1045 - In den Höhlen von Lokvorth
ich die Zeltwand am Eingang etwas zur Seite und blickte nach draußen. Parnatzel klammerte sich an mich.
Ich verstand nicht, was dieses Theater sollte, denn mein Freund war keine ängstliche Natur.
In einem Abstand von etwa fünf Metern von dem Zelt tummelten sich mehrere hundert kleine Tiere. Sie sahen aus wie eine Mischung aus terranischen Ratten und Kaninchen.
Alle Tiere waren pausenlos in Bewegung. Sie sprangen übereinander und starrten in meine Richtung. Ich sah die fletschenden Zähne scharfer Gebisse.
„Was macht unsere Sphinx?" fragte ich Parnatzel. Dabei tastete meine Hand nach dem kleinen Lähmstrahler, der meine einzige Waffe war.
„Sie schläft noch."
„Paß auf sie auf." Ich sprang aus dem Zelt.
Die Ratten-Kaninchen hatten einen Kreis um unser Zelt gebildet. Fast hatte ich den Eindruck, als ob eine unsichtbare Wand sie davon abhielt, sich zu nähern. Einige Tiere sprangen auf mich zu und machten in der Luft eine Kehrtwendung. Sie stürzten auf die Leiber der anderen zurück.
Das ganze Toben war von einem leisen Summen begleitet, ähnlich dem, wie es von einem Bienenschwarm ausging.
Nun wagte sich auch Parnatzel aus dem Zelt.
„Sie kommen nicht näher", beruhigte ich ihn.
„Das sehe ich."
„Wecke Srimavo", forderte ich ihn auf.
Parnatzel verschwand wieder. Ich betrachtete die Umgebung genauer.
Der dichte Buschwald kam mir jetzt viel weiter entfernt vor als in der Nacht. Die Sonne Scarfaaru war noch nicht aufgegangen. Sie mußte irgendwo seitlich zu unserer Marschrichtung hinter den fernen Bäumen des Waldes stehen.
Das Verhalten der Tiere war mir ein Rätsel, denn der Kreis, über den sie sich nicht hinauswagten, war zu exakt. Kein einziges von ihnen wagte sich über diese imaginäre Linie.
„Es besteht keine Gefahr, Jakob." Die überzeugende Stimme Srimavos; war eine Wohltat. Natürlich hatte sie recht.
Das Mädchen trat an meine Seite. Sie wirkte frisch und munter.
„Wir brauchen nur auf sie zuzugehen." Sie nahm meine Hand und führte mich auf den Ring aus Tierleibern zu.
Sofort bildete sich dort eine Ausbeulung. Die Ratten-Kaninchen wichen vor uns zurück.
Oder war es, nur Srimavo, vor der sie flohen? Ich wußte es nicht, aber eine dumpfe Ahnung sagte mir, daß etwas unnormal war. Andererseits kannte ich die Tierwelt von Lokvorth nicht, räumte ich ein. Auf den Gedanken, daß die kleine Sphinx sie auch nicht besser kennen konnte, kam ich nicht.
Plötzlich riß sich das Mädchen von mir los und rannte mit ausgestreckten Armen auf die Tiere zu. Die stoben in alle Richtungen auseinander. Sri lief den ganzen imaginären Kreis ab.
Minuten später waren alle Tiere in Erdlöchern verschwunden oder einfach davongerannt.
„Siehst du, so einfach ist das", sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die keinen Widerspruch erlaubte. „Wir wollen unsere Sachen packen und weiterziehen. Unser Ziel ist noch weit entfernt."
„Ich verstehe immer Ziel", maulte Parnatzel, während er begann, die Zeltbahn zusammenzulegen.
Srimavo gab ihm keine Antwort. Sie stand wieder in jener starren Haltung da, die sie schon in der Nacht gehabt hatte, und blickte unverwandt auf den undurchdringlich scheinenden Wald.
Ich fühlte mich etwas hilflos. Also half ich meinem Freund, unsere Ausrüstung zu einem handlichen Paket zu verstauen. Auf ein ausgiebiges Frühstück und eine Portion Körperpflege mußte ich notgedrungen verzichten. Srimavo machte sich nämlich schon auf den Weg.
Sie hielt senkrecht auf den Waldrand zu. Als ich das Paket verschnürt hatte und über meine Schultern schwang, hatte sie schon zwanzig oder dreißig Meter Vorsprung.
„Da!" sagte Parnatzel.
Er fuhr einen langen Pseudoarm aus und zeigte in die Richtung, aus der wir am Vorabend gekommen waren.
Ich erblickte in der Ferne zwei kleine Punkte über dem Boden, die sich rasch näherten.
Das konnten nur Gleiter der Forschungsstation sein. In wenigen Minuten würde man uns entdecken. Dann war es aus mit dem Plan der kleinen Sphinx. Sarga Ehkesh und Demos Yoorn, die Perry Rhodans Bevollmächtigte auf Lokvorth waren, würden sich unsere Eigenmächtigkeit nicht gefallen lassen.
In mir kämpften zwei ganz unterschiedliche Gefühle. Das eine sagte, daß es gut wäre, wenn diese scheinbar unsinnige Exkursion in die kaum erforschte Wildnis eines fremden Planeten schnell beendet würde.
Das andere Gefühl verlangte von mir, Sri in jeder Hinsicht zu unterstützen, obwohl mir ihr eigentliches Ziel nicht klar war. Sie suchte diesen
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