1047 - Madame Medusa
leise vor Behagen.
»Gehört er Ihnen?«
»Nein.«
»Wem denn?«
»Meiner Chefin.«
»Züchtet sie Tiere?«
Eva mußte lachen. Es hörte sich beinahe an wie das Girren einer Taube. »Nein, sie züchtet keine Tiere. Sie hat ihn einfach nur so.«
»Gehorcht er ihr denn?«
»Alle gehorchen ihr, Mister.«
Ich nickte anerkennend. »Dann scheint Ihre Chefin etwas Besonderes zu sein.«
»Ja, das ist sie.«
Ich dachte wieder daran, welche Informationen uns Sir James mit auf den Weg gegeben hatte. Da war von Sex-Clubs die Rede gewesen, in denen sich Gubi Lokone möglicherweise vergnügt hatte.
Ich war über den Namen Madame gestolpert. In dieser Situation hatte er für mich etwas Dominahaftes an sich. Madame - das hörte sich nach Herrin an. Nach einer Frau in Leder, die eine Peitsche schwang und irgendwelche Menschen als Sklaven befehligte, wobei sie sich und den anderen große Lustgefühle verschaffte.
War das eine Spur?
Eva hatte mich angeschaut. Ihr Blick war nicht mehr so freundlich. Sie fragte auch direkt: »Denken Sie vielleicht über Madame nach?«
»In der Tat. Ich frage mich, wer sie ist.«
Eva lächelte in sich hinein. »Madame ist etwas Besonderes, Mister. Sie ist wunderbar. Sie ist so mächtig und stark. Sie steht über den meisten Menschen.«
»Und Sie arbeiten für sie?«
»Ich tue es gern.«
»Hat Madame auch einen anderen Namen?« fragte Suko.
»Ja, sie nennt sich Madame Medusa!«
Die Antwort hatte uns getroffen, und wir zuckten zusammen. Madame Medusa - das war die Spur.
Das war genau der Hinweis, der uns gefehlt hatte.
Wer sie anschaute, wird zu Stein, dachte ich, und Gubi Lokone war zu Stein geworden. Demnach mußte er Madame Medusa gekannt haben und war ihr auch in die Falle gelaufen.
Das war natürlich verwegen von mir gedacht, denn es fehlten mir die Beweise, aber einen Hinweis hatten wir schon erhalten. Auch Suko hatte genau zugehört. Er war ebenso wie ich leicht erstarrt, und wir beide mußten etwas ausstrahlen, das dem Hund nicht gefiel, denn er schaute uns nicht nur an, sondern knurrte. Dabei spannte sich sein Körper. Er sah aus, als wollte er uns angreifen, doch er hielt sich zurück.
Eva schüttelte den Kopf. »Was haben Sie? Warum sind Sie so verändert?«
»Der Name ist ungewöhnlich«, sagte Suko.
»Das ist Madame auch. Nicht nur ihr Name. Sie ist eine un- und außergewöhnliche Frau, und es macht mir großen Spaß, für sie zu arbeiten. Ich fühle mich so wunderbar zufrieden, das kann ich kaum in Worte fassen.«
Es war zwar geredet worden, aber wir hatten nicht viel erfahren. »Was tut sie denn?«
Ich erhielt eine Antwort, über die ich mich wunderte. »Sie ist eine Dienerin der Menschheit und ihr auch eine große Helferin. Die Leute kommen zu ihr, um sich Rat zu holen.«
»Eine Psychologin«, sagte ich leichthin.
»Nein, nein, das ist sie nicht. Oder auch. Aber Madame Medusa ist eine Wahrsagerin. Eine Person, die man nicht beschreiben kann. Sie hält die Verbindung zu anderen Welten aufrecht. Sie kann erkennen, welche Zukunft den Menschen beschert wird, die zu ihr kommen und ihren Rat erbitten. Da ist sie einmalig.«
»Kommen viele zu ihr?«
»Madame wählt aus. Man muß sie schon ohne Vorurteile besuchen, dann wird sie für den Kunden eine Wohltat sein.«
Hinter der Bar nahmen wir auf unserer Höhe eine Bewegung wahr. Dort erschien wieder der Keeper, der Teile unserer Unterhaltung mitbekommen hatte. Er stellte das Tablett mit dem Kübel ab und nickte uns zu. »Ich kann nur bestätigen, was Eva Ihnen gesagt hat, Gentlemen. Madame Medusa ist außergewöhnlich. Das sage nicht nur ich, sondern das sagen viele andere Menschen auch, die sie kennengelernt haben. Es gibt wohl kaum einen zweiten Menschen auf der Welt, der so außergewöhnlich ist wie sie.«
»Dann waren Sie auch schon bei ihr?« fragte Suko.
Donkan schüttelte den Kopf. »Nein, nicht ich. So gut bin ich nicht, wirklich nicht. Madame Medusa kümmert sich auch nur um die großen Probleme der Welt, und sie berät die Menschen, die damit konfrontiert werden.«
»Politiker und Wirtschaftsmagnaten…«
»Ja, genau sie. Denken Sie an diese Gegend hier. Hier leben viele Diplomaten. Nicht wenige suchen bei Madame Rat. Sie stellt sich ihnen gern zur Verfügung.«
Ich tat erstaunt, als ich fragte: »Dann lebt sie wohl hier in der unmittelbaren Nähe?«
»Beinahe nebenan.«
»Sehr gut.«
»Es gibt einen Gang, der die beiden Häuser miteinander verbindet. Den Club und ihr Haus.«
»Es ist nicht gut,
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