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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Rauchen in der Polizeistation verboten war, wußte er nicht. Einen Aschenbecher hatte er jedenfalls nicht gesehen. Er wollte die Luft nicht noch mehr verschlechtern und ging deshalb zur Tür. Die zog er auf. Die frische Luft wehte ihm ins Gesicht und auch winzige Glutstücke von der Zigarettenspitze weg. Ein paar davon trafen seine Haut und ließen ein leichtes Brennen zurück.
    Er trat auf den Gehsteig. Die Tür ließ er offen, so daß er noch im Lichtschein stand.
    Die Stadt Lauder hatte sich zur Ruhe begeben. Sie war eben ein Dorf, auch wenn so etwas wie eine City- oder Fußgängerzone angelegt worden war. Auch hier war längst der Feierabend eingetreten.
    Niemand befand sich mehr in den Läden, und Kunden kamen um diese Zeit auch nicht. Das sah im Sommer anders aus. Da verdienten die Geschäftsleute oft recht gut an den Schottland-Touristen.
    Der Wind war kalt. Es blies Sugar in den Nacken. Der junge Mann zog den Kopf ein. Er stellte sich gebeugt hin, saugte an seinem Glimmstengel und schützte ihn dabei mit der hohlen Hand.
    Ein Auto rollte an ihm vorbei und verschwand in einer Nebenstraße. Bei diesem Wetter zogen es die Menschen vor, in den Wohnungen zu bleiben. Da hatte keiner Lust, sich beim Spazierengehen gegen den Wind anzustemmen.
    Sugar nahm noch einen tiefen Zug. Hustete dann und schleuderte die Zigarette zu Boden. Die Glut leuchtete auf, dann verschwand sie unter dem Schuhabsatz.
    Der junge Mann schaute nach rechts.
    Ein leerer Bürgersteig.
    Dann der Blick nach links. Sugar hatte sich langsam gedreht, beinahe schon schwerfällig. Er hatte auch nicht damit gerechnet, jemand auf dem Gehsteig oder der Straße zu sehen, doch Sekunden später wurden seine Augen groß.
    Da kam tatsächlich jemand.
    Eine einzelne Person. Ein Mann, das konnte Sugar schon sehen. Er blieb stehen, starrte weiter hin und wunderte sich dabei über sein Gefühl. Die Sicherheit, die ihm das Innere der Polizeistation gegeben hatte, war verschwunden. Dafür kroch jetzt das schlechte Feeling in ihm hoch. Er spürte auch den Druck am und im Magen. Der Whisky schien wieder hochkommen zu wollen, jedenfalls schmeckte er ihn intensiver auf der Zunge.
    Wer war das? Einer der aus der Kneipe gekommen war und sich nun auf dem Weg nach Haus befand?
    Das konnte natürlich sein. Alles war möglich. Es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn da nicht etwas gewesen wäre, das ihn erstaunte und zugleich erschreckte.
    Der andere ging langsam. Aber wie er ging, das machte Sugar mehr als nervös. Er bewegte sich schleppend und zugleich steif. So ein komischer Western- oder Cowboygang.
    Sugar kannte nur einen, der so ging. Sein Freund Nico.
    Aber der war tot! Gefressen oder geschluckt von den verdammten Schattenkillern.
    Oder nicht?
    Sugar schüttelte den Kopf. »Ich bin doch von den paar Schlucken nicht besoffen!« keuchte er. »Das gibt es nicht. Bei einem wie mir erst recht nicht.« Er lobte sich selbst, weil er ziemlich viel vertragen konnte. Den anderen ließ er trotzdem nicht aus den Augen. Er hatte seine Gehbewegungen verlangsamt und schlich eigentlich nur dahin, wobei er sich dicht an den Hauswänden hielt.
    Da nicht viele Fenster erleuchtet waren - die Geschäftsleute sparten Energie -, geriet die Gestalt auch nicht so in einen Schein hinein, daß Sugar sie hätte erkennen können.
    Aber sie schlenderte auf die nächste Laterne zu. Wenn sie nicht die Straßenseite wechselte, mußte sie in den folgenden Sekunden in den kalten Lichtschein geraten.
    Das passierte.
    Sie ging hinein.
    Sugar bekam den Mund nicht mehr zu.
    Er wußte nicht, was er denken sollte. Er bildete sich auch nichts ein. Er litt nicht unter Halluzinationen, er war auch nicht betrunken. Was er sah, das hatte er gesehen und stimmte.
    Da kam jemand.
    Nicht irgendwer.
    Er kannte den jungen Mann.
    Es war sein toter Freund Nico Goodwin!
    ***
    Der Schrei tobte in Sugar, drang allerdings nicht über die Lippen und blieb stumm. Der junge Mann wußte nicht, was er denken sollte. Er konnte sich auch nicht bewegen. Noch immer stierte er in die gleiche Richtung, auch darauf hoffend, daß sich die Gestalt auflöste oder ein anderes Aussehen annahm.
    Es passierte nicht. Der andere war sogar noch im Schein der Laterne stehengeblieben, um zu zeigen, daß er auch vorhanden war. Das Licht streute gegen sein Gesicht, und die Haut hatte dabei einen bleichblauen Glanz erhalten.
    Wie ein Windstoß fuhr der Atem aus Sugars Mund. Er hatte ihn so lange angehalten, und ihm war sogar schwindlig

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