Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1045 - In den Höhlen von Lokvorth

Titel: 1045 - In den Höhlen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Wurzelsymbiont war vor Wochen nach einem Angriff auf die Forschungsstation getötet worden. Oder zumindest so schwer verletzt, daß man seine völlige Vernichtung annehmen konnte. Die Spuren durch den Urwald jedoch waren frisch. Das hatte ich eindeutig erkannt.
    Das reimte sich alles nicht zusammen. Auch die Überzeugungskraft Sris konnte mir diese Gedanken nicht aus dem Kopf treiben.
    Parnatzel war inzwischen zu den Wurzelresten gegangen.
    „Kein Leben mehr", teilte er mit. „Aber hier kommen wir nicht durch."
    Die vielfältigen Geräusche des Urwalds erstarben von einer Sekunde zur anderen. Ich hatte das Gefühl, daß mir jemand die Ohren zuhielt.
    Srimavos sanfte und doch so überzeugende Stimme klang wie das Klirren von Eis.
    „Nichts und niemand wird mich aufhalten!" Das war keine Botschaft, das war ein Dogma, das unverrückbar durch die Luft dröhnte. Ein Schauder lief über meinen Rücken, bis ich in ihre Augen blickte.
    Sie lächelte!
    „Natürlich werden wir diesen Berg aus toten Wurzeln überwinden", sagte ich selbstbewußt. „Parnatzel soll sich nicht so anstellen."
    Srimavo begann vor mir, die Stämme zu erklimmen. Langsam kehrten die gewohnten Geräusche des Urwalds wieder in meinen Kopf zurück. Die Erschöpfung mußte mir einen Streich gespielt haben.
    Um so leichter fiel es mir jetzt, über die Wurzeln zu klettern. Auch der Matten-Willy folgte mir. Er streckte seinen Körper in die Länge und schob ihn nach oben. Als er einen festen Halt gefunden hatte, nahm er mit einem seiner Pseudoarme das Gepäck von meinem Rücken und zog es hoch.
    Das Mädchen kletterte behänd wie eine Katze. Einmal kam sie mir dabei ganz nahe, und ich sah keinen einzigen Schweißtropfen in ihrem Gesicht. Es war unheimlich, wie sie diese Strapazen meisterte.
    Parnatzel erreichte als erster die Spitze des Berges aus verschlungenen Wurzeln. Er stieß einen Jubelruf aus.
    „Der Fluß", blubberte er und deutete von uns weg.
    Ich überwand die letzten Meter. Die Büsche und Bäume fielen vor mir sanft ab. In etwa 50 Metern Entfernung zog der Virenstrom durch den Urwald. Am Ufer war ein schmaler Sandstreifen erkennbar.
    Der Weg bis dorthin war allerdings völlig von Pflanzen überwuchert.
    „Ich habe gedacht, daß die Kraft ausreicht", sagte Srimavo neben mir.
    „Welche Kraft?" fragte ich.
    „Um den Fluß zu erreichen", erklärte Sri.
    „Woher willst du gewußt haben, daß die Reste des Wurzelwesens noch am Leben waren und bis zu dieser Stelle durch den Urwald dringen konnten?"
    Im gleichen Moment, in dem ich diese Frage gestellt hatte, empfand ich sie als Frevel.
    Wie konnte ich an ihren Worten zweifeln?
    Sri lächelte mich wieder an.
    „Wer behauptet denn", sagte sie leichthin, „daß ich das gewußt habe?"
    Ich schwieg und beobachtete Parnatzel, der sich bereits an den Abstieg machte.
    Unten am Ende des Berges aus Wurzeln gab es keinen Pfad.
    Meine Gedanken rasten, während ich abwärts kletterte. Der Wurzelsymbiont war vor Wochen gestorben. Nach allem, was man mir über Lokvorth erzählt hatte, war er das einzige übergroße Wesen dieser Welt gewesen. Die Nachforschungen hatten ergeben, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit keine weiteren Wesen dieser Art existierten.
    Sargas Sohn Kirt hatte dieses Wesen völlig zerstört. Wie konnten dann Wochen später von ihm noch Reste leben, die sogar eine mehrere Dutzend Kilometer lange Schneise durch den Urwald pflügen konnten? Das alles war zu unwirklich, zu unwahrscheinlich.
    Was wußte ich überhaupt über Sri? Auf jeden Fall war es zu wenig, um mir ein klares Bild zu machen.
    Die grüne Wand am Fuß der Reste des toten Wurzelwesens war über zehn Meter hoch. Ich fühlte mich eingeengt und unwohl. Parnatzel drängte sich an meine Seite.
    „Wäre ich doch bloß auf der Hundertsonnenwelt geblieben", flüsterte er mir zu.
    Sri kam als letzte unten an. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Unbekümmertheit.
    „Es geht nicht weiter", stellte ich ruhig fest.
    „Vorsicht!" warnte sie. Auch ich hörte jetzt ein zischendes und gleitendes Geräusch.
    Es kam von dem nahen, jetzt aber nicht mehr sichtbaren Fluß auf uns zu.
    Vor uns teilte sich der Busch. Ein großer Kopf wurde sichtbar, der mich an eine Schlange erinnerte. Nur war dieser Schädel viel gewaltiger. Eine gespaltene Zunge schoß auf Parnatzel zu, der dem Tier am nächsten stand. Der Matten-Willy zuckte zurück.
    Sri hatte bei unserer Ausrüstung auf eigentliche Waffen verzichtet. So besaß ich nur meinen kleinen Lähmstrahler. Es

Weitere Kostenlose Bücher