1048 - Atlans Rückkehr
all dem erleben kann."
Ich tastete nach meinem Zellaktivator. Er sah die Bewegung und senkte den Kopf.
„Ich bin nicht neidisch darauf", betonte er.
Einer der Stationsärzte meldete sich über Interkom und bat mich, zu Hayes zu kommen.
Dem High Sideryt ging es schlecht. Ich übergab Yaal das Kommando in der Zentrale.
Ich war auf alles gefaßt, doch als ich vor Hayes stand, sah sein Gesicht eher ausgeruht aus. Seine Augen schimmerten, er machte einen heiteren Eindruck.
„Ich habe den Buhrlos befohlen, daß sie mich mit hinausnehmen, wenn alles vorbei ist", sagte Hayes. „Natürlich nicht hier, in diesem gottverlassenen System, sondern im Sektor Varnhagher-Ghynnst."
Er war darüber informiert, daß das Schiff zukünftig immer neue Ladungen mit Spoodies nach Kran schaffen sollte.
Einem Mann wie Hayes zu erzählen, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte, wäre mir absurd erschienen. Ich schwieg also und hockte mich auf den Rand seines Bettes, obwohl der Medo-Robot dagegen protestierte.
„Ist dir eigentlich schon aufgefallen, daß jeder High Sideryt unter dramatischen Umständen starb?" fragte er.
„Ich habe noch nie darüber nachgedacht!"
„Lies das Logbuch der SOL, dann wirst du sehen, daß ich recht habe."
Wir wurden durch einen Anruf aus der Zentrale unterbrochen. Yaal meldete, daß er eine Nachricht von Hellmut erhalten hatte, in der dieser mitteilte, daß Munduun sich einen Spoodie angesetzt hatte.
„Zufrieden?" fragte Hayes.
Natürlich hätte ich zufrieden sein können, denn es sah so aus, als könnte ich mein Vorhaben durchführen. Ich wußte jedoch längst, daß ich das alles überhaupt nicht wollte.
Der Grund dafür war, daß ich meine persönliche Freiheit für eine unbestimmbar lange Zeit opfern sollte.
Aber ich wollte Hayes nicht enttäuschen und nickte.
„Du wirst ein prächtiges Orakel abgeben", meinte der Todkranke.
Orakel! wiederholte ich in Gedanken. Um Hayes einen Gefallen zu tun und weil mir der Begriff in Zusammenhang mit meiner Aufgabe gefiel, beschloß ich, ihn in Zukunft beizubehalten.
„Ich hoffe du weißt, warum ich das Spoodie-Feld als Grab ausgesucht habe?" fragte Hayes.
„Nein!"
Er lächelte sardonisch. „Weil ich sicher sein kann, regelmäßig Besuch zu erhalten", sagte er.
JETZT...
Wildes Gelächter scheint den Raum zu füllen. Die Gesichter der Personen, die sich über mich beugen, sind seltsam glatt, wie aus warmem Wachs, in das hurtige Daumen Vertiefungen drücken und spitze Fingernägel Falten ritzen werden. Diese unfertigen Gesichter sind Spiegelbilder meines Ichs, das über einen unermeßlichen Abgrund hinweg zu mir herüberglotzt.
Ich stürze in eine schreckliche Leere, tief hinab, vorbei an überfüllten Rängen mit kreischenden, tobenden Zuschauern, die im Halbdunkel ihrer Logen stehen, so daß ich nicht sehen kann, wer sie sind. Sie begleiten meinen Sturz mit ohrenbetäubendem Beifall.
Ich falle nicht wirklich; es ist nur mein Bewußtsein, das in Auflösung begriffen ist. Es strömt aus meinem Körper hinaus, läßt ihn als kalte leere Hülle zurück, als einen Mechanismus.
Hör auf! hämmert es auf mich ein. Es ist vorbei!
Jemand sagt im Tonfall äußerster Verzweiflung: „Das übersteht er nicht. Der Schock ist zu stark für ihn."
Der Sturz hört abrupt auf; das erste, was ich wirklich wahrnehme, ist ein salziger Geschmack.
Blut, alter Narr! Du solltest dich besser unter Kontrolle haben. Du hast dir auf die Unterlippe gebissen.
Eine andere Stimme: „Kannst du nicht feststellen, ob die Verbindung nun unterbrochen ist?"
„Nein!"
„Dann müssen wir es eben riskieren, Swan. Schalten wir den Schlauch ab."
„Nein, wartet noch!"
Erneut werde ich von dumpfer Angst übermannt. Es ist ein intensives Gefühl, wie ich es seit langer Zeit nicht mehr erfahren habe. Ich bin nicht in der Lage, mit rationalen Überlegungen dagegen anzugehen. Gleichzeitig registriere ich, daß ein unvorstellbarer geistiger Druck, dessen ich mir eigentlich nie richtig bewußt war, nun von mir genommen ist.
Ich bewegte die Lippen.
„Die Spoodies!" bringe ich hervor. „Sie... sie sind ..."
„Er hat es geschafft!" schreit Swan auf. „Schnell jetzt."
Schatten huschen über mich hinweg. Hektische Bewegungen rings um mich her versetzen mich in Panik. Ich starre nach oben. Die Wolke mit den Spoodies hängt drohend über mir.
Da erlischt der Schlauch, der von meinem Kopf zu dieser Wolke hinaufführt, er fällt mit einem letzten Flackern in sich
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