite. Es war noch einer dieser alten Knipsschalter, den Jane Collins herumdrehte. Aber unter der Decke flackerten die Lichter zweier Leuchtstoffröhren, und wenig später war die Werkstatt in kaltes, helles Licht getaucht.
    Regale, die zu einem Drittel mit alten Schuhen gefüllt waren. Allerdings keine verstaubten. Oder nur wenige. Die meisten Schuhe glänzten, als wären sie frisch geputzt worden.
    Hier war nichts von Elektronik zu sehen. Was sie zu sehen bekamen, gehörte zu einem alten Handwerk. Die Steppmaschine, das Wandregal daneben mit den dort Reihe in Reihe stehenden Leisten.
    Der Tisch in der Mitte. Zwei Arbeitsplätze. Dazwischen ein Doppelständer mit eisernen Leisten, Schleifbänder, die noch manuell betätigt werden mußten, und allerlei Werkzeug, das sich auf dem Tisch verteilte. Es sah wirklich so aus,, als hätten die beiden Frauen die Werkstatt nur für einen Moment verlassen, um noch in der folgenden Stunde zurückzukehren.
    »Wie gehabt!« sagte Sarah Goldwyn leise und schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir das alles hier so anschaue, Jane, dann will es mir einfach nicht in den Kopf, daß die beiden aus freien Stücken in den Tod gegangen sind.«
    »Hast du in ihre Köpfe hineinschauen können?«
    »Leider nicht.« Sarah stand am Fenster und schaute nach draußen. »Im Sommer muß es hier sicherlich wunderbar sein. Man blickt auch von hier direkt über den See. Was mich nur stört, sind die Häuser auf der anderen Seite.«
    »Warum stören sie dich?«
    »Nicht so sehr, weil sie dort stehen. Ich wundere mich einfach nur, daß sie bewohnt sind. Um diese Jahreszeit, verstehst du?«
    »Darüber habe ich mich auch gewundert und mir meine Gedanken gemacht.«
    »Kann ich das Ergebnis erfahren?«
    »Es gibt keins.«
    Sarah drehte sich wieder um. »Das dachte ich mir. Das paßt einfach nicht in das Bild dieser spätherbstlichen Einsamkeit. Komm, laß uns gehen.«
    »Wo willst du hin?«
    »Noch ist es hell. Ich möchte mir die Gräber anschauen und dann auch in den Ort.«
    »Okay. Aber wir kommen später wieder zurück.«
    »Ungern.«
    Jane lächelte schwach und ließ Sarah Goldwyn an sich vorbeigehen. Sie zog die Tür wieder zu, und der Geruch der Werkstatt blieb hinter ihnen zurück.
    Wieder hielt sie die Stille des Totenhauses umfangen. Und diese Stille wurde brutal zerstört, denn beide hörten das schrille Klingeln des Telefons aus dem Wohnraum, und beide zuckten zusammen und schauten sich danach an.
    »Weiß jemand, daß wir hier sind?« flüsterte Sarah.
    »Nur Tricia Wayne. Abgemeldet ist das Telefon

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