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1045 - In den Höhlen von Lokvorth

Titel: 1045 - In den Höhlen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hob einen ihrer dünnen Arme und deutete auf den dichten Wald. Nebelschleier zogen dünne waagerechte Fäden davor in die nächtliche Landschaft.
    „Dort müssen wir hin", verkündete sie. Ich hatte dabei das Gefühl, daß Freude in ihrer Stimme mitschwang.
    „Gibt es dort Alkohol?" fragte Parnatzel mit seiner blubbernden Stimme.
    Srimavo schien die Frage nicht gehört zu haben. Sie schwieg, und auch ich sah keinen Grund, dem Matten-Willy eine Antwort zu geben.
    Sie stand da wie eine Statue und starrte in die Dunkelheit, als ob dort jeden Augenblick etwas ungewöhnliches geschehen müßte. Natürlich blieb alles ruhig und gleichförmig. Sogar der Wind hatte jetzt nachgelassen.
    Ihr Kopf mit den schulterlangen schwarzen Haaren bewegte sich einmal langsam von rechts nach links. Ihr Blick suchte den Wald ab, dessen Rand noch etwa 500 Meter von uns entfernt war. Wie von einer Geisterhand hinweggewischt, verschwanden die Nebelstreifen.
    Ich konnte Srimavos Atem hören, so still war es auf einmal. Wieder fröstelte ich. Der Grund mußte aber diesmal ein anderer sein als der Nachtwind, denn der hatte sich gelegt.
    Ein kurzer Blick nach oben bestätigte mir, daß der Mond noch immer in der Mitte der Lücke in den Wolken stand.
    „Bist du müde, Jakob?" fragte sie und drehte sich dabei um.
    Genau in diesem Moment schob sich eine Wolke vor Lokvorths Mond. Um mich herum versank alles in tiefer Dunkelheit. Ich tastete nach meiner Handlampe, aber ich hielt inne, als mich Sris Blick traf.
    Eigentlich konnte ich ja nichts sehen, aber ich wußte und spürte, daß sie mich ansah.
    Da war etwas, was die Lichtlosigkeit der Nacht noch übertraf. Es war das schwarze Feuer und die Vision dunkler Flammen in Srimavos Augen.
    „Eine Weile schaffe ich es noch", sagte ich matt.
    „Ich auch", pflichtete Parnatzel mir bei.
    „Dann wollen wir hier unser Lager aufschlagen." Sris Stimme schien müde zu klingen.
    Ich nahm ihren Satz als notwendige Feststellung hin und vergaß, daß es zuerst so geklungen hatte, als ob sie den Marsch fortsetzen wollte.
    Ich nahm das Ausrüstungspaket von den Schultern. „Hier?" fragte ich. „Oder dort unter den Bäumen?"
    „Das" ist egal." Sphinx hockte sich auf den Boden und verschränkte ihre Füße. „Wir sind weit genug vom Sumpftal entfernt. Wenn der Morgen graut, setzen wir unseren Weg fort."
    Da ich es mir abgewöhnt hatte, über ihre Worte nachzugrübeln, machte ich mich daran, das Zelt aufzubauen. Parnatzel half mir geschickt dabei.
    Kaum war Srimavos Zelle fertig, da kroch „sie hinein. Sekunden später waren nur noch ihre gleichmäßigen Atemzüge zu hören.
    „Sie ist müde", sagte ich zu meinem Freund von der Hundertsonnenwelt.
    „Stimmt, Jakob", blubberte Parnatzel leise. „Sie hat etwas übersehen. Wir sind vielleicht zehn oder zwölf Kilometer von der Forschungsstation entfernt. Ein Gleiter schafft das in wenigen Minuten. Wenn man unser Verschwinden entdeckt, dann werden hier bald Suchtrupps auftauchen."
    „Sie wollte, daß wir rasten."
    „Du wirst ihr allmählich hörig. Das bereitet mir Kummer. Hast du etwas Alkohol in dem Gepäck?"
    „Halt den Mund und schlaf." Ich zog mir die dünne Decke über den Kopf.
     
    *
     
    Das Erwachen war von Schmerzen begleitet. Zuerst hatte ich das Gefühl, daß mir jemand mit einer Peitsche über das Gesicht schlug. Ich spürte förmlich, wie das Blut aus den Wangen trat. Der Schmerz wich schnell einer wohltuenden Wärme, und die Peitsche verwandelte sich zunächst in einen Staubwedel und dann in Parnatzels Hand.
    „Aufwachen, Jakob!"
    Ich wollte mich umdrehen und noch eine Runde schlafen, aber der Quälgeist ließ mir keine Ruhe. Irgendwo in meinem Kopf spukte die Idee herum, daß heute Sonntag war und daß ich sowieso keiner Arbeit nachzugehen hatte. Vielleicht würde ich mit meinem Freund einen Besuch im Wandergebirge machen.
    „Gefahr!" ertönte die Stimme erneut. Sie klang wie das Rauschen eines Wasserfalls.
    Gefahr?
    Mit einem Satz fuhr ich in die Höhe und schlug die Augen auf. Mein Blick fiel direkt auf die Stiele, an deren Enden Parnatzels Sehorgane saßen.
    „Draußen ist etwas", zischte der Matten-Willy. „Ich habe Angst und traue mich nicht hinaus."
    Durch die dünne Zeltwand schimmerte das fahle Licht des beginnenden Morgens. Es war kühl, und ich zog die Decke enger um meinen Körper.
    Dann hörte ich das Rascheln und Trappeln. Es hörte sich an, als ob eine Herde Tausendfüßler um unser kleines Lager herumrannte. Vorsichtig schob

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