1047 - Madame Medusa
die dunkelrote Fliege. Sein Haar hatte er länger wachsen lassen und es dann mit Gel bestrichen.
Als er uns anlächelte, hatten wir den Eindruck, als bestünde die untere Gesichtshälfte nur aus weißen Zähnen. »Guten Abend, Gentlemen, ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen. Was kann ich für Sie tun?«
»Können Sie uns etwas empfehlen?« fragte Suko.
»Oh, so einiges. Einen Fancy Drink oder einen mit Alkohol?«
»Ohne Stoff.«
»Gut. Sie auch?«
Ich nickte.
Er schlug uns einige Drinks vor, und wir bestellten schließlich einen Mix aus exotischen Obstsäften, der so etwas wie ein Cocktail des Hauses war.
Der Barmann arbeitete schnell und sicher. Wir konnten nur staunen, wie er die Drinks zubereitete, uns dabei anlächelte, den Inhalt des Mixbechers in zwei große Gläser kippte und die Ränder mit Mangostücken dekorierte.
»Auf Ihre Gesundheit, Gentlemen«, sagte er und servierte uns die beiden Drinks.
Wir probierten, waren angenehm überrascht, was wir ihm auch mitteilten. »Danke. Es freut mich besonders, denn dieser Drink ist eine Erfindung von mir.«
»Wunderbar.«
Wir leerten die Gläser zur Hälfte. Inzwischen waren wieder neue Gäste eingetroffen. Acht Personen, für die zwei größere Tische zusammengestellt wurden.
Der Keeper bekam zu tun, und wir konnten uns unterhalten. Suko, der versonnen in sein Glas schaute und dabei die Stirn runzelte, fragte mich: »Dann sag mir mal, wo du hier in dieser Umgebung die Spur einer Medusa aufnehmen willst.«
»Keine Ahnung.«
»Meinst du damit, daß wir hier falsch sind?«
»Die Medusa und Afrika. Das sind zwei verschiedene Kulturkreise, denke ich mir.«
»Weshalb ist Lokone dann zu Stein geworden?«
Mein Freund hob die Schultern. »Weil er sie angeschaut hat.«
»Richtig. Und wo? Hier?«
»Das glaube ich nicht.«
»Aber er war hier Gast.«
Mit dem Daumen deutete Suko an mir vorbei. Er meinte die Stelle hinter der Bar, wo der Keeper dabei war, Champagner in acht Gläser zu füllen. »Wenn er mal Zeit hat, sollten wir ihn fragen.«
»Das hatte ich vor.«
Der Mann servierte, nahm noch eine Bestellung auf, goß einen doppelten Whisky ein, brachte dem Gast das Getränk und kehrte dann wieder an seinen Arbeitsplatz hinter der Bar zurück. Ich hatte ihn beobachtet. Der Keeper bewegte sich so federnd wie ein Tänzer. Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte wie eingefroren, auch dann, als er in unserer Nähe stehenblieb.
»Gefällt es den Herren hier?«
»Es ist sehr angenehm«, sagte ich. »Und es ist auch kein Zufall, daß wir hergekommen sind.«
»Ach, nicht?«
»Ein Bekannter riet uns zu einem Besuch.«
»Gubi Lokone«, sagte Suko.
»Oh - er.«
»Sie kennen ihn?«
Der Barmann lachte. »Wer kennt ihn hier nicht? Schließlich war er so etwas wie ein Stammgast.«
»War…?« fragte ich.
»Oder ist. In der Tat war Gubi Lokone lange nicht mehr hier.«
»Wie lange denn?«
Der Keeper stemmte seine schlanken Hände auf den breiten Tresen vor sich und hob die Schultern an. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Hier vergeht die Zeit so schnell, da weiß man oft nicht, ob zwei, drei oder vier Tage vergangen sind.«
»War er denn in dieser Woche hier?«
Der Barmann mußte nicht lange überlegen. »Nein, Gentlemen, das war er nicht.«
»Kennen Sie ihn gut?«
Der Mann schaute mich an. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Gut kennt man einen Menschen nur, wenn er Mitglied der Familie ist. Das war Gubi Lokone nicht. Aber er hat oft hier an der Bar gesessen, und wir haben uns gut unterhalten.«
»Er kam aus Ghana?«
»Richtig.«
Ich räusperte mich. »Ja, ja, wir haben auch öfter mit ihm zusammengesessen. Immer wieder hat er uns von diesem Club erzählt und uns eingeladen. Nie hatten wir so recht Zeit. Heute abend sind wir hergekommen, in der Hoffnung ihn zu treffen.«
Der Barmann lächelte noch breiter. »Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Oft genug ist er kurz vor Mitternacht erst erschienen. Er kann noch kommen, glauben Sie mir.«
»Wir werden sehen.«
»Bestimmt.«
»War er bei Ihnen auch so seltsam?« fragte Suko, der das Gespräch in Gang halten wollte.
»Pardon, ich verstehe nicht. Wie haben Sie das gemeint?«
Suko wiegte den Kopf. »Das ist schlecht und schwer zu erklären. Hin und wieder war Gubi sehr ruhig. Wir wunderten uns, fragten natürlich nach, und er gab auch Antwort, die uns allerdings nicht gefallen konnte, wenn man befreundet ist.«
Suko hatte die Neugierde des Mannes geweckt. »Pardon, Sir, aber
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