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1045 - In den Höhlen von Lokvorth

Titel: 1045 - In den Höhlen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß ihre kleinen, nur mit leichten Sandalen beschuhten Füße doch längst wund sein müßten. In der Wasserflasche war nur noch ein Schluck. Unsere Sphinx besaß einen eigenen kleinen Behälter mit Wasser, aber ich hatte noch nicht beobachtet, daß sie daraus trank.
    Ich nahm den letzten Schluck zu mir und goß den Rest einer kleinen Flasche mit hochprozentigem Alkohol über den Matten-Willy. Parnatzel räkelte sich zufrieden und winkte mir dankbar mit einem Stielauge zu.
    „Sri!" rief ich, aber es war mehr ein Röcheln. Sie ging etwa zehn Schritte vor mir.
    „Unsere Wasservorräte sind aufgebraucht."
    Sie blieb stehen und nahm ihren Behälter von der Hüfte. Dann drehte sie sich um und reichte ihn mir.
    Als sich unsere Blicke trafen, zuckte ich zusammen. Sicher, da waren die dunklen Flammen, an die ich mich schon gewöhnt hatte. Sie machten mir nichts mehr aus. Aber da war noch etwas anderes, und das erschreckte mich.
    Die sanfte Gier in ihren Augen war einem ungezügelten Verlangen gewichen. Vor vielen Jahren war ich einmal auf der Ödwelt Walcax einem Tier begegnet, das einem Säbelzahntiger geglichen hatte. Die Augen dieser gierigen Bestie erinnerten mich unwillkürlich an Srimavos Blick.
    „Du kannst mein Wasser haben, Jakob. Ich brauche es nicht." Ihre Stimme stand im krassen Gegensatz zu ihren Augen. Sie war wie das Säuseln eines warmen Frühlingswinds. Sofort legte sich meine Panik. Gedankenverloren ging ich auf sie zu und nahm die Flasche an mich.
    Sri wendete sich wieder von mir ab und setzte unbekümmert ihren Weg fort. Ich folgte ihr und versuchte dabei, Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Etwas war falsch, das spürte ich. Es grenzte an Unverschämtheit, dem Kind die letzten Wasservorräte abzunehmen. Aber sie hatte so überzeugend zu mir gesprochen, daß eine Widerrede für mich unmöglich war.
    Wenn ich die Zeit, die wir jetzt unterwegs waren, und unsere Geschwindigkeit zusammenrechnete, so kam ich auf eine Strecke von mindestens 30 Kilometern, die wir zurückgelegt hatten. Das Bild der Urwaldlandschaft war unverändert.
    Da die Sonne Scarfaaru hier nicht mehr durch den dichten Blätterwald sichtbar war, wußte ich nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Sri plötzlich stehenblieb. Um auf meine Uhr zu schauen, war ich zu erschöpft.
    Automatisch hielt ich auch an. Parnatzel, der hinter mir trabte, rannte voll in meine Kniekehlen. Ich war zu lethargisch, um ein Wort des Unwillens zu äußern.
    Srimavo stand unbeweglich da.
    „Es ist noch weit", erklärte sie bestimmt. „Aber wir werden es schaffen. Der Fluß muß in der Nähe sein. Dort gibt es auch frisches Wasser."
    Ihre Worte gaben mir neuen Mut und frische Kraft, aber ich blickte zu Boden, um der ungezügelten Gier ihrer Augen zu entgehen.
    Als ich das Knirschen ihrer Schritte wieder hörte, setzte auch ich meinen Weg fort.
    Nach wenigen Metern sah ich ein Hindernis, das den Pfad versperrte. Mehrere ineinander verschlungene Baumwurzeln blockierten die Schneise.
    „Bis hierher ist es also gekommen", sagte Sri und deutete auf das Gewirr aus Wurzeln.
    Ich verstand nicht, was sie meinte.
    „Welchen Fluß meinst du?" fragte Parnatzel.
    „Den Virenstrom", erklärte das Kind. „Er führt in einem großen Bogen durch diese Gegend. Ich habe die Karten genau studiert."
    „Was sind das für Wurzeln?" wollte ich wissen.
    „Hast du alles vergessen?" Sris Stimme gluckste amüsiert. „Erinnere dich an die Ereignisse auf Lokvorth vor unserer Ankunft. Sarga hat davon berichtet."
    Es dämmerte mir wieder.
    Ein gewaltiges Wurzelwesen hatte die Bewohner der Station im Sumpftal gefährdet, aber man hatte es unter tragischen Umständen vernichten können. Die Einzelheiten hatte ich vergessen, aber sie hatten etwas mit dem verschollenen Vater von Sarga Ehkesh zu tun gehabt.
    „Willst du damit sagen", fragte ich, „daß wir nur der Spur dieses Wurzelwesens gefolgt sind?"
    „Seinen Resten", ließ sie mich wissen. „Es war ein Symbiont, der nach dem Verlust seiner Intelligenz dem Trieb folgen mußte. Es war klar, daß dieser Trieb die Wurzelfragmente in die Richtung führen mußte, die auch meine Richtung ist. Die Kraft der Vereinigung ist stark genug, um die Fragmente dieses Wesens zu leiten."
    Ich verstand kein Wort. Außerdem war es widersinnig, was Srimavo behauptete.
    Natürlich konnte ich ihr nicht widersprechen. So wie sie es sagte, war es wie ein Manifest. Meine Gedanken waren aber noch frei, nur meine Zunge versagte mir den Dienst.
    Der

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