1045 - In den Höhlen von Lokvorth
monströs ist, wird irgendwann von der Natur verstoßen. Nur die Spuren bleiben, bis auch sie verfallen."
Achtlos ließ sie das verkümmerte Stück Wurzel wieder fallen.
„Ich verstehe nicht, was du hier suchst", begehrte ich auf.
Sri blickte mich an, und schon bereute ich meine Frage.
„Die Höhlen der Wurzelwesen existieren noch", sagte sie mit Bestimmtheit. „Sie sind eine ideale Umwelt für die Erzeugung von komplexem Leben. Auch die Wurzelwesen waren komplex und symbiont. Ich werde den richtigen Eingang finden."
Ich verstand, daß hier einmal früher Hunderte dieser riesigen Wurzelwesen gelebt haben mußten. Da die Spuren teilweise verwittert waren und da Sri behauptet hatte, daß sie nicht mehr existierten, drohte uns zumindest keine Gefahr.
Was aber wollte das Mädchen hier?
„Dort ist er", verkündete sie in diesem Moment. Ihre kleine Hand deutete auf ein dunkles Loch in etwa dreißig Metern Höhe über uns. „Das ist der Eingang."
Mit einem dumpfen Schlag ließ ich meinen Ausrüstungssack zu Boden fallen.
„Ich mache keinen Schritt mehr", sagte ich dumpf, „wenn du mir nicht sagst, was du hier willst."
„Aber das weißt du doch, Jakob." Ihre Stimme klang sanft, aber aus ihren Augen strahlte unverhohlene Gier. „Ich suche Quiupu. Das ist alles. Und du weißt auch, daß du mich begleiten wirst."
Das schwarze Feuer überzeugte mich ohne weitere Worte. Seufzend nahm ich das Gepäck wieder auf.
Parnatzel hatte schon begonnen, über die Steine nach oben zu klettern. Nach oben, auf eine unheilvolle dunkle Öffnung zu, die uns in die Unterwelt von Lokvorth führen sollte.
Als wir sie erreichten und in den schwarzen Schlund stiegen, stand Scarfaaru schon hinter den Baumwipfeln des nahen Urwalds. Ein Gefühl des Grauens beschlich mich.
Ich glaubte für Sekunden, nicht nur die Oberfläche von Lokvorth, sondern diesen Kosmos für immer zu verlassen.
5.
Die erste Spur von den drei verschwundenen Gästen von der Erde wurde kurz vor Einbruch der Dunkelheit entdeckt. Ein Suchtrupp der Kogge LUZFRIG machte den Lagerplatz aus, an dem Srimavo und ihre Begleiter übernachtet hatten. Er meldete das Ergebnis sofort an die Zentrale der Forschungsstation, wo Sarga Ehkesh mit Demos Yoorn und ihren Mitarbeitern über die weiteren Schritte berieten.
Bei der Ausrüstung, die die LUZFRIG mitführte und die durch Geräte der Station ergänzt werden konnten, stellte eine Verfolgung bei Nacht kein Problem dar. Allerdings hatten die drei Flüchtlinge einen erheblichen Vorsprung.
„Nach unseren Feststellungen sind sie zu Fuß unterwegs", sagte Adelaie. „Es fehlen keine Fahrzeuge aus unserem Bestand. Der Himmel mag wissen, warum sie dieses unwägbare Risiko eingegangen sind, aber es ist so."
„Wir müssen die drei aufgreifen", verlangte Sarga Ehkesh, „bevor ein Unglück passiert.
Jemand muß hier die Zügel in der Hand behalten. Das bin ich. Also schlage ich vor, daß Demos sich auf die Spur setzt und die Verfolgung von Sri aufnimmt."
Der Kommandant der Kogge war sofort einverstanden. „Ich nehme mein Schiff. Dann habe ich alle Hilfsmittel zur Verfügung."
„Nicht alle", meldete sich Sherlock. „Ich habe den Auftrag, den Dieb zu stellen. Da meine Falle aufgebaut ist, würde ich lieber in der Station bleiben."
„Ich kann auf dich verzichten", antwortete Yoorn. „Draußen in der Wildnis bist du sowieso nicht zu gebrauchen."
„Damit sind alle Aufgaben verteilt", stellte die Chefwissenschaftlerin fest. „Adelaie, du kannst Sherlock unterstützen. Demos, du startest am besten sofort."
Der Raumfahrer wollte über Funk seine Kogge rufen, die unweit des Sumpftals auf einem Felsplateau stand, aber da meldete sich noch einmal sein Suchtrupp. Man hatte jetzt auch die Schneise in dem nahen Urwald entdeckt. Eindeutige Spuren wiesen darauf hin, daß Srimavo, Jakob Ellmer und Parnatzel diesen Weg gegangen waren.
Yoorn ließ den Gleiter dort warten, bis er mit der LUZFRIG zur Stelle wäre.
„Das scheint eine unruhige und lange Nacht zu werden", meinte Adelaie. „Da ich mich nicht sonderlich fit fühle, würde ich gern ein paar Stunden vorschlafen. Von Sherlocks Falle verstehe ich sowieso nichts. Er soll mich aber wecken, wenn es losgeht."
Sarga war auch damit einverstanden. Sie selbst blieb mit fünf Mitarbeitern in der Zentrale. Nach Mitternacht sollte Kirt sie ablösen. Die erfahrene Frau vermutete aber, daß sie in dieser Nacht nicht zum Schlafen kommen würde. Yoorn war mit der Kogge unterwegs,
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