1047 - Madame Medusa
den Dunklen Kontinent hin.
Ich dachte daran, daß Länder wie Ägypten oder Tunesien auch zu Afrika gehörten. Sie aber waren hier nicht vertreten. Die Bilder und die Gegenstände an den Wänden stammten samt und sonders aus dem innerafrikanischen Kulturkreis.
Für, nicht eingeweihte Besucher sahen sie schaurig aus. Auch dieser Vorraum wirkte nicht eben einladend, wenn man aus einem anderen Kulturkreis stammte, aber wir nahmen das locker, denn wir beide waren es gewöhnt, mit den unterschiedlichsten Kulturen konfrontiert zu werden. Schließlich hatte auch die Voodoo-Magie ihren Ursprung in Afrika.
Ein dunkelhäutiger Mann, der einen ebenfalls dunklen Anzug zum weißen Hemd trug, hatte uns geöffnet und sich bei unserem Eintreten auch leicht verbeugt. Als Farbklecks schimmerte am Kragen des Hemdes eine dunkelrote Fliege.
»Willkommen bei Freunden«, sagte er und verbeugte sich dabei leicht.
Ich lächelte ihm zu. »Danke, das ist uns bekannt, Mister.«
»Sie sind auf Empfehlung hier.«
Die passende Antwort fiel mir ein, auch wenn sie in diesem Fall etwas riskant erschien. »Ja, ein Freund hat uns den Club empfohlen. Gubi Lokone.«
»Oh, Mr. Lokone.« Er sprach den Namen aus, als wäre dieser Mensch etwas Besonderes.
»Ja, Sie kennen ihn?«
»Sehr gut sogar. Leider hat uns Mr. Lokone in der letzten Zeit nicht mit seinem Besuch beehrt…«, er lächelte wieder und verbeugte sich. »Aber seine Freunde sind uns ebenfalls willkommen.«
»Danke.« Als Figur aus Stein hätte er auch wohl kaum herkommen können, dachte ich, behielt die Gedanken aber für mich.
Das Licht war gedämpft, aber nicht schummrig. An der Garderobe, an der ein hübsches junges Mädchen stand, gingen wir vorbei und blieben hinter dem Portier, der uns eine Tür aufhielt, die in den eigentlichen Club führte.
Man wünschte uns noch viel Vergnügen, dann wurden wir allein gelassen.
Ein großer Raum. Eine Bühne, über die Lichtreflexe huschten. Sie wurden von einer sich unter der Decke drehenden Kugel abgegeben und fielen ins Leere, da niemand tanzte. Es gab eine Bar, und es waren auch die Sitzgruppen vorhanden, die sich im Raum verteilten. An manchen Tischen standen nur zwei Stühle, an anderen wieder um die doppelte Menge, und die wenigsten Plätze waren belegt.
Für einen Besuch im Club war es wohl noch ein wenig zu früh. Die Sitzgelegenheiten hatte man aus Korb gefertigt. Es waren regelrechte Wohlfühlsessel, und man hatte sie mit dicken farbigen Kissen bestückt, die auch als Rückenlehne dienten.
Es herrschte tatsächlich eine Clubatmosphäre. Die Musik diente nicht als Einpeitscher, sie war nur als Hintergrunduntermalung gedacht und störte keine Gespräche.
Die meisten Gäste waren Männer. Nur drei Frauen sahen wir. Zwei davon saßen an einem Tisch zusammen und unterhielten sich angestrengt. Sie hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und waren offenbar in ein sehr ernstes Gespräch vertieft.
Ich war der einzige Europäer im Club. Ich fühlte mich allerdings nicht fehl am Platze, denn niemand starrte mich an. Es wies uns auch keiner ab; die Gäste hier kümmerten sich um sich selbst. Das Paar, das wir aus dem Wagen hatten steigen sehen, ließ sich eine Flasche Champagner servieren. Der Hals ragte aus dem mit Eiswürfeln gefüllten Kübel hervor.
Das Licht war nicht überall gleich stark. Zu den Wänden hin stärker als nach vorn, nahe der leeren Tanzfläche, bei der ich mir kaum vorstellen konnte, daß sie mal gefüllt sein würde, dazu war es einfach zu ruhig und vornehm.
»Wohin?« fragte ich.
»Zu deinem Lieblingsplatz. An die Bar.«
»Du weißt aber Bescheid.«
»Ich kenne dich schon lange genug.«
»Na denn.«
Die Bar war leer. Man hatte sie aufgebaut und zugleich dekoriert. Dabei war auf Bambus zurückgegriffen worden. Die Regale hinter der Holztheke bestanden aus diesem Material. Da hatte man die Stangen zusammengelegt und miteinander befestigt. Alles war so stabil wie auch die Bambushocker, auf denen wir unsere Plätze fanden. Es gab kleine Rückenlehnen und auch die bequemen Kissen. Der Raum war klimatisiert, die Luft angenehm. Auf dem dunklen Holz der Theke tanzten noch die weichen Lichtreflexe der Kugel hinweg.
»Hier kann man es aushalten«, bemerkte Suko und stemmte seine Ellenbogen auf den Handlauf.
»Ja, nicht übel. Das hat Stil.«
»Und du fühlst dich wohl?«
»Ha, ha…«
Der Keeper erschien. Er war ein hochgewachsener Mann, der ein helles Jackett zur dunklen Hose trug. Auch bei ihm sahen wir wieder
Weitere Kostenlose Bücher