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1047 - Madame Medusa

1047 - Madame Medusa

Titel: 1047 - Madame Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Frau nicht reizen wollte.
    »Das ist gut«, erklärte sie. »Ich trage diesen Namen nicht zum Spaß, mein Freund. Es steht schon etwas dahinter. Und das werde ich auch beweisen.«
    »Wie… wieso?«
    »Die Schlangen«, flüsterte sie. »Bestimmt haben Sie immer an die Schlangen gedacht, obwohl sie diese Tiere auf meinem Kopf nicht sahen. Aber der Mensch kann sich auch täuschen, Mr. Joker. Schauen Sie hin. Schauen Sie genau zu…«
    Ihm blieb keine andere Möglichkeit, als der Aufforderung zu folgen. Da stand er wie unter einem Zwang und traute sich auch nicht, sich zur Seite zu drehen.
    Madame Medusa hob ihre Hände langsam in die Höhe. Sie näherten sich von zwei verschiedenen Seiten ihrem Kopf und damit auch dem Haar. Die Finger griffen zu.
    Vielleicht hätte Joker schon jetzt alles begriffen, doch sei eigenes Ich schien nur noch zur Hälfte vorhanden zu sein. Er sah nur, wie sich die Haare auf dem Kopf bewegten.
    Eine Perücke!
    Der Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Er konnte ihn nicht mehr vollenden, denn er schaute zu, wie die Frau ihre Perücke immer mehr vom Kopf zog.
    Nein, darunter war kein echtes Haar. Echtes Haar bewegt sich nicht.
    Dieses aber schon.
    Schlangen! Verfluchte Schlangen. Die Schlangen der Medusa!
    Und wer sie ansieht, wird zu Stein!
    ***
    Suko und ich hatten bis zum Einbruch der Dämmerung gewartet. Tagsüber den Club besuchen zu wollen, brachte nicht viel, denn in diesen Läden lief der Betrieb zumeist erst am frühen Abend an, und so hatten wir uns Zeit lassen können.
    Es war kein leichter Fall, weil wir uns auf einem dünnen, diplomatischen Eis bewegten. Fremde Länder, andere Sitten, die auch mit nach England gebracht worden waren. Regeln, Kulturen, Sitten und Gebräuche, das alles hatten die Mitglieder des diplomatischen Dienstes nicht vergessen. Oftmals waren sie der heimischen Polizei gegenüber mehr als empfindlich. So hatte uns Sir James noch einmal davor gewarnt, zu überschwenglich vorzugehen.
    Einen Vorteil sahen wir darin, daß der Club praktisch jedem zugänglich war, denn er war unter der Prämisse der Völkerverständigung ins Leben gerufen worden, wobei sich in den Räumen selbst kaum Weiße aufhielten, das hatte uns Sir James noch einmal gesagt und uns entsprechend vorbereitet.
    Wir wollten nicht als Diplomaten auftreten und nicht als Polizisten, nur als völlig normale Gäste, und wir hofften, daß man uns akzeptierte.
    Ein warmer Abend im Januar. Der große Sturm war abgeflaut oder hatte eine Pause eingelegt. Die Temperaturen bewegten sich an der zweistelligen Grenze, und wir hatten unsere Mäntel zu Hause gelassen. Es reichte völlig aus, wenn wir die Jacken trugen. Eine Kleidervorschrift gab es wohl nicht, dafür aber konnten wir uns in diesem Viertel die Parkplätze aussuchen, was in einer Stadt wie London ziemlich selten war.
    Im Botschaftsviertel herrschte eine gewisse vornehme Ruhe. Es konnte sein, daß ich es mir auch nur einbildete. Die Villen der Botschaften waren nie direkt zusehen, weil sie auf Grundstücken standen, die weiter von der Straße entfernt lagen, zumeist von einer parkähnlichen Landschaft umgeben wurden, wobei man sich nicht nur auf die Natur verließ, sondern auch auf Überwachungsanlagen, denn an jeder Botschaft sahen wir die elektronischen Augen an den Toren. Dort wurde jeder Besucher erfaßt.
    Sicherheitsleute patrouillierten nicht durch die Straßen. Zumindest noch nicht um diese Zeit. Sie würden vielleicht später eintreffen, wenn der Abend vorbei war und die Nacht begann.
    Wir hatten den Wagen in einer Straße abgestellt, die als Sackgasse auslief. Er stand im Schein einer Laterne, direkt hinter einem alten Mercedes Benz.
    Wir waren ausgestiegen. Den Rest des Weges wollten wir zu Fuß zurücklegen.
    Belgravia ist ein sehr alter und vornehmer Teil von London, aber nicht völlig von der übrigen Stadt abgeschnitten. Die Geräuschkulisse einer Großstadt hielt sich trotzdem in Grenzen, denn sie war für uns nur als fernes Brausen zu hören. Ansonsten dämpften Bäume und Büsche die Laute.
    Wir gingen nebeneinander her. Auf dem Gehsteig schimmerte ein feuchter Film. Hin und wieder waren Pfützen zurückgeblieben, die sich an den Rändern der Straße gesammelt hatten. Daß es in dieser Gegend einen Club gab, konnte man sich kaum vorstellen, aber er war vorhanden, wir mußten nur um zwei Ecken gehen.
    Botschaft reihte sich an Botschaft. Manche Staaten hatten ihre Vertreter in prächtigen Villen einquartiert. Andere wiederum residierten

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