1049 - Geheimagent für Kran
unterschiedlichem Aufwand ausgestattete Räume, in denen sich niemand befand, und stand im Begriff, die sechste Tür zu öffnen, als er hinter sich ein Geräusch hörte.
Er fuhr herum und starrte sprachlos die hagere, hochgewachsene Gestalt an, die scheinbar aus dem Nichts materialisiert war. Augen, an nahe beieinander stehenden Stielen weit ausgefahren, musterten ihn aufmerksam. Der Schädel des eigenartigen Geschöpfs wies eine Reihe von Unebenheiten der Knochenstruktur auf - Vertiefungen, die in rascher Folge ihre Färbe änderten.
„Chaktar, wo kommst du her?"
Der Ai hob warnend die Hand zur Kiefertasche, die das Äquivalent eines Mundes darstellte. Orban konzentrierte sich auf die Blinksignale und entzifferte: „Ich habe erfahren, wohin man dich brachte, und bin dir gefolgt. Hast du eine Mitteilung zu machen?"
„Ich will hier 'raus!" knurrte Orban. „Zeig mir den Weg, auf dem du hereingekommen bist!"
„Wäre es nicht besser, du bliebest hier?" blinkte der Ai.
Chaktar hatte die Lage offenbar mit Bedacht analysiert. Orban schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich brauche den Kontakt mit Carnuum. Es wird dafür gesorgt werden, daß die Bruderschaft keinen Verdacht schöpft."
Der Ai wandte sich um und öffnete eine Tür. Dahinter lag ein kurzer Gang, der zum Einstieg eines Antigravschachtes führte. Während sie auf der kleinen, kreisrunden Plattform in die Tiefe glitten, entwickelte Orban einen Teil seines Planes. Der Schacht endete in einem großzügig angelegten, unterirdischen Abstellraum, in dem mehrere Fahrzeuge standen. Eine Rampe führte zur Oberwelt hinauf und mündete in eine stille, mit Bäumen bestandene Straße. Schwebelaternen spendeten spärliches Licht. Die Pyramiden zu beiden Seiten waren niedrig und duckten sich in die üppige Vegetation gepflegter Gärten. Die Bruderschaft hatte sich für ihr Versteck nicht die ärmste der Wohngegenden ausgesucht.
Chaktars Schweber stand etliche Querstraßen weiter auf einer öffentlichen Abstellfläche.
„Ich brauche ein zusätzliches Quartier", sagte Orban zum Abschluß seiner Erläuterungen. „Am besten ein ganzes Gebäude für mich allein, nicht zu schäbig. Orban verwandelt sich in einen reichen Mann. Ein Transmitter muß installiert werden - mit einem gesonderten Kanal, der von außen her angezapft werden kann. Im übrigen ist er auf die Station in meiner bisherigen Wohnung gepolt. Verstanden?"
Chaktar blinkte Zustimmung.
„Die Mietinformation muß manipuliert werden. Wer hinter mir herspürt, soll erfahren, daß ich das Gebäude vor zehn Tagen gemietet habe. Alle Arrangements müssen innerhalb von zwei Stunden getroffen werden. Verschaff dir Hilfe. Es ist wichtig, daß alles genau nach Plan abläuft. Kannst du es schaffen?"
Der Ai bejahte mit bemerkenswertem Gleichmut. Dann fügte er in seiner Blinksprache hinzu: „Ich hinterlasse in deiner bisherigen Wohnung einen Plan des Gebäudes. Es wäre bedauernswert, wenn du dein neues Heim beträtest und dich nicht darin auskenntest."
Orban warf ihm einen anerkennenden Blick zu.
„Du denkst an alles, mein Freund."
Minuten später war der Gleiter unterwegs. Chaktar setzte Orban in der Nähe des nächsten Transmitteranschlusses ab und machte sich unverzüglich auf den Weg, um seinen umfangreichen Auftrag zu erledigen.
4.
„Wir erwarteten Nachricht von dir, nicht dich selbst", sagte Carnuum.
„Ich will dir meinen Plan erklären", antwortete Atlan, der diesmal in Orbans zerschlissenem Gewand in den Gemächern des Herzogs erschienen war. „Aber zuerst will ich einiges wissen. Wer ist für den Einsatz der Schutzgarde im Wasserpalast verantwortlich? Die Garde griff zu früh an, außerdem schoß sie auf den Falschen. Solche Fehler dürfen nicht passieren, solange wir es mit der Bruderschaft zu tun haben."
Sein Blick wanderte von Weiksa, die ausdruckslos zu ihm aufsah, zu Syskal. Die alte Kranin hatte ein merkwürdiges Glitzern in den Augen, und der Mund war spöttisch verzogen.
„So?" sagte sie. „Dabei dachte ich, ich hätte alles richtig gemacht."
„Du warst das?" Syskals Haltung machte ihn unsicher. Hatte er sich verrechnet? Die Leiterin der Schutzgarde beging keine dilettantischen Fehler. „Die Gardisten schlugen so vorzeitig zu, daß es unmöglich war, auch nur einen einzigen Bruderschaftler zu fassen."
„Wen gab es zu fassen?" fragte Syskal leichthin.
„Wir rechneten mit Rammbock."
„Ja. Aber wenn er dabei gewesen wäre, hättest du Pantschu einen entsprechenden Hinweis
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