1049 - Der Geist des Vaters
draußen. Sein Gesicht war angespannt. Das Licht der Laterne in der Nähe fiel auf den leeren Boden. Es zeigte sich niemand in ihrem kalten Schein. Auch auf der anderen Straßenseite ging kein Mensch entlang. Den Leuten war es viel zu kalt. Sie blieben in ihren Häusern.
»Wo hast du ihn denn gesehen?« fragte Bull.
»Ähm… links.«
Der Konstabler drehte sich. »Da ist aber nichts.«
»Er war da!«
»Gut, dann ist er weg!« Bull zuckte mit den Schultern. Noch einmal blickte er sich um, schaute nach vorn, nach rechts, auch nach links, aber es tauchte niemand auf.
Sugar war ebenfalls zu ihm gekommen. »Ja!« flüsterte er scharf. »Sie haben recht. Er ist tatsächlich verschwunden. Hat sich einfach verdrückt.«
»Dann können wir wieder reingehen.«
»Aber ich habe ihn gesehen.«
Terence Bull runzelte die Stirn, legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes und drehte ihn herum. Dann schob er ihn wieder zurück in sein Dienstzimmer. Er schloß die Tür. Sugar nahm seinen Platz ein.
Bull ging langsam an ihm vorbei und pflanzte sich hinter den Schreibtisch. »Ich will dir ja nichts, Sugar, aber ich habe gerochen, daß du getrunken hast.«
»Stimmt.«
»Aha.«
Der junge Mann regte sich auf. »Was heißt aha? Denken Sie, daß ich betrunken bin?«
»Das kann ich nicht beurteilen.«
»Ja, ich habe mir einige Drinks gekippt. Ich bin aber nicht hacke, verstehen Sie? Ich bin völlig okay. Bei dem Streß kann man nicht breit werden. Ich bin aufgeputscht, das ist alles.« Er bewegte seine Hände und preßte sie schließlich gegen seine Brust. »Und ich habe Angst. Eine verdammte Angst.«
»Das sieht man dir an.«
Sugar putzte mit dem Handrücken seine Lippen blank. Dann senkte er den Kopf und starrte vor sich hin. »Sie glauben mir wahrscheinlich nicht - oder? Sie denken, ich bin von allen Geistern verlassen. Aber das stimmt nicht. Ich habe Nico Goodwin auf dem Bürgersteig draußen gesehen. Er ging in diese Richtung hier.«
»Und was tat er dann?«
»Er überquerte die Straße.«
»Er wollte also nicht zu uns?«
»Weiß ich nicht. Nein, glaube ich auch nicht. Ich bin dann wieder hier hineingerannt. Dann sind Sie gekommen, Konstabler. Den Rest kennen Sie ja.«
»Sicher, den kenne ich.« Bull nickte bedächtig. Er ließ sich mit einer Antwort Zeit. Aus einer kleinen Blechschachtel, die auf dem Schreibtisch stand, holte er ein dünnes Zigarillo hervor. Gelassen zündete er es an, paffte die ersten Wolken und schaute seinen Besucher durch den Rauchvorhang an.
Ohne das Zigarillo aus dem Mund zu nehmen, fragte er: »Du hast doch gesehen, wie sich dein Freund, als er neben dir im Wagen saß, aufgelöst hat, weil plötzlich Schatten da waren, die ihn einfach schluckten. Oder nicht?«
»Dabei bleibe ich auch.«
Bull nahm sein Zigarillo aus dem Mund. Er legte es vorsichtig in einen Ascher. »Ich muß dir ja glauben, auch wenn ich es nicht verstehen kann, Sugar.«
»Das kann ich ja selbst nicht.«
Der Konstabler lachte. »Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, wenn ich näher darüber nachdenke.«
»Was meinen Sie denn damit?«
Bull runzelte die Stirn, hob die Augenbrauen und schaute Sugar nachdenklich an. »Wahrscheinlich wirst du mir an die Kehle springen, wenn ich dir jetzt sage, was ich denke. Ich könnte mir auch vorstellen, daß du deinem Freund etwas angetan hast, damit er gewisse Dinge nicht mehr verraten kann.«
Sugar schwieg erst mal. »Moment mal«, flüsterte er dann. »Was… was… meinen Sie denn damit?«
»Denk nach.«
Sugar lachte fast quietschend auf. »He, Sie glauben doch nicht etwa, daß ich ihn gekillt habe?«
»Ist das nicht möglich?«
»Scheiße!« schrie Sugar, sprang auf und sein Gesicht verzerrte sich dabei. »Sie sind irre, Bull. Sie sind wahnsinnig. Das ist doch galaktischer Schwachsinn.« Er schlug immer wieder gegen seine eigene Stirn. »Warum hätte ich ihn denn killen sollen? Warum?«
»Das weiß ich nicht, Junge. So etwas mußt du selbst wissen.«
»Ich habe es nicht getan.«
Bull deutete mit der ausgestreckten Hand nach unten. »Setz dich wieder hin.«
Das tat Sugar auch. »Und jetzt?« flüsterte er.
»Müssen wir uns eine andere Lösung überlegen.«
»Die kennen Sie, Konstabler, die kennen Sie ganz genau. Die habe ich Ihnen gesagt, und dabei bleibe ich.« Er redete hektisch und war übernervös. »Das habe ich Ihnen alles schon erklärt. Etwas anderes kommt nicht in Frage.«
Der Konstabler lächelte. »Reg dich ab, Junge, und sei froh, daß du an
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