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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich geraten bist. Ich habe selbst mehrmals schon erfahren müssen, daß es wirklich Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man einfach nicht begreifen kann. Die sind eben so. Andere Kollegen hätten auch anders gedacht. Bei ihnen wärst du nicht so glimpflich davongekommen, das steht fest.«
    »Ich habe keinem was getan.«
    »Tja. Wer's glaubt…«
    »Sie denn?«
    Bull lächelte nur. Er gab eine ganz andere Antwort. »Ich glaube, daß es besser sein wird, wenn ich versuche, John Sinclair zu erreichen. Er wird sich für deine Aussagen bestimmt interessieren.«
    »Wo ist er denn?«
    »Im Haus seiner Eltern, denke ich. Das hat er mir jedenfalls gesagt. Leider kenne ich seine Handy-Nummer nicht. Also müssen wir es dort versuchen, wo ihr eingebrochen habt.« Er wartete die Antwort des Jungen gar nicht erst ab, sondern griff zum Hörer. Die Nummer kannte er auswendig. Der Ruf ging auch durch, denn das Telefon war nicht gesperrt worden, aber es war niemand da, der abhob.
    »Keiner im Haus, Konstabler?«
    »Scheint so.«
    Sugar nagte an der Unterlippe. »Vielleicht hat es auch Sinclair erwischt. Der ist ja nicht unsterblich.«
    »Da hast du recht.«
    »Dann würde ich an Ihrer Stelle… ja - ähm, mal hinfahren und nachschauen.«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Ich möchte noch warten. Außerdem ist John Sinclair ein Mann, der verdammt gut auf sich selbst achtgeben kann, das glaube mir.«
    »Ja, ich habe von ihm gehört.« Sugar sprach noch weiter. Es dauerte etwas, bis er merkte, daß ihm der Konstabler nicht zuhörte. Bull saß wie festgeschnallt auf seinem Platz und starrte an Sugar vorbei auf die Tür oder die Fenster.
    »He, Mr. Bull, was ist denn?«
    »O Scheiße!« flüsterte Bull.
    »Mann, was haben Sie?«
    »Hinter dir - am Fenster.«
    Sugar begriff schnell. »Nico?« flüsterte er.
    Terence Bull nickte nur…
    ***
    Vor mir ragten die Statue und das Kreuz aus dem Grab. Beides war nicht mehr interessant. Es zählte nur das Licht, das seinen Weg nach unten fand, während ich mich zugleich ebenso starr fühlte wie eben das Kreuz und die Figur.
    Es war weder zu fassen noch zu erklären oder zu glauben. Es lag allein an der Kraft der Statue, die tatsächlich durch ihren Lichtschein in der Lage war, das Doppelgrab zu »öffnen« und es quasi für mich durchsichtig zu machen.
    Es wanderte tiefer und tiefer. Ich konnte mir ausrechnen, wann es die beiden Särge erreicht hatte.
    Ich dachte daran, einfach wegzuschauen, aber das war nicht möglich. Der Bann hatte mich wie eine Fessel erwischt. Ich wollte bis zum bitteren Ende bleiben.
    Die Erde löste sich nicht auf. Sie ging für mich nur über in einen anderen Zustand. Aus dem Lehm, aus den darin klebenden Steinen wurde plötzlich Glas. Kein trübes, sondern durchsichtiges. Eine Masse, die mir den Blick in die Tiefe ermöglichte. Sogar überaus klar, denn nichts war verzerrt.
    Noch gerieten die beiden Särge nicht in meinen Blickbereich. Ich ging davon aus, daß es nicht mehr lange dauern würde. Bisher hatte ich den Atem angehalten. Der Druck in meiner Brust wurde zu stark, ich mußte die Luft einatmen. Sie kam mir noch kälter vor, als sie es tatsächlich war. Das war ein eisiger Strom, der durch die Kehle hinab in die Lungen glitt.
    Meine Hände lagen ebenfalls auf der kalten Erde. Mit ihnen stütze ich mich ab und hielt den Kopf über den unteren Rand des Grabs hinweg vorgebeugt.
    Das Licht wanderte tiefer. Lautlos. Es löste alles auf, was in seine Nähe geriet. Der Boden des Doppelgrabs war sein Ziel. Bald mußten auch die beiden Särge erscheinen. Ich rechnete damit, daß sie ebenso sichtbar wurden wie die gesamte Umgebung.
    Dann sah ich die beiden Schatten. Als dunkle Umrisse zeichneten sie sich auf dem Grabboden ab, und das Licht floß ihnen entgegen wie ein weicher Strom.
    Die Schatten verloren ihre weichen Umrisse. Die echten Konturen traten hervor. Messerscharf, wie mir schien, und wieder hielt ich den Atem an, denn durch meinen Kopf zuckten zahlreiche Fragen.
    Waren die beiden Särge bereits durch den Druck der Erde zusammengebrochen? Oder waren sie heil geblieben? Ich hatte nicht die preiswertesten gekauft, sie hielten schon einige Zeit stand. Mein nächster Gedanke beschäftigte sich mit dem Licht. Wie weit würde es reichen? Würde es auch die Särge auflösen, so daß mir der Blick in das Innere gelang und ich meine Eltern sah?
    Eine furchtbare Vorstellung. Auch für einen Mann wie mich, der schon verdammt viel erlebt hatte.
    Hier aber war ich persönlich

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