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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht unbedingt mit den herrschenden Temperaturen in Zusammenhang stand. Es mochte an dem Wissen liegen, das Haus von zwei toten Menschen zu betreten, deren Geist sich noch immer zwischen den Mauern aufhielt.
    Sie traten nicht laut auf. Die Zehenspitzen reichten aus, und so schritten sie in eine schmale Diele hinein, an die sich ein kleiner Flur anschloß, der zum Anbau führte.
    Es war ein düsteres Haus. Nicht allein wegen der dunklen Außenmauern, auch im Innern waren die beiden Besitzerinnen nicht eben einer hellen Einrichtung zugetan gewesen. Dunkle Möbel, alte Tapeten und auch dunkel gebeizte Türen.
    »Das ist wie ein großer Sarg«, sagte Jane.
    »Geschmäcker sind eben verschieden.«
    Die Frauen nahmen sich das Erdgeschoß vor und durchsuchten es. Obgleich der Bau von außen her ziemlich klein und gedrungen wirkte, waren die Räume recht groß. Besonders die Ausmaße des Wohnzimmers überraschte beide. Wer sich hier aufhielt, konnte durch das breite Fenster bis zum See schauen, denn die wenigen Bäume im hinteren Teil des Gartens störten nicht. Das Wasser sah aus wie ein dunkelgrüner Spiegel mit schwarzen Streifen.
    Besonders auffallend war der große Ofen aus grünen Kacheln. Sein Glasfenster stand offen. Aus diesem Maul drang der Geruch nach kalter Asche in das Zimmer hinein.
    Auch wenn Sarah und Jane den Raum zuvor nicht gesehen hatten, so gingen sie davon aus, daß hier niemand etwas verändert hatte. Alles stand noch so, wie es auch zu Lebzeiten der beiden Frauen gestanden hatte.
    Das Sofa mit der breiten Sitzfläche. Die beiden Sessel mit dem geblümten Stoff, der Holztisch mit der Platte aus Marmor. Das Sofa war mit schweren Kissen bedeckt, so daß dessen grüner Stoff nur hin und wieder durchschimmerte.
    Vor dem Fenster sah die Blumenbank aus wie ein flacher Tisch, der leergeräumt war. Jane hatte sich dort hingestellt. Die Gardinen waren so weit zurückgezogen worden, daß nichts ihren Blick auf den See trüben konnte.
    Sie sah auch das andere Ufer, und die neuen Bauten lagen direkt in ihrem Blickfeld. Besonders das höhere Haus fiel ihr auf. Sie konnte sich vorstellen, daß die Bewohner auch direkt durch dieses Fenster hier blicken konnten.
    Hinter ihr ging Lady Sarah über den weichen Teppich und dicht an den Möbeln vorbei. Die Vitrine, der Schrank mit der Glotze, die alten Stehlampen, ein Bücherregal über Eck, und ein Säulentisch, auf dem das Telefon stand. Viel Platz für Bilder gab es wegen der breiten und hohen Möbel nicht.
    Die wenigen Bilder, die dort hingen, zeigten die typischen Kaufhausmotive. Den röhrenden Hirsch, ein altes Stilleben sowie das Motiv einer typisch englischen Fuchsjagd, bei der das Tier von einer Meute von Hunden gehetzt wurde.
    Sarah öffnete die Tür der Vitrine und fand dort Porzellan ebenso wie Besteck.
    Jane Collins hatte das Wohnzimmer verlassen und sah sich in der Küche um. Keine moderne Einbauküche, sondern eine, die aus alten Möbeln zusammengekauft worden war. Ein Gasherd, ein Kühlschrank, keine moderne Spüle, dafür ein breites Waschbecken. Der Holzschrank bestand aus einem Unter- und einem Oberteil. Letzteres war mit Glasscheiben versehen, vor denen im Innern helle Gardinen hingen.
    Zuvor hatte Jane schon den Blick in ein kleines Bad geworfen. Eine Dusche und eine Sitzbadewanne hatten die beiden Schwestern im nachhinein einbauen lassen. Beides sah noch sehr neu aus.
    Im Flur direkt neben der Treppe trafen die beiden Frauen wieder zusammen. Jane sah Sarah an, daß ihr etwas nicht paßte.
    »Was hast du?«
    »Ehrlich gesagt, ich fühle mich nicht wohl.«
    »Frag mich mal.«
    »Woher es kommt, weiß ich auch nicht, aber ich habe den Eindruck, als wäre der Geist der beiden Toten noch hier vorhanden. Ich kann mich irren und irre mich wahrscheinlich, aber dieses Haus ist mir schon sehr fremd. Beinahe sogar abstoßend.«
    »Was sollen wir daraus folgern?«
    »Nichts weiter, eigentlich.«
    Jane lächelte. »Ich kenne dich doch, Sarah. Komm, sag schon, was dich bedrückt.«
    »Wir hatten uns doch eigentlich vorgenommen, hier zu übernachten - oder?«
    »Hatten wir«, bestätigte Jane.
    Sarah hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das jetzt noch eine so gute Idee ist.«
    »Was stört dich?«
    »Das Haus allgemein. Sein Fluidum. Das kommt mir einfach nicht geheuer vor.«
    »Und das Wissen um den Selbstmord der beiden Schwestern.«
    »Das ebenfalls.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Jedenfalls werde ich keine

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